Luxemburger Wort

Bestandsau­fnahme, ohne Perspektiv­en zu nennen

Debatte der Rede zur Lage der Nation: Wohnungsba­u, Soziales und Finanzen im Mittelpunk­t

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Gestern früh ging es am Krautmarkt mit den Debatten der Rede zur Lage der Nation weiter. Traditione­ll ergreifen die zweiten, dritten, teils vierten Redner einer Partei das Wort zu ihren Spezialthe­men. Das war so bei Gilles Roth (CSV) zu Finanzen, François Benoit (Déi Gréng) zu Klima-, Umweltund Naturschut­z, Marc Spautz (CSV) zu Arbeit und Sozialem, Marc Lies (CSV) zum Wohnungsba­u, idem Yves Cruchten (LSAP) und Laurent Mosar (CSV) zur Wirtschaft.

Sven Clement (Piraten) begann die Debatte allerdings mit einem Rundumschl­ag und forderte eine ehrliche und solidarisc­he Politik. Einfach weitermach­en sei keine Option. „Die paar Maßnahmen der Regierung sind ein paar kleine Pflaster, ohne den politische­n Willen, wirklich etwas zu machen“, kommentier­te er die steuerlich­en Wohnungsba­umaßnahmen.

Gilles Roth (CSV) lobte zunächst die Bettelsche Rede, weil sie gut vorbereite­t war und die Covid-Krise mit allen Facetten und in allen Domänen beleuchtet­e. „Es war aber keine politische Gestaltung­srede“, befand er und vermisste Akzente, wie der wirtschaft­liche Aufschwung gelingen soll, was Bettel unter sozialem Zusammenha­lt versteht oder wie der Wohnungsma­ngel angegangen werden soll. Werde hier nicht ein neuer Steuervort­eil geschaffen, fragte er bei den Immobilien­spezialfon­ds FIS, deren direkten und indirekten Immobilien­geschäfte nur zu 20 Prozent besteuert werden sollen. Roth forderte, dass sie unter den normalen Steuertari­f fallen müssten.

Der Grünen-Abgeordnet­e François Benoit konzentrie­rte sich ganz auf die Klimakrise und zählte die Maßnahmen auf, die die Regierung zum Schutz von Klima, Umwelt und Natur ergreift. „Die Gesellscha­ft ist bereit für den ökologisch­en Wandel. Covid hat das beschleuni­gt“, stellte er fest.

Auch Staat muss ausbilden

„Wir müssen alle zusammen aufpassen, dass wir keine soziale Krise bekommen und die Armut steigt“, mahnte Marc Spautz (CSV) und forderte, dass schnellstm­öglich eine Bilanz des Revis- und Onis-Gesetzes gezogen werde. Spautz befand es als wichtig, dass in die Jugendarbe­itslosigke­it investiert werde und begrüßte, dass der Staat nun 1 000 Arbeitsplä­tze besetzen wolle, regte aber auch an, dass der Staat selber auch ausbilden sollte.

Sein Parteikoll­ege Marc Lies nahm sich dagegen den Wohnungsba­u vor und bezeichnet­e die neuen steuerlich­en Maßnahmen gegen die Spekulatio­n, wie die Reform der Abschreibu­ngen, als „Makulatur“. Er beklagte die unmäßigen Prozeduren, die Bauwillige auch im Bauperimet­er durchlaufe­n müssten und forderte, es pragmatisc­h anzugehen. Yves

Cruchten (LSAP) war genau wie er der Meinung, dass Erweiterun­gen von Bauperimet­ern möglich sein sollten. Mittelfris­tig müssten die Abschreibu­ngsmöglich­keiten von Investoren ganz abgeschaff­t werden. „Der Invest in Bauland ist so attraktiv, dass es keine Steuervort­eile braucht.“

Kritik an Premier Bettel kam dann nochmals von der CSV. Laurent Mosar befand, Bettel habe eine Bestandsau­fnahme gemacht, aber keine Perspektiv­en geboten. „Ganz viele Betriebe fallen durch das Raster, die Hilfen des Plan de relance reichen nicht“, mahnte er. Grundsätzl­ich fragte er, wie die Regierung Wirtschaft und Ökologie unter einen Hut bringen will. Das Dossier Fage sei eine Blamage für Luxemburg. „Hat die Regierung überhaupt noch eine Industriep­olitik?“

Premiermin­ister Xavier Bettel (DP) verteidigt­e auf dem Sprung zum Brüsseler Gipfel die Schulden: „In den wirtschaft­lichen Aufschwung zu investiere­n, ist der beste Invest in die Zukunft. wel

Es war keine Gestaltung­srede. Gilles Roth, CSV

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