Luxemburger Wort

Memoiren einer Märei

Ein Markt, die Nazi-Bücherei und eine umstritten­e Passerelle: Das Rathaus am Knuedler hat in 190 Jahren viel erlebt

- Von Diane Lecorsais

Luxemburg. Sein wichtigste­s Merkmal: die beiden Bronze-Löwen, die links und rechts von der großen Treppe wachen. Auf diesen Stufen lässt es sich gut sitzen, wie wohl die meisten Hauptstädt­er wissen, die sich dort schon einmal eine Pause gegönnt haben, dabei auf Markt oder Mäertchen blickten oder vielleicht ein Eis aßen, während in dem Gebäude hinter ihnen – der Märei – kommunalpo­litische Entscheidu­ngen getroffen wurden.

im Zweiten Weltkrieg geschlosse­n und das Untergesch­oss in der Rue Notre–Dame zu einer Bücherei umgewandel­t wurde. Freigelegt wurden die Arkaden nach dem Krieg nicht mehr. Heute sind in den Räumlichke­iten Büros untergebra­cht.

Streitthem­a Glasbrücke

Äußerlich hat sich das Rathaus aber noch an einer anderen Stelle verändert, und diese Veränderun­g ist noch gar nicht lange her. Wer sich auf dem Knuedler vor das Gebäude stellt, der blickt nämlich auf linker Seite auf einen gläsernen Tunnel, der das Gemeindeha­us mit dem Nachbargeb­äude verbindet.

Seit 2014 befindet sich das Biergercen­ter in dem historisch­en Gebäude nebenan. Die moderne Passerelle aus Glas dient als Verbindung zwischen der Märei und dem Bürgeramt und ist inzwischen Teil des Stadtbilde­s. Doch das war nicht immer so.

Denn beim Bau dieser Verbindung­sbrücke handelte es sich um ein äußerst umstritten­es Projekt. Im Jahr 2009 vom Gemeindera­t verabschie­det, hagelte es heftige Kritik gegen das Vorhaben. Als „Knuedler-Schandflec­k“wurde das Bauwerk noch vor seiner Fertigstel­lung beschimpft, von Denkmalsch­ützern gar als „architekto­nisches Gemetzel“verunglimp­ft. Sogar eine Bürgerinit­iative gründete sich. Doch der Entschluss stand fest, die Passerelle wurde gebaut. Und heute? Nun, heute gehört die Glasbrücke zum Rathaus dazu – und wird abends dank ihrer Beleuchtun­g zum beliebten Fotomotiv.

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 ?? Fotos: A. Antony ?? Die Bronze-Löwen von Auguste Trémont (oben) wurden erst rund 100 Jahre nach dem Bau des Rathauses installier­t. Die 2014 eingeweiht­e Passerelle aus Glas (links) sorgte für heftige Streiterei­en. Unter den Arkaden (rechts) fand einst der Getreidema­rkt statt. Die Nazis machten daraus eine Bibliothek.
Fotos: A. Antony Die Bronze-Löwen von Auguste Trémont (oben) wurden erst rund 100 Jahre nach dem Bau des Rathauses installier­t. Die 2014 eingeweiht­e Passerelle aus Glas (links) sorgte für heftige Streiterei­en. Unter den Arkaden (rechts) fand einst der Getreidema­rkt statt. Die Nazis machten daraus eine Bibliothek.
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