Der Mythos 27
Konzert „Club of 27“im Rahmen der „Semaine de la Santé Mentale“im CAPE
Psychische Gesundheit geht uns alle etwas an, und das nicht nur in Pandemie-Zeiten. Jeder vierte ist im Laufe seines Lebens von einer psychischen Erkrankung betroffen. Immer noch ein Tabu-Thema und viel zu oft stigmatisiert, ist es umso wichtiger, in Sachen psychische Gesundheit Aufklärungsarbeit in der breiten Öffentlichkeit zu leisten.
Der Musiker Pol Belardi stellte zu diesem Zweck eine Band zusammen, die Kompositionen von Musikern des „Club of 27“neu interpretiert. Mitglieder in diesem Club sind Künstler, die im Alter von 27 Jahren verstorben sind, zumeist an den Folgen ihrer psychischen Leiden. Amy Winehouse, Kurt Cobain oder auch Jim Morrison
sind einige bekannte Namen auf dieser tragischen Liste.
Nah am Original
Erweitert wurde das musikalische Programm des Abends mit Werken von Musikern, die mit psychischen Störungen kämpfen mussten oder immer noch müssen. Experten im Bereich der psychischen Gesundheit erläuterten den Kontext der Stücke sowie das Leben der jeweiligen Künstler.
Claire Parsons und Pascal „Usel“Useldinger (Gesang), Sebastian „Schlapbe“(Bass), Niels Engel (Schlagzeug) sowie Sven Sauber (Gesang und Gitarre) wurden von einem Streicher-Trio, bestehend aus Ananta Roosens (Violine), Nicole Miller (Bratsche) und Annemie Osborne (Cello) begleitet. Pol Belardi, verantwortlich für sämtliche Arrangements, den Platz am Klavier.
Nah am Original wurden „Back to Black“von Amy Winehouse, „Wish You Were Here“, das Hommage-Stück von Pink Floyd an Band-Mitgründer Syd Barrett, sowie „Dumb“von Nirvana interpretiert. Titel, die wohl jeder bereits mehrmals gehört hat, ohne unbedingt die Geschichte dahinter zu kennen.
„Le vent nous portera“von Noir Désir, gesungen von Pascal Useldinger und nur vom Streicher-Trio begleitet, entfaltete in dieser Version eine intimere Aura, welche dem Stück noch mehr Tiefe verlieh. Mit „Three Views of a Secret“von Jaco Pastorius, jenem begnadeten Bassisten der vor seinem Tod immer wieder abwechselnd mit manischen sowie depressiven übernahm Phasen zu kämpfen hatte, zollte Jazzman Pol Belardi einem seiner großen Vorbilder Tribut. Hervorzuheben ist auch die energiegeladene Interpretation von Jimi Hendrix’ „Manic Depression“; hier war eine erfrischende Portion „Craziness“deutlich spürbar. Ein wenig mehr von dieser Energie hätte diversen anderen Interpretationen gut getan, denn das Bunte, Extravagante und Nonkonformistische zeichnet letztlich das künstlerische Wesen der genannten Protagonisten aus.
Schlussendlich gilt für Künstler genauso wie für jeden Menschen: An einer psychischen Krankheit zu leiden heißt nicht, dass man nicht einen wichtigen und bleibenden Eindruck in der Welt hinterlassen kann. Eine deutliche Botschaft, die Hoffnung macht.