„Die Leute haben die Querelen satt“
Als neuer Bürgermeister von Waldbredimus will Thomas Wolter bei den Fusionsverhandlungen mit Bous Gas geben
Nach dem erzwungenen Rückzug des Bürgermeisters Louis Oberhag in der Gemeinde Waldbredimus hat der ehemalige Schöffe Thomas Wolter dieses Amt übernommen. Der 57-Jährige will den Fokus auf die Sacharbeit lenken und 2022 ein Referendum abhalten.
Thomas Wolter, Ihre Gemeinde hat ja bewegte Zeiten erlebt. Die Schöffen traten zurück, Bürgermeister Louis Oberhag verlor die Mehrheit. Hat es Sie selbst überrascht, als Sie plötzlich selbst Bürgermeister wurden?
Überraschend war vor allem der Rückzug der zwei Schöffen. Uns allen war zwar klar, dass im Schöffenrat nicht die beste Harmonie herrschte. Aber diesen Eklat hätten wir nicht erwartet. Dann kam die Frage auf uns Gemeindepolitiker zu: Finden sich zwei Ratsmitglieder, die mit Louis Oberhag einen Schöffenrat bilden wollen. Alle sechs verbliebenen Ratsmitglieder haben das ausgeschlossen. Dann haben wir drei Ratsmitglieder mit Schöffenratserfahrung – Jean-Claude Ruppert, Martin Bohler und ich – uns dazu bereit erklärt und eine Mehrheit gefunden.
Für Sie ist das Bürgermeisteramt eine neue Erfahrung. Trauen Sie sich die Herausforderung zu?
Ja, ich traue es mir zu, wenngleich ich Respekt vor dem Amt habe. Ich muss mich in viele Abläufe, Gesetze und Reglemente neu einarbeiten. Zum Glück stehen mir die Schöffen mit ihrer langjährigen Erfahrung zur Seite. Martin Bohler ist zum Beispiel schon seit 27 Jahren im Gemeinderat.
Sie sind angetreten mit dem Vorsatz, die Kommunikation mit dem Bürger zu verbessern. Was heißt das konkret?
Durch die Corona-Pandemie sind direkte Gespräche mit den
Bürgern jetzt natürlich schwierig geworden. Aber über die digitalen Kanäle wollen wir die Bürger besser informieren, was in der Gemeindepolitik vor sich geht. Die Internet-Seite der Gemeinde wird gerade von Ratsmitglied Mike Molling überarbeitet, außerdem wollen wir auf Facebook präsent sein und den Dienst „SMS 2 Citizen“nutzen. Ich denke, dass uns auf diese Weise viele Rückmeldungen der Bürger erreichen, für die wir ein offenes Ohr haben.
Nur ein paar Schritte vom Rathaus entfernt sieht man schon das größte Bauvorhaben der Gemeinde, das Sie von Ihrem Vorgänger geerbt haben ...
Ja, die Erweiterung von Schule und Maison relais zu einem Bildungshaus ist schon weit fortgeschritten. Die Gemeinde hat das Schulhaus nach hinten vergrößert, allerdings nur im ersten und zweiten Stock. Der Schulhof wurde dadurch nicht wesentlich verkleinert. Mit dem neu gewonnenen Platz kann man viel anfangen, zum Beispiel könnten wir den Musikunterricht aus dem ehemaligen Pfarrhaus von Trintingen in die Schule verlegen.
Das wichtigste Projekt – die Fusion mit Bous – war eigentlich für 2023 geplant. Wird da die Zeit nicht langsam knapp?
Ob es mit der Fusion bis 2023 klappt, dazu kann ich jetzt noch nichts sagen, weil ich in die Gespräche nicht eingebunden war. Wir als Schöffenrat wollen jetzt aber richtig Gas geben und so viele offene Punkte wie möglich klären. Wir haben uns fest vorgenommen, im Jahr 2022 das Referendum über die Fusion wie geplant durchzuführen.
Und wenn das Volk Ihnen einen Strich durch die Rechnung macht?
Ich denke, gerade jetzt sehen die Bürger die Vorteile einer Fusion.
Wir hatten gerade drei Monate Stillstand, in denen keine Gemeindepolitik stattfand. In einer Fusionsgemeinde wäre das nicht passiert, denn bei einer Demission rückt einfach jemand von der Liste nach. Die Leute haben jetzt auch die Nase voll davon, dass in unserer Gemeinde in jeder Ratsperiode politische Querelen kommen, die alles lähmen.
Wo wird denn das gemeinsame Rathaus stehen?
Meinen Informationen nach ist das schon geklärt. Es wird das historische Pfarrhaus in Waldbredimus sein, das die Gemeinde vor zwei Jahren gekauft hat.
Wenn Sie in drei Jahren fest im Sattel sitzen, treten Sie doch bestimmt noch einmal als Bürgermeister an?
Nein. Dann bin ich voraussichtlich pensioniert und steige aus der Gemeindepolitik aus, um mich um meine große Familie zu kümmern. Der Gemeinde tut es gut, wenn jüngere Leute nachrücken.