Luxemburger Wort

Gemeinden unter Druck

Syvicol macht auf Probleme beim Pacte logement aufmerksam und fordert Regierung auf, die Kommunen finanziell stärker zu unterstütz­en

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Der Syvicol steht der geplanten Reform des Pacte logement prinzipiel­l positiv gegenüber. Der Dachverban­d der Gemeinden hat aber auch Schwachste­llen ausgemacht, die die praktische Umsetzung schwierig bis unmöglich machen, wie Syvicol-Präsident Emile Eicher erklärt.

Langwierig­e Prozeduren

Das betrifft zum Beispiel die neue Regelung, dass ein Teil der Flächen beziehungs­weise der Wohnungen in den Besitz der öffentlich­en Hand übergeht. So muss ein Bauträger im Rahmen eines Teilbebauu­ngsplans (PAP) zwischen zehn und 30 Prozent der Fläche oder Wohnungen an die Gemeinde oder den Staat zum Gestehungs­preis abtreten. Um zu verhindern, dass der Bauträger die Mindereinn­ahmen auf die anderen Wohnungen umlegt, ist vorgesehen, die Baudichte auf der ihm verbleiben­den Fläche zu erhöhen. „Da aber die Baudichte in den PAG festgelegt ist, bedeutet eine Änderung der Dichte automatisc­h eine Änderung des PAG“, so Eicher. Das müsse im Gesetz verankert werden, ansonsten drohe ein formeller Einwand des Staatsrats. PAGÄnderun­gen aber sind mühsam, zeitaufwen­dig „und sie kosten Geld“, gibt Eicher zu bedenken. Der Syvicol fordert deshalb parallel zum Pacte logement 2.0 eine Vereinfach­ung der PAG-Prozeduren im kommunalen Flächennut­zungsgeset­z.

Ein weiteres Problem: die Festlegung des Gestehungs­preises in der Konvention. „Der Bauträger kann erst mit dem Verkauf beginnen, nachdem er eine Konvention mit der Gemeinde unterzeich­net hat. In der Konvention sollte dann auch der Preis stehen, zu dem der Bauträger die Wohnungen an die Gemeinde abtritt. „Der Preis ist aber in diesem frühen Stadium nicht festlegbar“, sagt der SyvicolPrä­sident. Der tatsächlic­he Preis stelle sich erst später heraus und hänge von vielen Faktoren ab – zum Beispiel, welche Probleme während der Bauphase auftauchen, ob Firmen pleite gehen. Auch die Dauer der Bauphase spiele eine Rolle. „Wenn der Bau sich über mehrere Jahre erstreckt, liegt es auf der Hand, dass sich der Preis ändert“, so Eicher.

Des Weiteren muss nach Ansicht des Syvicol klar sein, dass der Anteil der Wohnungen, die in öffentlich­en Besitz übergehen, sich rein auf die bebaubare Fläche bezieht und dies auch so im Gesetz verankert wird. Bleibt noch die Frage, wie man logement à coût modéré definiert. Zwar hat das Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (Liser) eine Definition ausgearbei­tet, aber die hilft, was die Verkaufswo­hnungen betrifft, nicht wirklich weiter. In der

Hauptstadt ist eine Verkaufswo­hnung, die 30 oder 40 Prozent unter dem Marktwert liegt, für viele immer noch unerschwin­glich – wegen der hohen Grundstück­spreise. „Der Wohnungsba­uminister ist sich des Problems absolut bewusst“, sagt Emile Eicher. Zu diesem Punkt ist ein Treffen zwischen Minister Henri Kox (Déi Gréng) und dem Syvicol geplant.

Syvicol trifft heute Regierung

Heute trifft sich der Syvicol im Senninger Schloss mit der Regierung zu einer zweistündi­gen Sitzung. Dabei geht es neben der Forderung einer allgemeine­n Vereinfach­ung von Prozeduren – nicht nur PAG – auch um die Entwicklun­g der Gemeindefi­nanzen. Durch die Corona-Krise brechen den Gemeinden die Einnahmen weg und der Syvicol erhofft sich vom Staat eine stärkere finanziell­e Unterstütz­ung. „Statt bestehende Subvention­en lediglich um drei oder fünf Prozent zu erhöhen, fordern wir die Regierung auf, die Grundlage, auf der die Subvention­en berechnet werden, an die Realität anzupassen“, sagt Eicher.

Damit die Gemeinden über Liquidität­en verfügen, sollte der Staat sie während der Krise von in normalen Zeiten üblichen Zahlungsve­rpflichtun­gen befreien, sagt der Syvicol-Vorsitzend­e. Als Beispiel nennt Eicher die Gelder, die die Gemeinden an die Abwassersy­ndikate zahlen müssen, um ihre Abschreibu­ngen zu decken – Gelder, die dann in einem Fonds gehortet werden. Der Syvicol wird die Regierung auch zu einer Fristverlä­ngerung auffordern, zum Beispiel was das Einreichen von Subvention­santrägen für den Bau von Kläranlage­n betrifft. Die Kosten für die technische Aufrüstung von Kläranlage­n seien regelrecht explodiert und würden die finanziell­en Mittel der Gemeinden auffressen, gibt Eicher zu bedenken. Er fordert deshalb eine „Stornierun­g“solcher Projekte, ohne Einbußen bei der Höhe der Subvention­en befürchten zu müssen. mig

PAG-Änderungen kosten Zeit und Geld. Emile Eicher, Syvicol

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