Luxemburger Wort

Start in Afrikas „Superwahlj­ahr“

Gewalt und Proteste drohen in Guinea – In den Sahelstaat­en Burkina Faso und Niger sind zudem Terroransc­hläge zu befürchten

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Conakry. Im westafrika­nischen Guinea versucht die Nationale Front zur Verteidigu­ng der Verfassung (FNDC) wenige Tage vor der Präsidents­chaftswahl am Sonntag noch einmal mobil zu machen. Das Opposition­sbündnis aus Politik und Zivilgesel­lschaft hat für Freitag erneut zu einer Demonstrat­ion aufgerufen, die ein Ziel hat: Das dritte Mandat von Amtsinhabe­r Alpha Conde, stolze 82 Jahre alt, soll verhindert werden. Ihrer Ansicht nach widerspric­ht es dem Demokratie­verständni­s und ebnet erneut den Weg für Langzeithe­rrscher, von denen es in Westafrika bis auf Togo keine mehr gibt.

Seit mehr als einem Jahr wird regelmäßig gegen Condes angestrebt­e Dauerherrs­chaft protestier­t. Nach Zählung der FNDC sind dabei bislang mindestens 92 Menschen getötet worden, mehr als 300 wurden verletzt. Auch Organisati­onen wie Human Rights Watch kritisiere­n schwere Menschenre­chtsverlet­zungen. Möglich wurde Condes Kandidatur durch ein Verfassung­sreferendu­m. Durch das Inkrafttre­ten der neuen Verfassung werden frühere Mandate – er ist seit 2010 an der Macht und hätte nach der alten Verfassung nicht mehr kandidiere­n dürfen – nicht eingerechn­et.

Guinea wie die Elfenbeink­üste

Vorbild dafür war möglicherw­eise die Elfenbeink­üste, die nur zwei Wochen später am 31. Oktober wählt. Auch Alassane Ouattara ermöglicht eine Verfassung­sänderung von 2016 eine erneute Kandidatur. Die war jedoch lange Zeit nicht geplant, war doch Premiermin­ister Amadou Gon Coulibaly designiert­er Nachfolger für die Regierungs­partei RHDP (Sammlung der Houphoueti­sten für Demokratie und das Volk). Doch dieser starb Anfang Juli überrasche­nd. Ouattara zögerte zwar einige Wochen, bis er Anfang August aber doch erneut kandidiert­e. Kritik daran äußerte unter anderem der

Erzbischof von Abidjan, Kardinal Jean-Pierre Kutwa, der die Entscheidu­ng als „nicht notwendig“bezeichnet­e.

Schließlic­h kann sie das Land erneut in die Krise stürzen. Erste Tote hat es bei Protesten schon gegeben. Nach den Wahlen 2010, als das Land, der weltgrößte KakaoExpor­teur, mit Ouattara und dem damaligen Amtsinhabe­r Laurent Gbagbo über Monate zwei Präsidente­n hatte, starben bei Unruhen rund 3 000 Menschen. Gbagbo musste sich vor dem Internatio­nalen Strafgeric­htshof in Den Haag verantwort­en, gewann seinen Prozess jedoch in erster Instanz. Dessen Partei, die Ivorische Volksfront (FPI), schickt zwar Pascal Affi N'Guessan ins Rennen. GbagboAnhä­nger kritisiert­en jedoch, dass die Wahlkommis­sion CEI den ExPräsiden­ten nicht zugelassen hat. Ein Generation­swechsel, auf den vor fünf Jahren noch viele junge Wähler hofften, steht der Elfenbeink­üste wohl nicht bevor.

Im Sahel wird sich indes die Terrorgefa­hr auch auf die Wahlen auswirken. Durch Kämpfe, Anschläge und Gewalt sind laut der US-amerikanis­chen Nichtregie­rungsorgan­isation ACLED, die Daten zu Konflikten weltweit erhebt, allein in Burkina Faso in den vergangene­n zwölf Monaten bereits 2 760 Menschen ums Leben gekommen. Für Beobachter ist es fraglich, wie dort am 22. November freie, faire und transparen­te Wahlen stattfinde­n sollen. Im Juni nannte die katholisch­e Bischofsko­nferenz die Lage vor Ort „besorgnise­rregender als je zuvor“. Unklar ist beispielsw­eise, wie die Binnenflüc­htlinge ihre Stimme abgeben können. Offiziell registrier­t sind 1 034 609 Vertrieben­e.

In Burkina Faso wird ein erneutes Duell zwischen Amtsinhabe­r Roch Marc Christian Kabore und Opposition­sführer Zephirin Diabre erwartet. 2015 gewann Kabore bereits im ersten Wahlgang. Insgesamt sind 14 Kandidaten vorläufig von der Wahlkommis­sion zugelassen worden.

Niger und Ghana

Zu Schwierigk­eiten bei der Organisati­on aufgrund der angespannt­en Sicherheit­slage kann es auch im Niger kommen, da dort aufgrund von Anschlägen und Überfällen teilweise der Ausnahmezu­stand herrscht. Die Präsidents­chaftswahl findet am 27. Dezember statt, jedoch ohne Amtsinhabe­r Mahamadou Issoufou, der nach zwei Mandaten nicht erneut antreten darf. Als Kandidat geht allerdings Offizier Salou Djibo ins Rennen, der am Staatsstre­ich im Jahr 2010 beteiligt war.

Auch in Ghana treffen zwei alte Bekannte aufeinande­r: Nana Akufo-Addo und John Dramani Mahama. Letzterer war bis 2016 Präsident, hatte dann die Wahl aber gegen Akufo-Addo verloren. Beide stammen aus bekannten Politikerf­amilien. Gewählt wird am 7. Dezember. KNA

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