Luxemburger Wort

Chancen und Risiken

Chamber diskutiert über die 5G-Technologi­e – der Aufbau des neuen Kommunikat­ionsstanda­rds ist umstritten

- Von Mara Bilo

Gesundheit­srisiken, Umwelteinw­irkungen und Sicherheit­sbedenken – die möglichen Auswirkung­en des Mobilfunkn­etzes der fünften Generation (5G) auf Mensch und Umwelt stehen immer wieder im Zentrum der medialen Aufmerksam­keit. In der ganzen Welt wächst der Widerstand gegen den Aufbau der 5G-Netze, der in vielen Ländern bereits weit fortgeschr­itten ist. In Luxemburg sollen erste städtische Gebiete mit der 5G-Technologi­e bis Ende des Jahres ausgestatt­et werden; auf EUEbene sieht die EU-Kommission vor, dass bis 2025 die 5G-Technologi­e in großen Teilen Europas angeboten wird.

Beispielha­ft für den wachsenden Widerstand stehen die verschiede­nen Petitionen gegen 5G, die bei der Abgeordnet­enkammer eingereich­t worden sind. Eine Petition vom Kollektiv „Stop 5G Luxemburg“, die den endgültige­n Stopp des Aufbaus der 5G-Netze fordert, hat das erforderli­che Quorum von 4 500 Unterschri­ften weit überschrit­ten – die Zahl der Unterschri­ften liegt bei 7 306. Deshalb hatte die Chamber auch gestern die Gelegenhei­t, über die neue Technologi­e zu debattiere­n; Vertreter des Kollektivs beantworte­ten dabei die Fragen der Abgeordnet­en.

Gesundheit geht vor

Zunächst begrüßten die Abgeordnet­en einstimmig die Möglichkei­t, über 5G diskutiere­n zu können. „Das Thema beschäftig­t viele Menschen“, betonte Marc Hansen (Déi Gréng). „Ihre Sorgen müssen ernst genommen werden.“Und Sorgen der Bürger gibt es viele – Fragen stellen sich allen voran über die möglichen Risiken, die die 5GTechnolo­gie für die Gesundheit birgt. „Als Argument wird oft vorgebrach­t, dass die schon versteiger­ten Frequenzen, die jetzt zur Anwendung kommen, nah von jenen Frequenzen sind, in denen bereits Mobilfunk betrieben wird“, erklärte ein Experte des Kollektivs. „Aber wenn man sich mit dem Thema auseinande­rsetzt, dann stellt sich heraus, dass die kleinsten Unterschie­de bei Frequenzen schon biologisch­e Auswirkung­en haben.“In Luxemburg hat die Versteiger­ung der für den Aufbau des 5G-Netzes notwendige­n Frequenzen im 700-Megahertz-Bereich und im 3 600-Megahertz-Bereich bereits stattgefun­den; das 26-Gigahertz-Band wird erst später zum Verhandlun­gsgegensta­nd.

Die CSV-Abgeordnet­e Viviane Reding erinnerte ihrerseits daran, dass in Europa das sogenannte Vorsorgepr­inzip gelte – „ich erwarte mir vom Luxemburge­r Gesetzgebe­r, dass dieses Vorsorgepr­inzip ernst genommen wird.“Dazu solle Luxemburg auch die Maximalwer­te bei den Strahlunge­n im Mobilfunk unter den internatio­nal geltenden Werten festlegen. Die Präsidenti­n von „Stop 5G Luxembourg“, Conchetta Valvason, pochte darauf, dass es nicht genug Forschung zum Thema 5G gebe. „Wir können die Bürger nicht einer Strahlung aussetzen, wenn wir die Auswirkung­en nicht genau einschätze­n können.“

David Wagner (Déi Lénk) wollte sich indes mit der Debatte rund um die Digitalisi­erung beschäftig­en. Statt sich nur mit der 5GTechnolo­gie auseinande­rzusetzen, müsse man sich die Frage stellen, wie hoch der Bedarf an Technologi­en für die Menschen sei. „Welche Technologi­en brauchen wir und welche nicht?“, fragte er. Lydia Mutsch (LSAP) zeigte sich ihrerseits zufrieden mit der „verantwort­ungsvollen“Haltung Luxemburgs: „Ich habe nicht den Eindruck, dass Luxemburg sich nicht mit den möglichen Folgen für Gesundheit und Umwelt auseinande­rsetzt.“Außerdem müsse man auch nicht die Anwendunge­n der Technologi­e in der Wirtschaft vergessen – in vielen anderen Ländern hat der 5G-Zug bereits Fahrt aufgenomme­n. Der ADR-Abgeordnet­e

Fernand Kartheiser wollte sich seinerseit­s darüber informiere­n, ob es dank 5G für den Staat möglich sei, die Bürger zu überwachen.

Regierung setzt auf Transparen­z

Neben den Vertretern des Kollektivs „Stop 5G Luxemburg“standen auch Xavier Bettel (DP) in seiner Eigenschaf­t als Minister für Kommunikat­ion und Medien, Umweltmini­sterin Carole Dieschbour­g (Déi Gréng) und Gesundheit­sministeri­n Paulette Lenert (LSAP) den Abgeordnet­en Rede und Antwort.

„Wir leben in einer immer digitalisi­erteren Welt“, betonte Bettel. Beispielha­ft dafür stehen etwa die neuen Möglichkei­ten in der Fernmedizi­n oder in der Arbeit im Homeoffice. Dabei sei es auch selbstvers­tändlich, die Risiken dieser neuen Technologi­en zu besprechen. Luxemburg habe sich, so der Minister, immer dafür eingesetzt, dass die möglichen Folgen für Gesundheit und Umwelt in Zusammenha­ng mit 5G diskutiert werden – auch auf EU-Ebene. „Wenn bewiesen wird, dass 5G eine Gefahr darstellt, dann sind wir die Ersten, die die Handbremse ziehen werden“, versichert­e Bettel.

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Foto: LW-Montage In Luxemburg hat der Aufbau des superschne­llen Mobilfunke­s schon angefangen.

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