Bereit für den Feinschliff
Die Grundstruktur des Benu Village in Esch steht – Trägergesellschaft will keine Zeit mehr verlieren
Esch/Alzette. Die Arbeiten am Benu Village in Esch, das sich seit Juli 2019 auf einem 20 Ar großen Grundstück an der Rue d'Audun im Bau befindet, schreiten voran. In den ersten Upcycling-Werkstätten des künftigen Ökodorfs im Stadtviertel Grenz, in dem die Gemeinwohlökonomie und Kreislaufwirtschaft im Mittelpunkt stehen, wird bereits eifrig das Mobiliar für das Dorf hergestellt. Die Eröffnung des Benu-Restaurants ist für Ende des Jahres geplant und die Errichtung weiterer ContainerBlöcke ist in vollem Gange.
Größe des Projekts definieren
Damit die Umsetzung des Vorzeigeprojekts für Esch und die Großregion jedoch weiterhin zügig vorangetrieben werden kann, ist die Vereinigung Benu Village auf zusätzliche finanzielle Unterstützung seitens des Staats und vor allem der Stadt Esch angewiesen. Erst vergangenen Freitag hat der Escher Gemeinderat einstimmig beschlossen, ihr eine Million Euro über die kommenden drei Jahre zur Verfügung zu stellen.
„Die Kommune spielt ihre Rolle als Partner diesbezüglich einwandfrei. Doch weitere finanzielle Hilfen sind notwendig, um die genaue Größe des Projekts definieren zu können. Es gilt, keine Zeit mehr zu verlieren, denn der richtige Zeitpunkt für diese Festlegung ist jetzt“, betont der Initiator des Projekts, Georges Kieffer.
In diesem Zusammenhang strebt er auch weitere finanzielle Hilfen seitens des Staats an, unter anderem des Wirtschaftsministeriums. Anfang September hat in diesem Zusammenhang Wirtschaftsminister Franz Fayot (LSAP) das Ökodorf besucht und sich ein Bild des ersten Ökodorfs der Großregion gemacht. Er sei sichtlich begeistert von dem Modell des Dorfs gewesen, das im direkten Gegensatz zum traditionellen Modell der Ökonomie steht, unterstreicht Kieffer.
Verfolgt werden mit dem Vorhaben rein sozioökologische Ziele, die gewinnbringend für die Umwelt und den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft sind. Errichtet wird das Dorf ausschließlich mit gebrauchten Baustoffen und ökologischen, umweltschonenden Materialien. Doch unter anderem das Zurückgreifen auf neue Technologien in diesem Zusammenhang ist teuer.
„Zum Beispiel sind das Installieren einer Wärmerückgewinnungsanlage sowie das Heizen ohne Verbrennungsprozess kostspielige Unterfangen. Dabei sind dies zentrale Elemente beim Bau des
Die Upcycling-Werkstätten sind ein wichtiger Bestandteil des Dorfs.
Ökodorfs. Der Container, in dem späterhin die Anlagen für die Energie und Kältetechnik installiert werden, soll das Markenzeichen des Benu Village werden und seinen Platz in der Mitte des Dorfs haben“, schildert Kieffer. Im Zuge der vergangenen Monate habe er zudem festgestellt, dass nach und nach mehr Unternehmen, darunter auch große Luxemburger Baufirmen, dabei sind, nachhaltigere Konzepte zu entwickeln. „Einige von ihnen konnten wir als Partner gewinnen. Sie stellen uns gebrauchtes Material zur Verfügung, das wir für den Bau des Ökodorfs wiederverwerten können“, sagt der Initiator.
Gewecktes Interesse
Nicht nur hat die Initiative in den vergangenen Wochen wachsenden Zuspruch seitens von Betrieben erfahren, auch finden immer mehr Bürger Gefallen an dem Projekt. Über 1 000 Kleidungsstücke, die in der Kleiderwerkstatt BenuCouture hergestellt wurden, konnten 2019 verkauft werden. „Das ist mehr, als wir je erwartet hätten“, so Kieffer. Seit Beginn der Pandemie wurden dort zudem 7 000 Stoffmasken angefertigt, wovon 6 400 bereits verkauft wurden. Auch beschäftigt die Vereinigung inzwischen 18 Mitarbeiter.
Kontinuierlich wird im Zuge von Workshops in den UpcyclingWerkstätten zudem versucht, der Wegwerfmentalität ein Ende zu setzen und mehr Bewusstsein für die Wiederverwertung von alten, aber durchaus noch brauchbaren Gegenständen zu schaffen. „In unseren Werkstätten verwandeln wir alte Möbel und Lampen, die wir von Privatpersonen oder Geschäftsleuten erhalten, in neue, kreative Einrichtungsgegenstände. Sie werden späterhin unter anderem zur Ausstattung des Benu-Restaurants dienen. Finden die Gäste Gefallen an den upgecycelten Möbeln, haben sie zudem die Möglichkeit sie zu kaufen“, erklärt Murrel Leonhardt, Kreativdirektorin des Ökodorfs.
Gekocht wird im Restaurant unterdessen mit „geretteten“Lebensmitteln. Konservieren, vegan und vegetarisch zubereiten sowie wieder einen Bezug zu Grundnahrungsmitteln herstellen – all diese Themen werden dort im Mittelpunkt stehen.