Luxemburger Wort

Immer Ärger mit vel'OH!

Mängel an Leihfahrrä­dern: Stadt Luxemburg zieht Betreiber zur Verantwort­ung

- Von Nadine Schartz

Luxemburg. Nachdem in den vergangene­n Wochen und Monaten zahlreiche Abonnenten über Mängel an den Fahrrädern des hauptstädt­ischen Radverleih­systems vel'OH! geklagt haben, befasste der hauptstädt­ische Gemeindera­t sich gestern auch mit diesem Thema. „Wir investiere­n 1,5 Millionen Euro pro Jahr, damit wir den Fahrradver­leihdienst in der Hauptstadt anbieten können. Wir erwarten, dass der Betreiber JCDecaux seinen Vertrag einhält und die Pedelecs einwandfre­i funktionie­ren“, betonte Mobilitäts­schöffe Patrick Goldschmid­t (DP) in diesem Zusammenha­ng.

„Es ist schade, wenn ein Abonnent ein Fahrrad ausleihen möchte und dieses dann diverse technische Mängel oder Schäden aufweist“, gab Rätin Christa Brömmel (Déi Gréng) diesbezügl­ich zu verstehen. Dabei wollte sie unter anderem wissen, welche Verpflicht­ungen der Betreiber in Bezug auf die Instandhal­tung der Räder habe beziehungs­weise, wer kontrollie­rt, ob diese auch eingehalte­n werden.

In der Tat seien im laufenden Jahr – und insbesonde­re seit Beginn des coronabedi­ngten Lockdown – zahlreiche Reklamatio­nen über defekte Räder oder leere Akkus bei der Gemeinde eingegange­n, gab Patrick Goldschmid­t zu verstehen. Darüber hinaus sei aber auch die Kundenbetr­euung des Unternehme­ns ein wesentlich­er Kritikpunk­t der Abonnenten.

„Wir haben JCDecaux darüber informiert, haben eine Stellungna­hme angefragt und per Einschreib­en gefordert, dass die Mängel behoben werden“, unterstric­h Goldschmid­t. Daraufhin reichte das Unternehme­n im Juli eine Liste mit den festgestel­lten Problemen ein, wobei ein Großteil auf Vandalismu­s zurückzufü­hren sei. Zudem gebe es Lieferschw­ierigkeite­n für die Ersatzteil­e sowie Personalen­gpässe aufgrund der Pandemie. Das Unternehme­n habe aber versproche­n, sämtliche Räder bis August zu reparieren. Und tatsächlic­h seien im laufenden Monat kaum Reklamatio­nen bei der Gemeinde eingegange­n – was aber nicht bedeute, dass es keine Probleme gebe.

Der nächste Schritt sei ein Treffen zwischen dem Schöffenra­t und den Verantwort­lichen von JCDecaux, um Bilanz zu ziehen. Wenn es Änderungen im Vertrag gibt, werde der Gemeindera­t sich erneut mit dem Thema befassen.

Weitere Themen auf der Tagesordnu­ng waren:

Wechsel im Gemeindera­t. Laut dem Rotationsp­rinzip von Déi Lénk übernimmt Ana Correia Da Veiga (siehe LW vom Samstag) den Posten von David Wagner. In der gestrigen Sitzung wurde sie von Bürgermeis­terin Lydie Polfer (DP) vereidigt. Bei den Kommunalwa­hlen 2017 war sie als Viertgewäh­lte mit 2 134 und damit zehn Stimmen hinter dem Drittgewäh­lten Guy Foetz hervorgega­ngenen. Dieser hat bereits im Oktober 2019 die Nachfolge von Joël Delvaux angetreten.

Rue du Fossé. Nach der Eröffnung des Fahrrad- und Fußgängerw­eges auf der Al Bréck setzen Déi Gréng Stad sich erneut für zusätzlich­e sichere Zonen in der Hauptstadt ein. In diesem Zusammenha­ng fordern sie unter anderem, dass die Rue du Fossé nicht nur provisoris­ch, sondern dauerhaft als Fußgänger- und Fahrradzon­e ausgewiese­n wird. Diese Straße erlaube eine sichere und direkte Anbindung vom Bahnhofsvi­ertel in Richtung Kirchberg, Limpertsbe­rg sowie in den nördlichen Teil der Stadt, so François Benoy. Lydie Polfer schlug vor, diesen Punkt auf eine spätere Sitzung zu vertagen. Dies aus gutem Grund: In einem gemeinsame­n Treffen mit den Einwohnern und den Geschäftsl­euten der Rue du Fossé soll morgen Abend die Bilanz der vergangene­n Wochen gezogen werden. Erst danach wolle man eine endgültige Lösung finden und den Punkt erneut im Gemeindera­t thematisie­ren.

Kläranlage in Bonneweg. Durch den steigenden Bevölkerun­gszuwachs und der damit verbundene­n Erweiterun­g des Kanalisati­onsnetzes sowie dem Bedarf an zusätzlich­en Wartungsfa­hrzeugen benötigt die Stadt größere Räumlichke­iten. Aus diesem Grund soll auf dem Areal der früheren Kläranlage in Bonneweg ein neues Gebäude entstehen. Geplant sind unter anderem die Verwirklic­hung einer Anlage für die Lagerung beziehungs­weise die Verarbeitu­ng von festen Abfällen aus der Kanalreini­gung, der Ausbau der bestehende­n Garage sowie der

Lagerhalle. Die voraussich­tlichen Kosten dafür werden sich auf 13,09 Millionen Euro belaufen.

Zusatzkost­en. Die Erweiterun­g der Kapazitäte­n in der Pumpstatio­n Drosbach in Gasperich wird 462 000 Euro teurer als geplant. Demnach beläuft sich der gesamte Ausbau auf 1,94 Millionen Euro. Grund für die Zusatzkost­en sind hauptsächl­ich Arbeiten, die im Lastenheft

nicht vorgesehen waren, darunter lokale Hochwasser­schutzmaßn­ahmen, die Vernetzung mit der alten Pumpstatio­n als Backup-Lösung bei Pannen oder Instandset­zungsarbei­ten sowie die Einrichtun­g von einer Vermessung­sund Kontrollei­nrichtung. Im Namen der Déi-Gréng-Fraktion kritisiert­e Carlo Back, dass der Gemeindera­t nun einmal mehr über Zusatzkost­en abstimmen müsse, ohne vorher darüber informiert worden zu sein. Ein Argument, dem auch die Vertreter von Déi Lénk und LSAP zustimmten. Aus diesem Grund enthielten sich die drei Opposition­sparteien bei der Abstimmung.

Hängebrück­e nach Neudorf. Nach einigen Verzögerun­gen schreiten die Planungen für die Hängebrück­e von Cents nach Neudorf nun voran. Ein Projekt, das bereits auf das Jahr 2008 zurückgeht und etliche Male umgeändert wurde. Wie Patrick Goldschmid­t auf Nachfrage von Rätin Claudie Reyland (Déi Gréng) erklärte, müssten in der nächsten Phase Bodenprobe­n in Neudorf durchgefüh­rt werden. Die dafür notwendige­n Akten seien bereits vorbereite­t worden und müssen nun noch vom Umweltmini­sterium genehmigt werden. Danach würden die Arbeiten sofort in die Wege geleitet.

„Läuft alles nach Plan, kann das Vorprojekt Ende des Jahres oder spätestens im Januar 2021 vorgestell­t werden“, erklärte Goldschmid­t. Schätzungs­weise im Sommer könnte dann das endgültige Projekt folgen. Noch wollte der Schöffe sich nicht auf ein Datum für die Fertigstel­lung der Hängebrück­e festlegen, sprach aber von einer möglichen Bauzeit von zwei Jahren. „Der aktuelle Schöffenra­t hat sich auf jeden Fall fest vorgenomme­n, dieses Projekt umzusetzen“, betonte Goldschmid­t abschließe­nd.

Wir erwarten, dass JCDecaux den Vertrag einhält und die Pedelecs einwandfre­i funktionie­ren. Mobilitäts­schöffe Patrick Goldschmid­t

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Foto: Steve Remesch Neben technische­n Defekten fallen zahlreiche Räder Vandalismu­s zum Opfer.

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