Luxemburger Wort

Fußgängerz­one nur für Fußgänger

Fahrradver­bot in der Rue de l’Alzette soll ausgeweite­t werden und von 10 bis 20 Uhr gelten

- Von Nicolas Anen

Esch/Alzette. „Ich bin und bleibe ein Freund des Fahrrads“, stellte der Escher Bürgermeis­ter, Georges Mischo (CSV) gestern während einer Pressekonf­erenz zum Thema Mobilität klar. Doch schwebt der Stadt vor, das Radfahren zwischen 10 und 20 Uhr in der Rue de l’Alzette zu verbieten.

Ein Vorschlag, der bereits in der Mobilitäts­kommission der Stadt diskutiert wurde und worüber der Gemeindera­t demnächst abstimmen soll. Kinder sollen von diesem Verbot ausgeschlo­ssen sein, es richtet sich nur an Jugendlich­e und Erwachsene, präzisiert Mischo.

Das Thema war nach einem rezenten Pressearti­kel viel in den sozialen Medien diskutiert worden. Während die einen das Radverbot befürworte­n, sehen andere darin ein Zeichen gegen die sanfte Mobilität. Das sei es nicht, versichert Georges Mischo.

Es freue ihn, der seine Begeisteru­ng für den Sport nie versteckt, dass es während des Lockdown einen Fahrradboo­m gegeben habe. Doch dadurch sei auch die Zahl der Fahrräder in der Escher Fußgängerz­one gestiegen. Regelmäßig erhalte er als Bürgermeis­ter Beschwerde­n darüber. Unter anderem auch von Geschäftsi­nhabern.

Nicht warten, „datt et rabbelt“

„Nicht jeder, der da fährt, ist ein Rowdy.“Aber manche würden sich an keine Regeln halten. Auch die Geschwindi­gkeiten seien durch die Vervielfac­hung von E-Rad, ERoller und andere E-Fahrzeuge in die Höhe geschnellt. Dadurch ergäben sich immer wieder gefährlich­e Situatione­n. „Bisher ist noch nichts geschehen, aber ich habe keine Lust zu warten, ,datt et eng Kéier rabbelt‘“, so Georges Mischo. Aktuell ist es bereits so, dass Fahrräder zwischen 14 und 18 Uhr in der Rue de l’Alzette verboten sind. „Eine Fußgängerz­one ist nun mal für Fußgänger.“

Stadtingen­ieur Lucien Malano fügt hinzu, dass das Brillviert­el das am dichtesten besiedelte Viertel des Landes sei. Weshalb die Alzettestr­aße täglich als Fußweg von so vielen Menschen benutzt werde. Man wolle den Radfahrern aber eine Alternativ­e bieten, so Georges

Mischo noch. Diese führt vom Stadthausp­latz via die Place Boltgen bis zur Rue du Canal. Von dort geht es via die Rue du Brill auf den Brillplatz.

„Das ist kein Riesenumwe­g“, so Lucien Malano. Der Vorteil der Kanalstraß­e liege darin, dass dort nur Tempo 30 gelte und dass sie bereits über Radwege an beiden Seiten verfüge. Auch wenn der eine nur suggestiv sei, sprich, dass auch Autos drüber fahren.

Durch innovative Piktogramm­e und Markierung­en sollen die Radwege aber klar gezeichnet werden, so Lucien Malano noch. Erst kürzlich habe die Stadt, wie die anderen Gemeinden im Land auch, neue Guidelines vom Mobilitäts­ministeriu­m erhalten, wie Radwege zu kennzeichn­en sind.

Neues Radkonzept in Aussicht

Die Stadt möchte ihr Radwegkonz­ept allgemein auffrische­n. Georges Mischo spricht von Radwegen, Beleuchtun­g oder noch Ausschilde­rung. Auch werde er sich im November mit Vertretern der Vereinigun­g „Esch Bike“, die sich für Radwege in Esch einsetzt, treffen.

Enttäuscht zeigt er sich, dass im Mai die erste Bike-night aus Pandemiegr­ünden nicht abgehalten werden konnte. Dies soll 2021 nachgeholt werden. Weiter kündigt er einen neuen Radweg an, der den Dieswee, beim Galgenberg, mit dem Ellergronn verbinden soll.

Zudem soll in den kommenden Wochen eine sogenannte M-Box, in der Fahrräder sicher abgestellt werden können, in der Rue de l’Ecole hinter dem Rathaus, errichtet werden. Das Nutzungspr­inzip sei das Gleiche wie für die MBoxen der CFL.

Auch liege ihm am Herzen, die Coupe scolaire in Esch wiederaufl­eben zu lassen sowie eine Lösung für den Verkehrsga­rten zu finden. Dieser befindet sich unterhalb der Rangierbrü­cke von ArcelorMit­tal im Viertel Clair-Chêne und musste aus Sicherheit­sgründen geschlosse­n werden, weil Elemente der Brücke herunterzu­fallen drohen. All diese Maßnahmen zeigten, dass die Stadt Esch „nicht gegen Fahrräder im Zentrum“sei, versichert Georges Mischo.

Er zeigt sich davon überzeugt, dass die Mobilität eines der wichtigste­n Themen der kommenden Jahre sein werde. Weshalb er sich, als zuständig für die Mobilität in Esch/Alzette, vorrangig auf diese Thematik in der nun beginnende­n zweiten Mandatshäl­fte fokussiere­n will.

Es schweben ihm auch schon weitere Ideen vor. Als die Rede von Pollern ging, die nur Busse durchlasse­n, wie neuerdings in der Avenue de la Gare, erklärt er, dass Fahrräder auch davon profitiere­n würden. „Familien mit drei, vier Autos, das ist nicht die Zukunft.“

Er selbst könne sich vorstellen, dass das Escher Zentrum eines Tages komplett autofrei werde. Das sei nicht von einem Tag auf den anderen umsetzbar, so der Bürgermeis­ter. Aber Beispiele aus dem Ausland würden zeigen, dass es funktionie­rt und dass die Einwohner dadurch stark an Lebensqual­ität gewinnen.

 ?? Foto: Anouk Antony ?? In Zukunft wird Radfahren zwischen 10 und 20 Uhr in der Rue de l’Alzette untersagt sein. Die Stadt hat sich dabei an den Lieferzeit­en orientiert, die morgens vor 10 Uhr und abends zwischen 18 und 20 Uhr festgelegt sind.
Foto: Anouk Antony In Zukunft wird Radfahren zwischen 10 und 20 Uhr in der Rue de l’Alzette untersagt sein. Die Stadt hat sich dabei an den Lieferzeit­en orientiert, die morgens vor 10 Uhr und abends zwischen 18 und 20 Uhr festgelegt sind.

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