Bock ohne Braut
Wenn ich vom Balkon meiner Wohnung blicke, sehe ich einen Bongert, der sich in einem Steilhang befindet. In diesem befindet sich neben mehreren Obstbäumen auch ein tierischer Bewohner: ein Geißbock. Mit seinem schwarzen Fell und langen Bart trottet er tagein, tagaus umher und übernimmt die Rolle einer animalischen Mähmaschine, die sich hin und wieder auch einen heruntergefallenen Apfel gönnt. Wenn ich meinen Nachbarn so bei seinem monotonen Müßiggang beobachte, kann ich mich irgendwie nicht des Eindrucks erwehren, dass ihm ein wenig Gesellschaft ganz gut tun würde. Dies umso mehr, da er nicht immer ein so einsames Dasein
Die beiden Kühe haben sich vom Acker gemacht.
fristete. Vor ein paar Monaten leisteten ihm nämlich noch zwei Kühe Gesellschaft. Auch wenn ich mich stets darüber wunderte, da die einer Skisprungschanze gleichende Hanglage nicht gerade das optimale Habitat für die vierbeinigen Milchlieferanten darstellt. So kam es, wie es kommen musste: Die beiden Kühe haben sich vom Acker gemacht. Wohin ihr Weg sie geführt hat, ob in das Land, wo (Kuh-)Milch und Honig fließen, oder lediglich in eine andere Wiese, entzieht sich indes meiner Kenntnis. Zurückgeblieben ist jedenfalls ein einsamer Bock, dem neue Mitbewohner sicherlich nicht schaden würden. Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn es sich das nächste Mal um Artgenoss(inn)en handeln würde. Frei nach dem Motto „Gleich und Gleich gesellt sich gern“. Andererseits sollen sich Gegensätze bekanntlich anziehen. Doch was ist eigentlich das Gegenteil eines schwarzen Geißbocks, etwa ein weißes Einhorn? Möglicherweise sucht der 1. FC Köln ja auch bald einen Nachfolger für sein Maskottchen Hennes, wenn erst einmal wieder Zuschauer im Stadion erlaubt sind, wäre es mit der Einsamkeit jedenfalls vorbei. Marc H.