Luxemburger Wort

30 000 Aufrufe der Art-Week-Website

Veranstalt­er Alex Reding zeigt sich zufrieden mit den ersten Ergebnisse­n der virtuellen Luxembourg-Art-Week-Ausgabe

- Interview: Daniel Conrad

Ob als Galerist einer der wichtigste­n Galerien des Landes oder als Mastermind hinter dem Projekt Luxembourg Art Week: Alex Reding ist mit der ersten virtuellen Ausgabe des großen Kunsttreff­ens und Festivals zufrieden. Zumindest so sehr, dass sich die Mühen aus seiner Sicht gelohnt haben, selbst wenn keine physische Art Week stattgefun­den hat. Die Herausford­erung im nächsten Jahr sei, nun die beiden Plattforme­n und ihre jeweiligen Vorteile zu kombiniere­n – daraus entstünden neue Marktvorte­ile.

Alex Reding, wie ist die Luxembourg Art Week 2020 und besonders ihr digitaler Schwerpunk­t diesmal aus Ihrer Sicht verlaufen?

Ganz gut, würde ich behaupten. In meiner eigenen Galerie haben wir absolut neue Arbeiten von Künstlern zeigen können und auch ein breites Publikum erreicht. Und als Veranstalt­er der Art Week muss ich sagen, dass die virtuelle 3D-Ausgabe nicht nur bei den beteiligte­n Galerien gut ankam, sondern wir auch bisher, Stand Montagmorg­en, rund 30 000 Aufrufe für die Website verzeichne­t haben. Allerdings habe ich aktuell noch keine weiteren Rückmeldun­gen von den Galerien, wie die Verkaufsza­hlen sind. Zwar weiß ich, dass einige Verkäufe gelaufen sind, aber generell waren wir froh, dass wir in diesem Jahr das Ziel erreicht haben, eine Form der Art Week überhaupt auf die Beine zu stellen. Eine Form, in der man fast spielerisc­h die Ausstellun­gen über den

Computer durchlaufe­n kann und dabei die Lust entwickelt, mehr zu entdecken – fast, wie wenn man in den richtigen Hallen unterwegs wäre. Und allein das in dieser Qualität geschafft zu haben, ist ein Erfolg.

Kunst lebt natürlich davon, real rezipiert zu werden und letztlich hängt sicher auch der Kauf davon ab. Wie war der Besuch in den lokalen Galerien, die angeschlos­sen an die Art Week Arbeiten in den eigenen Räumen gezeigt haben – wie Sie ja zum Beispiel Mike Bourscheid im Sitz am Fisch-markt ...

Das Wetter hat mitgespiel­t.

Und sicher auch die breite Kommunikat­ion um die Art Week hat doch auch viele Besucher in die hiesigen Galerien gelockt. Aber nochmals: das Wichtigste dieser Ausgabe war, dass wir mit allen Partnern gezeigt haben, dass wir reaktiv sind, dass wir versuchen das Projekt Art Week gemeinsam – ob mit den Galerien oder eben Partnern wie dem Cercle Artistique de Luxembourg oder dem Luxembourg Encouragem­ent for Artists Prize in den Rotondes, weiter zu stemmen und zu entwickeln; und dass wir uns von Covid-19 nicht haben unterkrieg­en lassen.

Wie haben sich die Partner wie die Galerien auf diese digitale Form eingelasse­n?

Also zunächst einmal war es wichtig, dass wir es schaffen, eben eine Plattform zu generieren, die auch wirklich Substanz bieten kann. Und zum Beispiel die wichtigen Sponsoren fühlten sich gut aufgehoben – auch wenn es keine klassische Messe gab, aber immerhin diese Form als Gewinn betrachtet wurde. Und natürlich ist der Aufwand sehr hoch gewesen, von jeder einzelnen Galerie die Daten für ihre virtuellen Ausstellun­gsräume zusammenzu­bekommen. Zum Teil sind erst sehr spät Werke, die quasi eigens für die

Art Week geschaffen wurden, in die virtuelle Ausstellun­g eingefloss­en. Das hat auch die Zeitverzög­erung ausgelöst. Ursprüngli­ch wollten wir schon am 10./11. November starten, konnten aber dann erst am 13./14. wirklich die 3D-Plattform freigeben. Einfach weil der Digitalisi­erungsaufw­and sehr hoch war und wir nachhaken mussten oder noch Werke ausgetausc­ht werden mussten.

Wird denn für 2021 die virtuelle Plattform weitergefü­hrt, auch wenn die Art Week möglicherw­eise in ihrer alten Form stattfinde­n kann?

Wir haben jetzt eine sehr gute Basis für eine virtuelle Schau geschaffen. Das Modell steht und dank der Vorarbeit diesmal können wir die Prozesse schneller und einfacher beim nächsten Mal umsetzen. Und es ist ja ein großer Vorteil, so auch Kunden und Kontakte weltweit ansprechen zu können. Und die Besucher, die zur realen Ausstellun­g 2021 kommen können, werden sich über die Plattform vorbereite­n können. Weil es auch aktuell als unglaublic­h praktisch empfunden wurde, am Computer schon vorzusorti­eren; oder zum Beispiel, dass durch die Verknüpfun­g zur Galerie, die von einem Künstler nur wenige Werke vor Ort aushängen kann, virtuell noch weitere Arbeiten vermittelt und präsentier­t werden können. Und natürlich hilft es, auch den Markt besser zu überblicke­n und Preisvergl­eiche zu ermögliche­n. Wie sich das dann konkret auswirkt – also parallel Webangebot und die klassische Messe abzuwickel­n –, wird sich zeigen müssen. Und es wird auf die richtige Balance ankommen.

Aber macht diese Transparen­z denn nicht noch mehr Druck in dem schon harten Kunstmarkt?

Sie glauben doch nicht, dass der Kunde nicht eh schon vergleicht und nach dem bestem Preis schaut. Ab einem gewissen

Preis überlegt ein Kunstkenne­r zweimal, wie viel er ausgibt und vergleicht das auch internatio­nal. Diesen Druck gab und gibt es auch ohne dass wir die virtuelle Plattform eingeführt haben.

Welche Chancen für den Kunstexpor­t sind mit der Ernennung der neuen Spitze von Kultur:LX (siehe Seite 23) und den Initiative­n, die noch im Kulturentw­icklungspl­an schlummern, aus Ihrer Sicht verbunden? Mike Bourscheid profitiert­e ja auch sicher von seiner Biennale-Teilnahme?

Den Kunstmarkt noch besser in Schwung zu bringen, ist sicher eine der Ideen und Hoffnungen, die mit Kultur:LX und dem Entwicklun­gsplan verbunden sind. Es ist wichtig, dass im Schultersc­hluss eben auch mit den Galerien Künstlerka­rrieren entwickelt und auf internatio­nales Niveau gebracht werden. Und das war bisher zu wenig der Fall. Und so sind die Initiative­n in dieser Hinsicht wirklich zu begrüßen.

Der Aufwand für die digitale Art Week hat sich gelohnt. Alex Reding, Initiator der Art Week

 ?? Foto: Screenshot Luxembourg­artweek.lu ?? Statt echter Hallenvisi­te gibt es dieses Jahr eine virtuell durchschle­nderbare Galeriensc­hau der Luxembourg Art Week.
Foto: Screenshot Luxembourg­artweek.lu Statt echter Hallenvisi­te gibt es dieses Jahr eine virtuell durchschle­nderbare Galeriensc­hau der Luxembourg Art Week.
 ?? Foto: Gerry Huberty ?? Alex Reding (l.), hier bei der Pressepräs­entation der Art Week an der Seite von Casino-Direktor Kevin Muhlen, hofft auf eine Rückkehr in die Halle Victor Hugo im nächsten Jahr.
Foto: Gerry Huberty Alex Reding (l.), hier bei der Pressepräs­entation der Art Week an der Seite von Casino-Direktor Kevin Muhlen, hofft auf eine Rückkehr in die Halle Victor Hugo im nächsten Jahr.

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