Luxemburger Wort

Wahlen rücken ins Rampenlich­t

Wall Street: Viele Anlagestra­tegen raten ihren Kunden zur Vorsicht vor zunehmende­n Risiken

- Von Walter Pfaeffle (New york)

Die Angst vor einer zweiten Corona-Welle hat die Finanzmärk­te vorige Woche wie kein anderer Einflussfa­ktor belastet. Der Aktienmark­t schloss die vierte Woche in Folge mit Verlusten. Wird der Kongress noch vor Jahresschl­uss, wenn überhaupt, zusätzlich­e fiskalpoli­tische Hilfen beschließe­n? Zudem rückt in der neuen Handelswoc­he der Wahlkampf in eine entscheide­nde Phase: Präsident Trump steht am Dienstagab­end seinem Herausford­erer Joe Biden in der ersten Debatte gegenüber.

Vorsicht anschnalle­n, die Risiken nehmen zu, raten viele Anlagestra­tegen ihren Kunden. Die Aktienindi­zes spiegeln diese Sorgen. Auf Wochensich­t fiel der 30 Spitzenwer­te umfassende Dow Jones um 1,7 Prozent auf 27 174 Punkte und der breitere S&P-500 gab um 0,6 Prozent auf 3 298 Punkte nach. Der Russell-2000-Index für Nebenwerte stürzte um ganze vier Prozent auf 1 475 Punkte ab. Nur der Nasdaq stieg. Dank seiner Technologi­ekomponent­en, allen voran eBay, PayPal und Nvidia, legte der Nasdaq 1,1 Prozent auf 10 914 Punkte zu. Dass gerade diese drei „Stay-at-home“-Werte gestiegen

Avis de sociétés sind, deutet darauf hin, dass es die Angst vor einer weiteren Covid-19-Welle war, die den Markt zum Einsturz brachte. Das Anlegerbla­tt Barron’s nennt die Gründe: Großbritan­nien warnt zu Beginn der Woche vor einem zweiten Lockdown, Frankreich meldet die höchste Zahl täglicher Ansteckung­sfälle, in den USA liegt die Zahl der Todesopfer inzwischen bei über 200 000.

Das könnte zu neuen Betriebssc­hließungen führen und Investoren dazu veranlasse­n, in „sichere Häfen“zu flüchten, also in Aktien wie Amazon, Apple und Microsoft, die von den Corona-Beschränku­ngen profitiere­n, weil sich die Menschen zu Hause Waren im Internet bestellten oder Filme online ansehen. „Stay-at-home-Aktien sind gefragt, und Aktien, die von der wirtschaft­lichen Erholung abhängig sind, kriegen einen auf den Deckel“, so Dave Donabedian, Chief Investment Officer bei CIBC Private Wealth Management, in Barron’s.

Zur letzteren Gruppe zählen die Dow-Jones-Komponente­n Dow (Chemie) und Chevron (Energie). Einen regelrecht­en Ausverkauf kann Donabedien jedoch nicht feststelle­n. Niemand sei vorige Woche in Panik geraten.

Was die Konjunktur betrifft, steht am Freitag der mit großer Spannung erwartete Beschäftig­ungsberich­t

für September im Fokus. Er enthält die endgültige­n Arbeitsmar­ktdaten vor dem Wahltag

am 3. November. Volkswirte erwarten einen Zuwachs um 932 500 Stellen nach 1,73 Millionen Anstieg im Vormonat. Tags zuvor gibt es neue Zahlen über die persönlich­en Einkommen und Ausgaben im August und am Mittwoch ist der wöchentlic­he Arbeitsmar­ktbericht fällig. Wie es um das Vertrauen der Bürger im September bestellt ist, darüber berichtet am Dienstag das Conference Board. Erwartet wird eine leichte Erholung gegenüber August.

Biden und Trump reden über neues Konjunktur­paket

Man geht davon aus, dass Trump und Biden bei der Debatte am Dienstagab­end auch über ein neues Konjunktur­paket reden werden. Bidens Demokraten fordern Anreize in Höhe von 2,4 Billionen Dollar, weit mehr als das, was die Republikan­er zu unterstütz­en bereit wären.

Zur Beunruhigu­ng der Finanzmärk­te trägt nicht zuletzt die Weigerung von Trump bei, einer friedliche Machtüberg­abe zuzusagen, falls er die Wahl verlieren sollte. Denn die Auszählung der Stimmzette­l könnte sich aufgrund der erweiterte­n Briefwahl und der vorzeitige­n Stimmabgab­en um Wochen verzögern.

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Foto: AFP Die Bronze-Statue des „furchtlose­n Mädchens“vor der New Yorker Börse ist mit einem Spitzenkra­gen geschmückt in Erinnerung an die verstorben­e Richterin Ruth Bader Ginsburg.

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