Zufriedene Majerus
Die luxemburgische Radsportlerin schafft es im WM-Straßenrennen in eine Ausreißergruppe
Doppel-Weltmeisterin Anna van der Breggen ließ sich bei der Siegerehrung von IOC-Präsident Thomas Bach beglückwünschen, Christine Majerus war ebenfalls zufrieden. Auf 143 Kilometern in Imola hatte es die luxemburgische Abonnementsmeisterin während 40 Kilometern in eine neunköpfige Ausreißergruppe geschafft. „Es war einen Versuch wert. Ich fühlte mich bis etwa 100 Kilometer gut, dann machten sich die zuletzt fehlenden Rennkilometer bemerkbar. Ich freue mich, dass Anna das Regenbogentrikot zurück ins Team Boels-Dolmans gebracht hat“, sagte Majerus, die sich mit einem Rückstand von 14'01'' als 62. klassierte, nach einem windumtosten Rennen, das einmal mehr von der Dominanz der Niederländerinnen geprägt war.
Silber trotz gebrochenen Handgelenks
Hinter van der Breggen holte sich Titelverteidigerin Annemiek van Vleuten trotz eines gebrochenen Handgelenks die Silbermedaille, Marianne Vos wurde Vierte.
Den niederländischen Dreifachsieg verhinderte derweil die Italienerin Elisa Longo Borghini, die Bronze holte. Van der Breggen schaffte als erste Frau seit der Französin Jeannie Longo-Ciprelli im Jahr 1995 das WM-Doublé aus Einzelzeitfahren und Straßenrennen. Beim Kampf gegen die Uhr hatte sie am Donnerstag von einem schweren Sturz der US-Amerikanerin Chloé Dygert profitiert.
Diesmal demonstrierte van der Breggen ihre Stärke. Auf einem Anstieg 40 Kilometer vor dem Ziel griff sie furios an. In der Folge enteilte sie allen Verfolgerinnen um über eine Minute und war nicht mehr einzuholen. „Ich habe es geschafft, davonzukommen und den Unterschied zu machen“, sagte van der Breggen. Bei der Siegerehrung war nicht nur IOC-Präsident Bach mit von der Partie, sondern erstmals auch vereinzelt Zuschauer auf den Stadionrängen der Rennstrecke.
Die Luxemburgerinnen Nina Berton und Claire Faber wurden frühzeitig abgehängt und kamen nicht ins Ziel.
Für Majerus steht in den kommenden Wochen ein intensiver Rennblock auf dem Programm. Sie wird an allen großen Eintagesrennen teilnehmen. Los geht's schon am Mittwoch mit der Flèche Wallonne, dann folgen Liège-Bastogne-Liège (4. Oktober), das Amstel Gold Race (10. Oktober), die Tour des Flandres (18. Oktober) und Bruges-De Panne (20. Oktober). „Ich freue mich auf diese Rennen. Ich weiß allerdings, dass ich dort nicht auf eigene Kappe fahren werde. Meine Rolle ist klar definiert: Ich werde arbeiten und die Kapitäninnen unterstützen. Wenn sich mir dann doch eine Chance bietet, möchte ich die nutzen.“Die 33-Jährige hegt allerdings auch einige Zweifel. „So ganz sicher bin ich mir nicht, dass diese Wettkämpfe auch wirklich alle über die Bühne gehen. Die Situation um die Corona-Pandemie verschlimmert sich wieder. In einigen Ländern sieht es nicht rosig aus. Und ich kann mir vorstellen, dass es der Weltverband nach der Tour de France und der WM, den für sie wichtigsten Terminen des Jahres, etwas großzügiger mit den Bestimmungen und Restriktionen umgeht. Dieser Schuss könnte nach hinten losgehen.“
Einen Wunsch hat Majerus ebenfalls: „Es wäre schön, bei Paris-Roubaix (25. Oktober) dabei zu sein.“Erstmals sind die Frauen in diesem Jahr dort am Start. Die Premiere will Majerus nicht verpassen. dpa/jg/kev