Erneuter WG-Protest in Esch
Über 100 Personen demonstrieren in der Minettemetropole – Es geht um Wohngemeinschaften, aber nicht nur
Esch/Alzette. Am Samstag hat bereits zum dritten Mal eine Protestaktion zum Thema Wohngemeinschaften in Esch stattgefunden. Rund 120 Personen waren dem Aufruf der drei Vereinigungen Save Co-housing in Esch, Mieterschutz Lëtzebuerg und der Conscious and cultural student association (CCSA) gefolgt.
Versammelt hatten sich die Demonstranten beim Escher Friedensgericht. Die Kälte und der unangenehme Nieselregen hatten sie nicht entmutigt. Zu sehen waren rote Flaggen von Déi Lénk und der KPL, aber auch einige lila Flaggen von der Piratenpartei sowie zahlreiche rote OGBL-Jacken.
Der Ursprung der Protestbewegung lag wie gesagt bei den neuen WG-Bestimmungen im Escher PAG. Doch während der Reden wurde klar, dass es die Demonstranten auch allgemein auf die Schieflage am Luxemburger Wohnungsmarkt abgesehen hatten.
So konnte Emanuel Kamura, im Namen des Kollektives „Save Cohousing in Esch“, über 15 Parteien oder Vereinigungen begrüßen, die sich der Aktion angeschlossen hatten. Gut zehn Redner sollten am Mikrofon folgen.
„Si wëllen Esch botzen“
Unter ihnen befand sich Nina Biren, die selbst in einer Wohngemeinschaft in Esch wohnt. Sie sprach von einem „Skandal“. Die Stadt Esch habe es verpasst, WGEinwohner korrekt zu informieren. Es sei auch nicht an der Stadt, zu sagen „mit wem wir wohnen dürfen“. Sie forderte die Politik auf, den Menschen, die in WGs wohnen wollen, nicht noch weitere Steine in den Weg zu legen.
Zuvor hatte Emanuel Kamura erklärt, dass er selbst vor fünf Jahren als Flüchtling nach Luxemburg gekommen sei. Er prangerte vor allem den „Lien affectif“an, von dem in einem Entwurf des PAG die Rede ist. „Wie soll ein Flüchtling, der niemanden hier kennt, einen Lien affectif vorweisen können?“, fragte er.
Gary Diderich, Sprecher von Déi Lénk, der am Samstag die Vereinigung Life vertrat, hegte gar den
Vorwurf, dass die Escher Gemeindeführung Sozialfälle aus Esch verdrängen möchte. „Si wëllen Esch botzen“, sagte er. Antonia Ganeto von Finkape, eine Vereinigung, die sich für afrikanisch-stämmige
Menschen einsetzt, unterstrich, dass die Wohngemeinschaften eine Lösung für Menschen darstellen können, die zu den Schwächsten in der Gesellschaft zählen. Darunter auch Personen schwarzer Hautfarbe, die Schwierigkeiten hätten, eine Mietwohnung zu finden.
Angeprangert wurden zudem die Zustände auf dem luxemburgischen Wohnungsmarkt. Dies von Vertretern unter anderem dem CLAE, vom OGBL, von der KPL oder noch von Line Wies, Rätin für Déi Lénk in Esch, die erklärte, dass in Luxemburg 25 Prozent des Grundbesitzes 159 Personen gehören.
Nächste Etappe: Luxemburg-Stadt
Jean-Michel Campanella, Präsident der erst im Juli gegründeten Vereinigung Mieterschutz Lëtzebuerg, unterstrich, dass es nicht an einer Gemeinde sei, zu „diktieren“, was unter einer WG zu verstehen sei. Dies müsse in einer Diskussion mit der Zivilgesellschaft definiert werden. Zum Schluss lancierte er einen Appell für eine weitere, nationale Demonstration, die am 10. Oktober in LuxemburgStadt stattfinden wird.
Obwohl erst vor den Sommerferien gegründet, zählt seine Vereinigung bereits 100 Mitglieder, erklärte er später dem LW. Sie habe sich für die Lage in Esch interessiert, nachdem Presseartikel über die WG-Problematik berichtet hatten. Kontakt wurde daraufhin mit dem Kollektiv „Save Co-housing in Esch“aufgenommen.
Doch dabei ist es nicht geblieben. Um diese Protestaktion zu organisieren, wurden zahlreiche weitere Vereinigungen kontaktiert, die auf irgendeine Art und Weise von der Wohnproblematik betroffen sind. Sie zu mobilisieren, sei nicht schwierig gewesen. „Fast alle haben gesagt: Endlich passiert etwas“, so Jean-Michel Campanella.
Er geht davon aus, dass für die Demo in Luxemburg-Stadt noch mehr Vereinigungen dazu stoßen werden. Die Protestaktion in Esch stellt in seinen Augen demnach nur einen Anfang dar.