Fußgängerzone nur für Fußgänger
Fahrradverbot in der Rue de l’Alzette soll ausgeweitet werden und von 10 bis 20 Uhr gelten
Esch/Alzette. „Ich bin und bleibe ein Freund des Fahrrads“, stellte der Escher Bürgermeister, Georges Mischo (CSV) gestern während einer Pressekonferenz zum Thema Mobilität klar. Doch schwebt der Stadt vor, das Radfahren zwischen 10 und 20 Uhr in der Rue de l’Alzette zu verbieten.
Ein Vorschlag, der bereits in der Mobilitätskommission der Stadt diskutiert wurde und worüber der Gemeinderat demnächst abstimmen soll. Kinder sollen von diesem Verbot ausgeschlossen sein, es richtet sich nur an Jugendliche und Erwachsene, präzisiert Mischo.
Das Thema war nach einem rezenten Presseartikel viel in den sozialen Medien diskutiert worden. Während die einen das Radverbot befürworten, sehen andere darin ein Zeichen gegen die sanfte Mobilität. Das sei es nicht, versichert Georges Mischo.
Es freue ihn, der seine Begeisterung für den Sport nie versteckt, dass es während des Lockdown einen Fahrradboom gegeben habe. Doch dadurch sei auch die Zahl der Fahrräder in der Escher Fußgängerzone gestiegen. Regelmäßig erhalte er als Bürgermeister Beschwerden darüber. Unter anderem auch von Geschäftsinhabern.
Nicht warten, „datt et rabbelt“
„Nicht jeder, der da fährt, ist ein Rowdy.“Aber manche würden sich an keine Regeln halten. Auch die Geschwindigkeiten seien durch die Vervielfachung von E-Rad, ERoller und andere E-Fahrzeuge in die Höhe geschnellt. Dadurch ergäben sich immer wieder gefährliche Situationen. „Bisher ist noch nichts geschehen, aber ich habe keine Lust zu warten, ,datt et eng Kéier rabbelt‘“, so Georges Mischo. Aktuell ist es bereits so, dass Fahrräder zwischen 14 und 18 Uhr in der Rue de l’Alzette verboten sind. „Eine Fußgängerzone ist nun mal für Fußgänger.“
Stadtingenieur Lucien Malano fügt hinzu, dass das Brillviertel das am dichtesten besiedelte Viertel des Landes sei. Weshalb die Alzettestraße täglich als Fußweg von so vielen Menschen benutzt werde. Man wolle den Radfahrern aber eine Alternative bieten, so Georges
Mischo noch. Diese führt vom Stadthausplatz via die Place Boltgen bis zur Rue du Canal. Von dort geht es via die Rue du Brill auf den Brillplatz.
„Das ist kein Riesenumweg“, so Lucien Malano. Der Vorteil der Kanalstraße liege darin, dass dort nur Tempo 30 gelte und dass sie bereits über Radwege an beiden Seiten verfüge. Auch wenn der eine nur suggestiv sei, sprich, dass auch Autos drüber fahren.
Durch innovative Piktogramme und Markierungen sollen die Radwege aber klar gezeichnet werden, so Lucien Malano noch. Erst kürzlich habe die Stadt, wie die anderen Gemeinden im Land auch, neue Guidelines vom Mobilitätsministerium erhalten, wie Radwege zu kennzeichnen sind.
Neues Radkonzept in Aussicht
Die Stadt möchte ihr Radwegkonzept allgemein auffrischen. Georges Mischo spricht von Radwegen, Beleuchtung oder noch Ausschilderung. Auch werde er sich im November mit Vertretern der Vereinigung „Esch Bike“, die sich für Radwege in Esch einsetzt, treffen.
Enttäuscht zeigt er sich, dass im Mai die erste Bike-night aus Pandemiegründen nicht abgehalten werden konnte. Dies soll 2021 nachgeholt werden. Weiter kündigt er einen neuen Radweg an, der den Dieswee, beim Galgenberg, mit dem Ellergronn verbinden soll.
Zudem soll in den kommenden Wochen eine sogenannte M-Box, in der Fahrräder sicher abgestellt werden können, in der Rue de l’Ecole hinter dem Rathaus, errichtet werden. Das Nutzungsprinzip sei das Gleiche wie für die MBoxen der CFL.
Auch liege ihm am Herzen, die Coupe scolaire in Esch wiederaufleben zu lassen sowie eine Lösung für den Verkehrsgarten zu finden. Dieser befindet sich unterhalb der Rangierbrücke von ArcelorMittal im Viertel Clair-Chêne und musste aus Sicherheitsgründen geschlossen werden, weil Elemente der Brücke herunterzufallen drohen. All diese Maßnahmen zeigten, dass die Stadt Esch „nicht gegen Fahrräder im Zentrum“sei, versichert Georges Mischo.
Er zeigt sich davon überzeugt, dass die Mobilität eines der wichtigsten Themen der kommenden Jahre sein werde. Weshalb er sich, als zuständig für die Mobilität in Esch/Alzette, vorrangig auf diese Thematik in der nun beginnenden zweiten Mandatshälfte fokussieren will.
Es schweben ihm auch schon weitere Ideen vor. Als die Rede von Pollern ging, die nur Busse durchlassen, wie neuerdings in der Avenue de la Gare, erklärt er, dass Fahrräder auch davon profitieren würden. „Familien mit drei, vier Autos, das ist nicht die Zukunft.“
Er selbst könne sich vorstellen, dass das Escher Zentrum eines Tages komplett autofrei werde. Das sei nicht von einem Tag auf den anderen umsetzbar, so der Bürgermeister. Aber Beispiele aus dem Ausland würden zeigen, dass es funktioniert und dass die Einwohner dadurch stark an Lebensqualität gewinnen.