In die zweite Runde
Berufungsrichter befassen sich von heute an mit Morden von November 2016
Luxemburg. Innerhalb von nur vier Tagen werden im November 2016 gleich zwei Menschen in Luxemburg auf brutale Art und Weise getötet. Sowohl der 36-jährige nigerianische Drogendealer Emeka O., dessen Leiche am frühen Morgen des 10. November 2016 in einem Waldstück zwischen Leudelingen und Schlewenhof gefunden wird, als auch die 27-jährige rumänische Prostituierte Florentina E., deren leblosen Körper eine Polizeistreife in der Nacht zum 14. November auf dem Parkplatz beim Fräiheetsbam in Strassen findet, sterben durch einen Kopfschuss.
Von heute an wird in zweiter Instanz über die Morde verhandelt. Im ersten Verfahren war Lee K. am 8. Januar dieses Jahres zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Er soll den Richtern der 13. Kriminalkammer zufolge in beiden Fällen der Todesschütze gewesen sein. Tatmotiv soll Geld gewesen sein. So soll Lee K. die beiden Morde begangen haben, um einen Diebstahl zu erleichtern. Insgesamt hatte er allerdings lediglich 57 Euro erbeutet. Den erschwerenden Umstand der geplanten Tat haben die Richter in beiden Fällen nicht zurückbehalten.
Ideale Opfer
Alden S. wurde wegen seiner Verwicklung in das erste Verbrechen zu einer 15-jährigen Haftstrafe verurteilt, wovon allerdings fünf Jahre zur Bewährung ausgesetzt worden waren. Er soll sich in der Nacht zum 10. November in jenem Wagen befunden haben, in dem Emeka O. erschossen wurde. Zudem soll er Lee K. geholfen haben, die Leiche in dem Waldstück abzulegen. Für die zweite Tat besitzt Alden S. unterdessen ein Alibi.
Während die Richter aus erster Instanz Alden S. mildernde Umstände anerkannt hatten, war dies für Lee K. nicht der Fall. Die Richter hielten in ihrem Urteil vielmehr fest, dass die Tat kaltblütig ausgeführt wurde, dies von einem
Beschuldigten, der zu keinem Moment auch nur einen Hauch von Reue gezeigt hatte.
Zudem habe Lee K. bewusst zwei Opfer – einen Drogendealer und eine Prostituierte – ausgewählt, die am Rande der Gesellschaft leben. Denn bei diesen Opfern habe er davon ausgehen können, dass sich nach deren Verschwinden niemand ernsthaft Sorgen macht. Zudem sei es unwahrscheinlich, dass die Opfer wegen eines Diebstahls, dem eigentlichen Tatmotiv, zur Polizei gegangen wären.
Lügengeschichten
Ins Visier der Ermittler war Lee K. geraten, nachdem seine Mutter nur zwei Tage nach der letzten Tat die Polizei verständigt hatte. Ihr war aufgefallen, dass an der Mercedes A-Klasse, die von ihrem Sohn benutzt wird, ein Fenster kaputt war. Die Polizei hatte nach dem zweiten Verbrechen nach einem Wagen mit kaputtem Beifahrerfenster gefahndet. Zudem hatte die Mutter von Lee K. beim Sohn Kleidungsstücke gefunden, die mit Blut verschmiert waren.
Lee K. hatte anschließend im Polizeiverhör einen Zusammenhang zwischen den beiden Taten angedeutet und Alden S. ins Spiel gebracht. Die beiden Beschuldigten belasteten sich in der Folge dann gegenseitig. Ihren Aussagen zufolge soll demnach der jeweils andere der Todesschütze gewesen sein.
Bei diesen Aussagen blieben sie auch während der Verhandlung.
Lee K. zufolge soll aber nicht nur Alden S. gelogen haben, sondern auch zwei weitere Zeugen, die ihn zuvor belastet hatten. Ihnen gegenüber soll Lee K. nach dem ersten Verbrechen Andeutungen gemacht und gar Täterwissen vermittelt haben. Vor Gericht stritt der Hauptangeklagte ab, jemandem gesagt zu haben, dass er einen Menschen umgebracht habe. Und auch die Resultate der Ermittlungen zweifelte Lee K. während der Verhandlung gleich mehrmals an. Mit seinem Verhalten eckte er dabei mehr als einmal bei der vorsitzenden Richterin an.
Der Berufungsprozess soll sich über vier Verhandlungstage erstrecken – in dieser und in der kommenden Woche jeweils dienstags und freitags.