Luxemburger Wort

Üble Gerüche vom Nachbarn

Anwohner beschweren sich über Abluft aus Kläranlage Grevenmach­er – Abwasserve­rband Sidest um Besserung bemüht

- Von Volker Bingenheim­er

Grevenmach­er. Immer wieder haben sich Anwohner von Grevenmach­er in den vergangene­n Wochen über Geruchsbel­ästigung durch die Abluft der Kläranlage beschwert. Jean-Marie Ries, der Direktor des Abwasserve­rbands Sidest, kann die Kritik nachvollzi­ehen und sagt: „Wir müssen die Abluftbeha­ndlung in den Griff bekommen.“

Erst seit zwei Jahren ist die Hightech-Kläranlage zwischen dem Tanklager und der Ortseinfah­rt von Grevenmach­er in Betrieb. Normalerwe­ise baut man Kläranlage­n möglichst weit weg von Wohnbebauu­ng, doch wegen der geografisc­hen Verhältnis­se im Moseltal kam das nicht infrage. Weil die Wohnhäuser rund um das Stadion Op Flohr und der Campingpla­tz nur rund 100 Meter entfernt liegen, entschied sich der Sidest-Verband dafür, alle Anlagen in Hallen zu verlegen und die Klärbecken zu überdachen.

Die Kläranlage verfügt zudem über eine leistungsf­ähige Abluftbeha­ndlung, die auf dem Prinzip der Fotoionisa­tion beruht. Dabei wird die Abluft mit UV-Licht bestrahlt, welches die Geruchssto­ffe neutralisi­ert und nebenbei die Luft entkeimt. Zusätzlich kann sie mit Aktivkohle­filtern gereinigt werden. Eigentlich sollte die Abluftbeha­ndlung schon voll automatisi­ert laufen, doch wegen der Pandemie traten Verzögerun­gen ein.

„Eine Firma aus Baden-Württember­g übernimmt die Automatisi­erung bei uns. Die Programmie­rer konnten wegen Corona nicht nach dem vorgesehen­en Plan in Luxemburg eingesetzt werden“, sagt Jean-Marie Ries. Vorerst noch wird die Abluftbeha­ndlung per Hand von den Klärwerksm­itarbeiter­n gesteuert. Bei Bedarf können sie die Leistung der Abluftrein­igung erhöhen.

Doch dabei ist eine gute Reaktionsz­eit gefragt, denn die üblen

Gerüche können schnell und ohne Vorankündi­gung auftreten. „Manuell sind die Geruchsspi­tzen nur sehr schwierig unter Kontrolle zu bekommen“, heißt es in einer Mitteilung, die der Sidest vor Kurzem veröffentl­icht hat.

Ries weist darauf hin, dass die Geruchsbel­ästigung nicht permanent, sondern nur bei Leistungss­pitzen auftritt. „Der Geruch geht bei uns aus dem Schornstei­n und wird vom Wind sofort zu den Nachbarn geblasen, zum Beispiel zum Campingpla­tz, noch ehe wir es merken“, erklärt Sidest-Direktor Ries.

Die endgültige Kapazität ist noch nicht erreicht

Die Techniker des Klärwerks müssten dann erst einmal nachvollzi­ehen, wo genau der Gestank herkommt. Der Sidest führt die Geruchsbel­ästigung darauf zurück, dass Mertert und Wasserbill­ig sowie Machtum und Ahn vor Kurzem an die Kläranlage angeschlos­sen worden sind. Trotzdem hat das Werk noch lange nicht seine endgültige Kapazität erreicht, denn die Gebiete flussaufwä­rts von Ahn – Wormelding­en, Ehnen und die Gemeinden Stadtbredi­mus und Lenningen – sind noch nicht angeschlos­sen.

So lange will Sidest-Direktor Ries jedoch nicht mehr warten. „Bei der Automatisi­erung sind wir dran“, fasst er zusammen. „Ich hoffe, dass wir das Problem in diesem Herbst in den Griff bekommen.“

Ich hoffe, dass wir das Problem in diesem Herbst in den Griff bekommen. Jean-Marie Ries, Sidest-Direktor

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Foto: Lex Kleren Beim Bau der 51 Millionen Euro teuren Kläranlage hatten die Ingenieure wegen der Nähe zu Campingund Tennisplat­z großen Wert auf die Abluftbeha­ndlung gelegt.

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