30 000 Aufrufe der Art-Week-Website
Veranstalter Alex Reding zeigt sich zufrieden mit den ersten Ergebnissen der virtuellen Luxembourg-Art-Week-Ausgabe
Ob als Galerist einer der wichtigsten Galerien des Landes oder als Mastermind hinter dem Projekt Luxembourg Art Week: Alex Reding ist mit der ersten virtuellen Ausgabe des großen Kunsttreffens und Festivals zufrieden. Zumindest so sehr, dass sich die Mühen aus seiner Sicht gelohnt haben, selbst wenn keine physische Art Week stattgefunden hat. Die Herausforderung im nächsten Jahr sei, nun die beiden Plattformen und ihre jeweiligen Vorteile zu kombinieren – daraus entstünden neue Marktvorteile.
Alex Reding, wie ist die Luxembourg Art Week 2020 und besonders ihr digitaler Schwerpunkt diesmal aus Ihrer Sicht verlaufen?
Ganz gut, würde ich behaupten. In meiner eigenen Galerie haben wir absolut neue Arbeiten von Künstlern zeigen können und auch ein breites Publikum erreicht. Und als Veranstalter der Art Week muss ich sagen, dass die virtuelle 3D-Ausgabe nicht nur bei den beteiligten Galerien gut ankam, sondern wir auch bisher, Stand Montagmorgen, rund 30 000 Aufrufe für die Website verzeichnet haben. Allerdings habe ich aktuell noch keine weiteren Rückmeldungen von den Galerien, wie die Verkaufszahlen sind. Zwar weiß ich, dass einige Verkäufe gelaufen sind, aber generell waren wir froh, dass wir in diesem Jahr das Ziel erreicht haben, eine Form der Art Week überhaupt auf die Beine zu stellen. Eine Form, in der man fast spielerisch die Ausstellungen über den
Computer durchlaufen kann und dabei die Lust entwickelt, mehr zu entdecken – fast, wie wenn man in den richtigen Hallen unterwegs wäre. Und allein das in dieser Qualität geschafft zu haben, ist ein Erfolg.
Kunst lebt natürlich davon, real rezipiert zu werden und letztlich hängt sicher auch der Kauf davon ab. Wie war der Besuch in den lokalen Galerien, die angeschlossen an die Art Week Arbeiten in den eigenen Räumen gezeigt haben – wie Sie ja zum Beispiel Mike Bourscheid im Sitz am Fisch-markt ...
Das Wetter hat mitgespielt.
Und sicher auch die breite Kommunikation um die Art Week hat doch auch viele Besucher in die hiesigen Galerien gelockt. Aber nochmals: das Wichtigste dieser Ausgabe war, dass wir mit allen Partnern gezeigt haben, dass wir reaktiv sind, dass wir versuchen das Projekt Art Week gemeinsam – ob mit den Galerien oder eben Partnern wie dem Cercle Artistique de Luxembourg oder dem Luxembourg Encouragement for Artists Prize in den Rotondes, weiter zu stemmen und zu entwickeln; und dass wir uns von Covid-19 nicht haben unterkriegen lassen.
Wie haben sich die Partner wie die Galerien auf diese digitale Form eingelassen?
Also zunächst einmal war es wichtig, dass wir es schaffen, eben eine Plattform zu generieren, die auch wirklich Substanz bieten kann. Und zum Beispiel die wichtigen Sponsoren fühlten sich gut aufgehoben – auch wenn es keine klassische Messe gab, aber immerhin diese Form als Gewinn betrachtet wurde. Und natürlich ist der Aufwand sehr hoch gewesen, von jeder einzelnen Galerie die Daten für ihre virtuellen Ausstellungsräume zusammenzubekommen. Zum Teil sind erst sehr spät Werke, die quasi eigens für die
Art Week geschaffen wurden, in die virtuelle Ausstellung eingeflossen. Das hat auch die Zeitverzögerung ausgelöst. Ursprünglich wollten wir schon am 10./11. November starten, konnten aber dann erst am 13./14. wirklich die 3D-Plattform freigeben. Einfach weil der Digitalisierungsaufwand sehr hoch war und wir nachhaken mussten oder noch Werke ausgetauscht werden mussten.
Wird denn für 2021 die virtuelle Plattform weitergeführt, auch wenn die Art Week möglicherweise in ihrer alten Form stattfinden kann?
Wir haben jetzt eine sehr gute Basis für eine virtuelle Schau geschaffen. Das Modell steht und dank der Vorarbeit diesmal können wir die Prozesse schneller und einfacher beim nächsten Mal umsetzen. Und es ist ja ein großer Vorteil, so auch Kunden und Kontakte weltweit ansprechen zu können. Und die Besucher, die zur realen Ausstellung 2021 kommen können, werden sich über die Plattform vorbereiten können. Weil es auch aktuell als unglaublich praktisch empfunden wurde, am Computer schon vorzusortieren; oder zum Beispiel, dass durch die Verknüpfung zur Galerie, die von einem Künstler nur wenige Werke vor Ort aushängen kann, virtuell noch weitere Arbeiten vermittelt und präsentiert werden können. Und natürlich hilft es, auch den Markt besser zu überblicken und Preisvergleiche zu ermöglichen. Wie sich das dann konkret auswirkt – also parallel Webangebot und die klassische Messe abzuwickeln –, wird sich zeigen müssen. Und es wird auf die richtige Balance ankommen.
Aber macht diese Transparenz denn nicht noch mehr Druck in dem schon harten Kunstmarkt?
Sie glauben doch nicht, dass der Kunde nicht eh schon vergleicht und nach dem bestem Preis schaut. Ab einem gewissen
Preis überlegt ein Kunstkenner zweimal, wie viel er ausgibt und vergleicht das auch international. Diesen Druck gab und gibt es auch ohne dass wir die virtuelle Plattform eingeführt haben.
Welche Chancen für den Kunstexport sind mit der Ernennung der neuen Spitze von Kultur:LX (siehe Seite 23) und den Initiativen, die noch im Kulturentwicklungsplan schlummern, aus Ihrer Sicht verbunden? Mike Bourscheid profitierte ja auch sicher von seiner Biennale-Teilnahme?
Den Kunstmarkt noch besser in Schwung zu bringen, ist sicher eine der Ideen und Hoffnungen, die mit Kultur:LX und dem Entwicklungsplan verbunden sind. Es ist wichtig, dass im Schulterschluss eben auch mit den Galerien Künstlerkarrieren entwickelt und auf internationales Niveau gebracht werden. Und das war bisher zu wenig der Fall. Und so sind die Initiativen in dieser Hinsicht wirklich zu begrüßen.
Der Aufwand für die digitale Art Week hat sich gelohnt. Alex Reding, Initiator der Art Week