Schwarze Wolken, weißer Schaum
Ein Jahr nach dem Brand bei Euro-Composites in Echternach ist das Auffangbecken noch immer nicht fertig
Echternach. Der Brand heute vor einem Jahr war in ganz Echternach zu sehen: Schwarze Rauchwolken standen am Mittag des 1. Oktober 2019 über dem Industriegebiet. Vorausgegangen war eine Explosion in einer Halle des Verbundwerkstoff-Herstellers EuroComposites. Entzündet hatten sich Kunstharze, die für die Herstellung des Hauptprodukts des Unternehmens verwendet werden, nämlich ein Wabenmaterial für Kabinen, Gepäckablagen und Cockpittüren im Flugzeugbau.
Nachdem die Werksfeuerwehr den Brand lokalisiert hatte, kamen die Rettungsdienste mit einem Großaufgebot von etwa 100 Feuerwehrleuten. Wegen der großen Hitze bekämpften sie den Brand von oben – von einer Drehleiter aus. Zwei Drohnen überwachten das Geschehen aus der Luft.
Bis zum Abend dauern die Löscharbeiten an. Als sie abgeschlossen sind, ist klar: Das Dach der betroffenen Halle und die in ihr befindlichen Vorräte und Maschinen sind zerstört, doch von den 200 Mitarbeitern, die an diesem Tag bei Euro-Composites zur Arbeit erschienen waren, wurde niemand verletzt.
Das ganze Ausmaß des Unglücks wird erst am Abend klar. Die Rettungskräfte hatten nämlich das Feuer mit erheblichen Mengen von Wasser und Löschschaum bekämpft. Diese Mischung aus Wasser, Schaum, Lösungsmitteln und Rückständen des Kunstharzes sowie Thermoöl sammelte sich auf dem Hallenboden und floss in ein im Bau befindliches Retentionsbecken unterhalb des Firmengeländes. Dieses war zwar eigentlich nur auf Regenwasser und nicht für Chemikalien ausgelegt, hielt aber einen Teil des Löschwassers zurück. Weil die Anlage noch nicht fertiggestellt war, ließ sich das Becken nicht mit Schiebern verschließen, sodass eine größere Menge Löschschaum durch eine Rinne in die Sauer lief. Auch die Rettungskräfte konnten dies nicht verhindern. Diese hatten nämlich noch versucht, den Abfluss in den Regenwasserkanal mit sogenannten Big Bags zu verschließen. Die Folge: Auf der Sauer, die direkt unterhalb des Plateaus mit der Industriezone verläuft, machte sich ein Schaumteppich breit. Kilometerlang war das Gewässer kontaminiert – und die unrühmliche Serie von Wasserverschmutzungen 2019 in Luxemburg bekam ein neues Kapitel.
Schon wenige Tage nach dem Brand regte sich Kritik. Die Echternacher
Gemeindepolitiker beschwerten sich über die lange Bauzeit des Retentionsbeckens, dessen Planungen bereits 2015 begonnen hatten. Die Gemeinden flussabwärts befürchteten eine Umweltkatastrophe, die jedoch einige Wochen später ausgeschlossen werden konnte. Zwar waren in Wasserproben Rückstände des Schadstoffs Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) aus dem Löschschaum aufgetaucht, jedoch nur in geringer Konzentration.
Aufwendige Sanierung
In den zwölf Monaten nach dem Brand ist an der Unglücksstelle einiges geschehen. Euro-Composites hat die Werkshalle wieder aufgebaut, nachdem die Produktion vier Wochen lang nur auf Sparflamme lief. In dem Retentionsbecken wurde das angesammelte Wasser gefiltert und abgeleitet, bis das Becken trocken lag. Demnächst muss der ebenfalls mit Chemikalien verunreinigte Boden abgetragen und entsorgt werden. Laut Umweltministerium müssen die zugehörigen Planungen noch beschlossen werden, bevor der Schlamm zu einem Entsorgungsbetrieb im Ausland transportiert werden kann. Konsequenz der aufwendigen Sanierung: Das Retentionsbecken ist bis heute nicht fertiggestellt.
Damit sich ein solcher Vorfall nicht wiederholen kann, will EuroComposites ein zweites Auffangbecken für Löschwasser anlegen. Für Auskünfte hierzu stand diese Woche kein Mitglied der Firmenleitung zur Verfügung.