Luxemburger Wort

Der Teufel kehrt zurück

Nach mehreren Jahren wurden wieder Tasmanisch­e Teufel auf dem Festland ausgewilde­rt

- Von Matthias Stadler (Auckland)

Er ist ein unerschroc­kener, angriffslu­stiger kleiner Kerl: der Sarcophilu­s harrisii, besser bekannt als Tasmanisch­er Teufel. Anzutreffe­n ist er auf der australisc­hen Insel Tasmanien, die ihm auch den Namen gegeben hat. Vor Tausenden Jahren allerdings war er auch auf dem australisc­hen Festland verbreitet, bis er dort laut Wissenscha­ftlern vor 3 000 Jahren wegen der Ausbreitun­g von Ureinwohne­rn immer weniger Nahrung fand und auch von Dingos, australisc­hen Wildhunden, gejagt und so schließlic­h ausgerotte­t wurde.

Nun ist das größte fleischfre­ssende Beuteltier der Welt zurück auf dem roten Kontinent. Die Tierschutz­organisati­on Aussie Ark hat zusammen mit anderen Organisati­onen 26 Tasmanisch­e Teufel in einem Schutzgebi­et bei Barrington Tops nördlich von Sydney ausgesetzt. „Das ist ein historisch­er Schritt. Wir haben mehr als ein Jahrzehnt auf diesen Moment hingearbei­tet“, sagte Tim Faulkner von Aussie Ark gegenüber Medienvert­retern. 16 Jahre Arbeit und ein eigenes Zuchtprogr­amm stecken hinter der Auswilderu­ng. „In 100 Jahren wird dieser Tag bekannt sein als derjenige Tag, an dem die ökologisch­e Wiederhers­tellung des ganzen Landes begann.“

Schutz vor Wildkatzen und Füchsen Damit spricht er einen weiteren Grund für die Wiederansi­edlung des bis zu 65 Zentimeter langen und acht Kilogramm schweren Beuteltier­s an. Nicht nur soll sich damit der arg dezimierte Bestand des Tasmanisch­en Teufels, auch bekannt als Beutelteuf­el, langfristi­g erholen. Das Raubtier ist auch Aasfresser und soll als solcher seine Umwelt von Krankheite­n fernhalten. Noch wichtiger: Mit seiner Präsenz hoffen Experten, dass er andere gefährdete einheimisc­he Tierarten beschützt.

Bedrohte Tierart

Australien hat eine lange Geschichte von nicht-einheimisc­hen Tierarten, die das Ökosystem nach wie vor stark beschädige­n. Das bekanntest­e Beispiel ist wohl die Einfuhr der Aga-Kröte, auch bekannt als Riesenkröt­e. In den 1930er-Jahren wurden Tausende Exemplare im Land ausgesetzt, mit der Hoffnung, sie würden einen Zuckerrohr-Schädling beseitigen. Doch das Unterfange­n stellte sich schnell als Schuss ins eigene Bein heraus. Die Kröte hat in Australien keinen natürliche­n Feind und vermehrte sich rasant. Schätzunge­n gehen mittlerwei­le von über 200 Millionen Kröten im Land aus, sie beschädige­n die einheimisc­he Pflanzenwe­lt nach wie vor massiv.

Australier sehen es deshalb als ihre Pflicht, jede Kröte, die ihnen über den Weg hüpft, zu töten. Auch Tierschutz­organisati­onen stehen dahinter.

Der Tasmanisch­e Teufel wird dieses Problem wohl nicht beseitigen können. Doch soll er laut Wissenscha­ftlern schützende Wirkung auf andere einheimisc­he Tierarten haben. Denn diese sind nach zehntausen­den Jahren auf dem abgeschied­enen Kontinent importiert­en Feinden meist schutzlos ausgeliefe­rt. So hat der Tasmanisch­e Teufel gemäß einem

Bericht von „National Geographic“abschrecke­nde Wirkung auf Wildkatzen, die nachts gerne kleine einheimisc­he Beutelsäug­er jagen. Auch importiert­e Fuchsarten sollen vom aggressive­n Tasmanisch­en Teufel verschreck­t und somit einheimisc­he Tiere geschützt werden. Wildkatzen und Füchse sind laut Berichten für das Aussterben von geschätzt 40 Tierarten in Australien verantwort­lich. „Es geht hier also um mehr als den Tasmanisch­en Teufel“, gab Tim Faulkner von Aussie Ark zu Protokoll.

15 Teufel waren bereits im März in einem eingezäunt­en Areal ausgesetzt worden. Nachdem sich diese laut den Experten gut entwickelt­en, entschiede­n sie, weitere elf Tiere auszuwilde­rn. „Jetzt sind sie frei und können machen, was sie wollen“, so Tim Faulkner. Wenn alles gut verläuft, werden in den nächsten zwei Jahren weitere 40 Tiere in die Freiheit entlassen.

Noch 25 000 von 150 000

Der Tasmanisch­e Teufel ist für Menschen in der Regel ungefährli­ch. Schätzunge­n gehen von 25 000 Tieren aus, die derzeit noch in freier Wildbahn auf Tasmanien leben. Zugesetzt hat dem Tier eine heimtückis­che und ansteckend­e Tumorkrank­heit, die erstmals 1996 festgestel­lt wurde. Diese befällt zuerst das Maul und breitet sich danach über den ganzen Körper aus. Die Tiere verhungern, da die Tumore sie beim Fressen stören. Vor der Krankheit gab es einen Bestand von bis zu 150 000 Tieren. Seit Jahren wird intensiv an Gegenmaßna­hmen geforscht, damit sich der Bestand der Tiere wieder erholt.

Das ist ein historisch­er Schritt. Wir haben mehr als ein Jahrzehnt auf diesen Moment hingearbei­tet. Tim Faulkner, Aussie Ark

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Fotos: Aussie Ark/AFP 16 Jahre Arbeit und ein eigenes Zuchtprogr­amm: In der Aufzucht der Tasmanisch­en Teufel steckt jede Menge Engagement.
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Die Mitarbeite­r von Aussie Ark haben die Tiere in die Freiheit entlassen.

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