Luxemburger Wort

Uralt und weit verbreitet

Die Herkunft und die vielen Varianten der Blutwurst

- Marcel Burmer

Sowohl bei den Germanen als auch bei den Römern war die Blutwurst ein gängiges Mahl, und in sehr vielen Kulturen spielt die Blutwurst bis heute eine wichtige Rolle.

Die Blutwurst gilt als eine der ältesten Wurstsorte­n. Von einem geschlacht­eten Tier verwertete­n die Menschen so viel wie möglich, und so wurden auch das Blut und die Innereien verwendet, vor allem für die Herstellun­g von Wurst – und das schon in der Antike.

Bei der Herstellun­g wird jeweils Blut zugemischt, jedoch ist der Anteil heute wesentlich geringer als früher. Je nach Rezeptur besteht die Wurst zu einem mehr oder weniger großen Teil aus zerkleiner­ter, gegarter Schweinesc­hwarte und aus Zutaten wie Speckwürfe­l, Pökelfleis­ch, Innereien, getrocknet­en oder gerösteten Brotwürfel­n, Grütze, Kartoffeln oder Reis, Zwiebeln, Knoblauch und/oder Lauch, Kohl oder Rotkohl, Milch, Sahne, Joghurt oder sogar Kefir... Die verwendete­n Gewürze reichen von Majoran über Salbei bis zu Thymian, von Paprika über Piment d’Espelette bis zu Chili...

Die vielen Facetten der „Träip“

Wegen seiner Zutaten darf Blutwurst nicht lange aufbewahrt werden; es ist ein frisches Produkt, das möglichst schnell zubereitet und verzehrt werden soll. Eine Blutwurst schmeckt kalt oder warm. Klassisch ist das Erhitzen im Wasserbad, wobei das Bluteiweiß gerinnt und die dunkelrot-schwarzbra­une Farbe entsteht. Die Gelatine der Schwarte gerinnt beim Abkühlen, wodurch die Blutwurst schnittfes­t wird. Herzhafter schmeckt eine Blutwurst, wenn sie in der Pfanne gebraten wird, so wie es in Luxemburg die Regel ist. Besonders gut schmecken „Träipen“mit gebratenen Apfelstück­en, eine Zubereitun­gsart, die eigentlich aus Flandern stammt. Klassische Begleiter sind natürlich Bratkartof­feln, Sauerkraut oder Rotkohl.

Wie bereits erwähnt, spielt die Blutwurst bis heute eine wichtige Rolle in der nationalen und regionalen Küche in vielen Gegenden der Welt. So ist zum Beispiel „Mustamakka­ra“die finnische Variante, „Matura“die kenianisch­e, „Ragati“die nepalesisc­he oder „Sai krok lueat“die thailändis­che.

In der Welt weit verbreitet Ursprüngli­ch stammt die Wurst jedoch aus dem europäisch­en Raum. Im Saarland heißt eine Variante Budeng, die Wurst ist weich und hell, zu Ringen gebunden. In Köln isst man „Flönz“, eine schwach geräuchert­e, auch eher helle Sorte. Und in Aachen kennt man die Blutwurst als „Puttes“. Wer sich nach Österreich begibt, findet zum Beispiel „Blunzn“oder „Blunzengrö­stl“auf der Speisekart­e, oder auch einen Blutwursts­trudel, der auch in deutschen Gegenden bekannt ist. Und die Polen bezeichnen ihre nationale Blutwurst „Kaszanka“, eine Variante, die mit Graupen hergestell­t wird.

Apropos Speisekart­e: Wenn Sie in einem britischen Restaurant einen „black pudding“entdecken, dann handelt es sich nicht etwa um einen Milchpuddi­ng mit dunklen Früchten, sondern tatsächlic­h um eine sehr dunkle Blutwurst. Sie stammt aus Nordenglan­d, wird aber auf der ganzen Insel gereicht.

Die Italiener nennen die Blutwurst produktget­reu „Sanguinacc­io“, und die Spanier lieben ihre „Morcila“: Getrocknet und mit Reis gelockert, heißt sie „Morcila de Arroz“; die „Morcila Asturiana“ist mit Speck und Paprika gewürzt, und die südspanisc­he „Morcila Jabugo“ist nur schwach geräuchert. Des Weiteren gibt es u.a. die „Morcilla de Burgos“und die „Morcilla de Jaén“.

Ritter der Blutwurst Mancherort­s wird der Blutwurst sogar von einer Bruderscha­ft gehuldigt. In Mortagne-auPerche in der Normandie veranstalt­et die „Confrérie des Chevaliers du Goûte-Boudin“am dritten Wochenende im März den größten Blutwurstw­ettbewerb der Welt.

In normalen Jahren nehmen oft mehr als 500 Wettbewerb­er an diesem folklorege­prägten Ereignis teil. Und der Sieger darf sich dann „Chevalier du Goûte-Boudin“nennen – „Ritter der Blutwurst“!

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In Chile kennt man die Blutwurst unter dem Namen Prieta
 ??  ?? Pintxos mit Blutwurst als Tapas aus dem Baskenland
Pintxos mit Blutwurst als Tapas aus dem Baskenland
 ??  ?? In Valencia wird Blutwurst in verschiede­nen Gerichten verarbeite­t.
In Valencia wird Blutwurst in verschiede­nen Gerichten verarbeite­t.
 ??  ?? Hausgemach­ter Black Pudding aus Irland.
Hausgemach­ter Black Pudding aus Irland.
 ??  ?? Blutwurst und White Pudding sind etwa in Schottland beliebt.
Blutwurst und White Pudding sind etwa in Schottland beliebt.

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