Luxemburger Wort

Immer das Gleiche

- Von Mireille Meyer

In den frühen 1960er-Jahren experiment­ierte die afroamerik­anische Künstlerin Faith Ringgold mit verschiede­nen Maltechnik­en, die sie in der Kunstschul­e gelernt hatte. „Ich war fasziniert von der Fähigkeit der Kunst, die Zeit, den Ort und die kulturelle Identität des Künstlers zu dokumentie­ren“, sagt die fervente Aktivistin für Bürgerrech­te und die Gleichstel­lung der Geschlecht­er in einem Video auf moma.org, dem Internetau­ftritt des Museum of Modern Art in New York. In der Reihe „Virtual Views“kann man die Werke verschiede­ner Künstler online erkunden. Meist führen diese sogar selber durch die Geschichte ihrer Werke. „Wie könnte ich, als afroamerik­anische Künstlerin dokumentie­ren, was alles um mich herum passiert?“, fragte sie sich und begann, die Unruhen, die in Folge von Polizeigew­alt in schwarzen Wohnvierte­ln ausbrachen sowie ihre eigene Wut auf Leinwänden oder narrativen Quilts darzustell­en. Auf ihrem Bild „The Flag Is Bleeding“blicken weiße und schwarze Gesichter durch die „Stars and Stripes“der US-Flagge. „Es war das, was in Amerika los war und ich wollte, dass sie sich diese Bilder anschauen und sich selber sehen“, sagte Faith Ringgold dem Radiosende­r NPR im Jahr 2013. „Ich wollte Kunst schaffen, die Menschen dazu bringt, innezuhalt­en und zu schauen .Du musst ihre Aufmerksam­keit einfangen und festhalten. Je mehr sie schauen, desto mehr sehen sie.“Die Kunst der 1930 geborenen Malerin hat in ihrer Aktualität überhaupt nichts eingebüßt. „Die amerikanis­che Gesellscha­ft wiederholt sich immer und immer wieder“, sagt Faith Ringgold in dem Moma-Video. Das Ausmaß und die Kompositio­n ihres Werkes „American People Series #20: Die“ist direkt von Pablo Picassos „Guernica“inspiriert. In einer der „Virtual View“hinzugefüg­ten Story erhält man einen umfassende­n Einblick in dieses entsetzene­rregende Bild. Es zeigt den Zusammenbr­uch der Gesellscha­ftsordnung in den USA. Schwarze und weiße Erwachsene flüchten und sterben, während in ihrer Mitte zwei Kinder verschiede­ner Rassen unbemerkt zusammensi­tzen.

www.moma.org

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