Chinas Kapitalmarkt im Kommen
Die Woche an den Rentenmärkten: Renditejagd der Investoren geht weiter
Nach der FED-Sitzung zur Monatsmitte sorgte auch die Anhörung von FED-Chef Jay Powell im Repräsentantenhaus nicht für größere Impulse für Kursbewegungen. Powell bekräftigte, dass der Leitzinskorridor bei null bis 0,25 Prozent bleiben wird, bis die Inflationsrate das Ziel von 2 Prozent für einige Zeit moderat überschreitet und der Arbeitsmarkt Vollbeschäftigung erreicht.
Immerhin bildete sich die Rendite der zehnjährigen Benchmark um drei Basispunkte auf 0,65 Prozent zurück. Laut den Projektionen rechnen momentan 13 der 17 Notenbanker mit unveränderten Leitzinsen bis 2023.
Die Preise für die wichtigsten Staatsanleihen auf beiden Seiten Atlantiks konnten dennoch nicht entscheidend hinzugewinnen. Die Tatsache, dass viele Risikoanlagen seit Septemberbeginn konsolidieren und die Finanzmärkte mit zunehmender Wahrscheinlichkeit einen zweiten Lockdown zumindest ins Kalkül ziehen, können momentan nicht die Renditepapiere entscheidend antreiben. Ebenso gaben Unternehmensanleihen nach.
Die Rohstoffpreise verloren, sogar der Goldpreis. Der US-Dollar legte gegenüber dem Euro spürbar zu. Zum einen profitierte er als Fluchtwährung, zum anderen wegen der vielen Neuinfektionen gerade in Europa. Hier gelten Frankreich und Spanien als neue Hotspots.
Die Renditejagd der Investoren geht indes weiter. Anleger erwarteten seit geraumer Zeit die Aufnahme chinesischer Staatsanleihen in maßgebliche Anleihe-Indizes. In der vergangenen Woche hat der Indexanbieter FTSE Russell bestätigt, dass die Anleihen des Landes in den marktführenden World Government Bond Index (WGBI) aufgenommen werden.
Der Aufnahmeprozess in den WGBI startet somit im September 2021 und erstreckt sich über einen Zeitraum von 20 Monaten. Am Ende werden chinesische Anleihen vermutlich eine Indexgewichtung von etwa sechs Prozent erlangen.
Konservative Schätzungen gehen im Zuge der stufenweisen Inklusion von Zuflüssen in den chinesischen Anleihenmarkt in Höhe von 65 bis 90 Milliarden USDollar aus.
Die Indexanbieter Bloomberg Barclays und JPMorgan Chase & Co hatten China bereits berücksichtigt. Weitere Zuflüsse in den
Rentenmarkt könnten folgen, wenn andere Indexanbieter nachziehen. Aktive Fonds bringen sich schon in Stellung, und so wird der drittgrößte Anleihemarkt der Welt immer mehr von der Inklusion profitieren. Die Mehrverzinsung der zehnjährigen chinesischen Staatsanleihe gegenüber ihren amerikanischen Pendants liegt gegenwärtig auf dem höchsten Stand seit 2011. Das eröffne durchaus Chancen für Investoren. Mit der Abbildung in den Renten-Indizes wird mittelfristig der wachsenden Bedeutung Chinas unter den Kapitalmärkten Rechnung getragen.
In Bezug auf die globale Geldpolitik und die aus dem NullzinsRegime gewachsenen Zwänge bleibt für die westlichen Industrienationen kaum Spielraum für zusätzliche Kreditlockerungen. Viele Experten sehen inflationäre Preisschwünge und Rückkehr der Inflation in Zukunft als eine wahrscheinliche Folge an.
Das überbordende Geldsystem und die Schuldenpyramide, für die es gesorgt hat, vor dem Einsturz zu bewahren, haben die Zentralbanken die Leit- und Kapitalmarktzinsen auf extrem niedrige Niveaus gedrückt. Nach Einschätzung von Thorsten Polleit, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth, sind die Wachstumskräfte der Volkswirtschaften nachhaltig beschädigt. Damit die Schuldner ihren Schuldendienst leisten können, müssen ausstehende Schulden dauerhaft und in ganz großem Stil monetarisiert werden.
Mit der Abbildung in den RentenIndizes wird der wachsenden Bedeutung Chinas unter den Kapitalmärkten Rechnung getragen.