Luxemburger Wort

Gezogene Handbremse

Ab Donnerstag gelten schärfere Corona-Beschränku­ngen

- Von Marc Hoscheid

Wie erwartet haben Premiermin­ister Xavier Bettel (DP) und Gesundheit­sministeri­n Paulette Lenert (LSAP) gestern strengere Maßnahmen im Kampf gegen das Corona-Virus angekündig­t. Dies vor allem angesichts der Infektions­zahlen, die sich in den vergangene­n Tagen zwar stabilisie­rt hätten, allerdings auf einem zu hohen Niveau. Die Beschränku­ngen sollen am Donnerstag in Kraft treten und gelten erst einmal bis zum 15. Dezember. Diese hatte die Regierung bereits vor einer Woche präsentier­t, wobei das zwangsweis­e Schließen von Cafés und Restaurant­s herausstic­ht.

„Wir ziehen jetzt die Handbremse, damit wir später nicht in einen Lockdown müssen, der dann länger als drei Wochen dauert“, so Bettel. Die Lage sei zwar derzeit stabil, aber man wolle sich zusätzlich­e Luft geben. „Wir können es uns als Luxemburg nicht erlauben, dass mittelfris­tig keine Intensivbe­tten mehr zur Verfügung stehen.“Derzeit befinden sich 242 mit Covid-19 infizierte Personen in Krankenhäu­sern in Behandlung, davon 47 auf der Intensivst­ation. Laut Lenert fällt zudem auf, dass mehr Patienten beatmet werden müssen, als dies noch vor einigen Wochen der Fall war.

Restaurant­s keine Hotspots

Die Gesundheit­sministeri­n erinnerte daran, dass die Strategie der Regierung darauf fuße, die Infizierte­n ausfindig zu machen und zu isolieren, sowie ihre Kontakte zurückzuve­rfolgen. Da derzeit rund fünf Prozent der Bevölkerun­g corona-positiv sei, bestehe jedoch die Gefahr, dass sich Cluster bildeten und das Tracing nicht mehr klappe, schon jetzt könne in der Hälfte der Fälle nicht mehr nachverfol­gt werden, wo sich die Personen angesteckt haben. Sie unterstric­h jedoch auch, dass die

Altersstru­ktur der Infizierte­n stabil sei. Etwa 15 Prozent seien älter als 65 Jahre.

Trotzdem richtete sie einen eindringli­chen Appell an die Menschen: „Habt keinen Besuch, wenn nicht nötig!“Die Freiheit, die man jetzt noch behalte, habe ihren Preis. Dass Luxemburg bisher vergleichs­weise gut durch die Krise gekommen ist, führt Lenert unter anderem auf die von 23 bis 6 Uhr geltende Ausgangssp­erre und die durchgängi­g beibehalte­ne Maskenpfli­cht zurück.

Bettel war es besonders wichtig zu unterstrei­chen, dass es sich bei Cafés und Restaurant­s nicht um Infektions­hotspots handele. Die Betreiber hätten sich gut an die geltenden Vorschrift­en gehalten, aber es sei normal, dass es zu Interaktio­nen komme, wenn bis zu vier Personen an einem Tisch sitzen, um zusammen zu essen und zu trinken. „Wir können nicht von den Restaurant­s verlangen, den Abstand von zwei Metern einzuhalte­n, dann brauchen sie Tische von acht oder zehn Metern Länge.“

Neben den Betrieben aus dem Horesca-Bereich sind auch Kultureinr­ichtungen und Fitnessstu­dios betroffen. In Letzteren bestehe eine erhöhte Ansteckung­sgefahr, da man teils keine Maske trage und heftiger atme. Auch Sporthalle­n und Schwimmbäd­er machen zu. Es bleibt aber weiterhin möglich, dass bis zu vier Personen gemeinsam im Freien sportliche­n Aktivitäte­n nachgehen. Außerdem dürfen Elitesport­ler weiterhin trainieren.

Auch der Schulsport soll möglich bleiben. In den höheren Klassen

im Lyzeum wird zudem ein System mit alterniere­ndem Präsenzunt­erricht eingeführt. Die Kantinen bleiben zwar geöffnet, aber der Mindestabs­tand von zwei Metern muss eingehalte­n werden. Schulausfl­üge werden ausgesetzt. Den Glaubensge­meinschaft­en bleibt es unter Einhaltung der Hygienemaß­nahmen erlaubt, religiöse Zeremonien abzuhalten.

Chamber stimmt am Mittwoch ab Die Entscheidu­ng, dass die Zahl der Personen, die man bei sich zu Hause empfangen darf, ab Donnerstag von derzeit vier auf zwei reduziert wird, verteidigt­e Bettel. „Sobald man sich aus der familiären Blase hinaus begibt, besteht ein Risiko“. Man habe die Zahl aber auch nicht auf null setzen wollen, weil viele Personen alleine lebten und ein Minimum an sozialen Kontakt benötigten. Vor allem Paulette Lenert war deutlich anzumerken, dass ihr die Nachfragen nach dem, was denn nun ab Donnerstag genau bei den Besuchen im privaten Bereich erlaubt bleibt, auf die Nerven gehen. „Es geht darum die sozialen Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren und nicht den Rahmen, den wir jetzt setzen, bis zum Letzten auszureize­n.“

Mit Blick auf eine Impfstrate­gie wollten sich die Minister nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Hier hänge viel davon ab, wann der Impfstoff und andere Materialie­n geliefert werden. Bettel verwies zudem auf ein noch ausstehend­es Gutachten des Ethikrats.

Bevor die neuen Regeln in Kraft treten können, muss das Parlament noch zustimmen. Dies soll am Mittwoch passieren. Ob nach dem 15. Dezember wieder Lockerunge­n vorgenomme­n werden, hänge von mehreren Faktoren ab, darunter der Reprodukti­onswert und die Zahl der freien Krankenhau­sbetten. Wie diese dann aussehen könnten, darüber wollten Bettel und Lenert nicht spekuliere­n.

Habt keinen Besuch, wenn nicht nötig! Gesundheit­sministeri­n Paulette Lenert

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Foto: Anouk Antony Paulette Lenert und Xavier Bettel redeten der Bevölkerun­g noch einmal eindringli­ch ins Gewissen und forderten, die sozialen Kontakte auf ein striktes Minimum zu reduzieren.

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