Geschossen hat jeweils der Andere
Berufungsprozess um Morde an Drogendealer und Prostituierter im November 2016
Luxemburg. „Ich bin in Berufung gegangen, weil ich in erster Instanz für etwas bestraft wurde, das ich nicht getan habe.“Am 8. Januar dieses Jahres war Lee K. in erster Instanz zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Den Richtern zufolge soll er am 9. November 2016 den nigerianischen Drogendealer Emeka O. und nur vier Tage später die rumänische Prostituierte Florentina E. durch einen Kopfschuss getötet haben. Beide Morde sollen erfolgt sein, um einen Diebstahl zu erleichtern. Gegen das Urteil aus erster Instanz hat Lee K. Berufung eingelegt. Auch Alden S., der als Co-Autor des ersten Mordes zu einer 15-jährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden war, davon fünf Jahre auf Bewährung, hat die Entscheidung angefochten.
Kritik an Ermittlungen
Lee K. blieb zum Auftakt des Berufungsverfahrens bei jener Version, die er bereits in erster Instanz vorgetragen hatte. Was den Tod von Emeka O. angehe, habe er sicher den Fehler begangen, Waffen in seinem Wagen hinterlassen zu haben. Er habe somit gegen das Waffengesetz verstoßen und werde hierfür auch geradestehen. Nicht aber für Morde, die er nicht begangen habe. „Ich war nicht derjenige, der geschossen hat“, so der Angeklagte. Er sei im Wagen gewesen, als Emeka O. erschossen wurde, sei allerdings zum Zeitpunkt der Tat gefahren. Geschossen habe Alden S.: „Ich war unter Schock, Stress und hatte Angst“, schilderte Lee K. seinen Gemütszustand nach der Tat.
Auch den Mord an Florentina E. habe er nicht begangen. Lee K. blieb bei seiner Aussage, wonach er Alden S. an jenem Abend seinen Wagen geliehen habe. Letzterer hatte sich für dieses Verbrechen allerdings nicht verantworten müssen: Er hatte für die Tatzeit ein Alibi.
Auf die Nachfrage hin, wann genau Alden S. an jenem Abend denn den Wagen abgeholt und wieder zurückgebracht haben soll, konnte Lee K. dann auch keine präzise Antwort geben. Immerhin liege es vier Jahre zurück.
Dass er sich aber für diese Tat verantworten müsse, liege daran, dass die Ermittler ihre Arbeit nicht richtig gemacht hätten. Mit der Kritik an den Ermittlern blieb Lee K. dabei seiner Linie aus dem ersten Verfahren treu. Auch damals hatte er ihre Arbeit angezweifelt und Zeugen der Lüge beschwichtigt, sobald diese Aussagen zu seinen Ungunsten machten.
Ein Wagen und fünf Gramm Kokain
Seiner Linie treu blieb auch Alden S. „Ich habe mit dem Mord nichts zu tun. Ich habe nicht geschossen und nicht geholfen“, meinte er. Er sei gefahren und habe zu einem bestimmten Zeitpunkt eine Leiche neben sich und eine Person hinter sich gehabt, die im Besitz von Waffen war. „Ich habe getan, was er (Lee K.) mir gesagt hat.“
Einig waren sich die beiden immerhin insofern, dass sich alle drei Männer im Wagen von Lee K. befanden und Emeka O. auf dem Beifahrersitz saß. Auch soll sich Emeka O. vom hauptstädtischen Bahnhof aus nach Lamadelaine begeben haben, um fünf Gramm Kokain zu besorgen.
Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.