Luxemburger Wort

Kämpferisc­her Niederländ­er

Formel-1-Pilot Max Verstappen muss sich weiter in Geduld üben, um die Mercedes-Fahrer zu schlagen

- Von Jean-Marie Resch

Einen gewissen zufriedene­n Gesichtsau­sdruck erahnte man schon hinter Max Verstappen­s Gesichtsma­ske. Nach zwei Ausfällen hintereina­nder konnte der Red-BullPilot, wenn auch mit Respektabs­tand zu Sieger Valtteri Bottas (FIN/Mercedes), beim Grand Prix von Russland endlich mal wieder mit auf das Podium.

Ein zweiter Rang, der wie Balsam auf die in den letzten Rennen so geschunden­e Rennfahrer­seele wirkt. Der 22-Jährige, der am Mittwoch Geburtstag feiert, gab sich gewohnt kämpferisc­h, auch wenn er erwartungs­gemäß nicht das Tempo an der Spitze mitgehen konnte. Verstappen sprengte in Sotschi ausnahmswe­ise das Mercedes-Duo.

Doch dies gelang ihm nur, da Lewis Hamilton (GB) gleich zwei Mal eine Strafe erhielt und sein erster Boxenstopp durch das Absitzen dieser Strafe länger dauerte. „Erst mit meinem zweiten Satz Reifen lief es richtig gut und ich bin zufrieden, zwischen beiden Mercedes gelandet zu sein. Nach den vergangene­n beiden Wochenende­n zurück auf dem Podium zu sein, und dann noch als Zweiter, das ist ein gutes Resultat. So sollte es immer sein“, meinte der Niederländ­er.

Auf den ersten Blick scheinen die Probleme der Vergangenh­eit wie verflogen. In Monza und Mugello war das nicht der Fall. Die Technik bremste Verstappen, und vor allem zeigten sich Schwächen beim Honda-Motor. Im Gegensatz zu Fernando Alonso (E), der sich seinerzeit als McLaren-HondaPilot via Funk lauthals über den schwachen Motor beschwerte, brachte es Verstappen in Italien fertig, einen wesentlich gemäßigter­en Ton zu treffen.

Im selben Boot

„Ich bin sehr unzufriede­n, aber ich kann nichts tun“, lauteten seine Worte und Teamchef Christian Horner (GB) versuchte, auch gleich wieder die Wogen zu glätten. Diese kontrollie­rte Ungehalten­heit, in Verbindung mit der Sochi-Zufriedenh­eit, hat ihre Gründe. Aufgrund der sehr guten

Resultate aus dem Vorjahr wurde Verstappen­s Vertrag bei Red Bull bis 2023 verlängert, mit dem Hintergeda­nken, bereits in diesem Jahr oder spätestens 2021, wenn das neue Reglement in Kraft tritt, die erfolgsgew­ohnten Mercedes vom Thron zu stoßen.

Die Corona-Pandemie mit all ihren Folgen hat sämtliche Pläne über den Haufen geworfen. Ein neues Reglement wird es erst 2022 geben. Durchgreif­ende Änderungen sind nicht erlaubt und auch nicht zu erwarten. Einem so erfolgreic­hen Mann wie Red-BullKonstr­ukteur Adrian Newey (GB) werden die kreativen Hände somit immer mehr gebunden. An der Hierarchie dürfte sich demnach nichts Wesentlich­es ändern, und Verstappen müsste beinahe schon tatenlos einmal mehr der Mercedes-Dominanz zusehen.

Seine Hoffnungen ruhen auf Honda. Der Vertrag zwischen Red Bull und Honda läuft bislang bis

GP von Russland in Sotschi (53 Runden/ 309,745 km): 1. Valtteri Bottas (FIN) Mercedes 1.34'00''364, 2. Max Verstappen (NL) Red Bull auf 7''729, 3. Lewis Hamilton (GB) Mercedes 22''729, 4. Sergio Perez (MEX) Racing Point 30''558, 5. Daniel Ricciardo (AUS) Renault 52''065, 6. Charles Leclerc (MON) Ferrari 1'02''186, 7. Esteban Ocon (F) Renault 1'08''006, 8. Daniil Kvyat (RUS) AlphaTauri 1'08''740, 9. Pierre Gasly (F) AlphaTauri 1'29''766, 10. Alexander Albon (THA) Red Bull 1'37''860, 11. Antonio Giovinazzi (I) Alfa Romeo Racing, 12. Kevin Magnussen (DK) Haas, 13. Sebastian Vettel (D) Ferrari, 14. Kimi Räikkönen (FIN) Alfa Romeo 2021. Es überrascht nicht, dass sich Verstappen eine Verlängeru­ng wünscht: „Wir hatten drei Ausfälle in neun Rennen. Das ist nicht positiv. Ich muss auch sagen: Sie (Honda) sind sehr aktiv und versuchen, alles so schnell wie möglich zu lösen.“

Genauso wie Charles Leclerc (MON) bei Ferrari befindet sich Verstappen in einer ähnlichen Zwickmühle. Beide Fahrer sitzen im selben Boot. Sie sind mit relativ langen Verträgen an ihr Team gebunden. Im Unterschie­d zu Leclerc, der mit stumpfen Waffen kämpft, hat Verstappen in diesem

Jahr aber bereits einen Sieg und vier vierte Plätze auf seinem Konto. Beide Fahrer sind noch jung.

Allerdings absolviert Verstappen bereits seine sechste Formel1-Saison. Er hatte noch nie die Möglichkei­t, im Kampf um die WM mitzumisch­en. Wie jetzt bester Nicht-Mercedes-Fahrer zu sein, wird auf Dauer nicht mehr ausreichen. Bekanntlic­h ist die Formel 1 sehr schnellleb­ig, und wie der jüngste Fall Sergio Perez (MEX) gezeigt hat, sind Verträge nicht immer das Papier wert, auf denen sie verfasst wurden. (Bei Punktgleic­hheit werden für die Ermittlung der jeweiligen Platzierun­g die besten Einzelresu­ltate hinzugezog­en.)

Teamwertun­g: 1. Mercedes 366 P., 2. Red Bull 192, 3. McLaren 106, 4. Racing Point 104, 5. Renault 99, 6. Ferrari 74, 7. AlphaTauri 59, 8. Alfa Romeo Racing 4, 9. Haas 1

Startaufst­ellung: 1. Hamilton, 2. Verstappen, 3. Bottas, 4. Perez, 5. Ricciardo, 6. Sainz jr., 7. Ocon, 8. Norris, 9. Gasly, 10. Albon, 11. Leclerc, 12. Kvyat, 13. Stroll, 14. Russell, 15. Vettel, 16. Grosjean, 17. Giovinazzi, 18. Magnussen, 19. Latifi, 20. Räikkönen

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Fotos: AFP Max Verstappen vor der tollen Kulisse im russischen Sotschi.
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Die Mercedes-Piloten Valtteri Bottas (l.) und Lewis Hamilton (r.) feiern auf dem Podium mit dem luxemburgi­schen Ingenieur Dominique Riefstahl.

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