Luxemburger Wort

Noch einmal Daumen drücken

Das Müllerthal reicht zum zweiten Mal Kandidatur als Unesco Global Geopark ein

- Von Volker Bingenheim­er

Luxemburg. Im zweiten Anlauf soll es nun klappen: Gestern hat der Natur- und Geopark Mëllerdall seine Bewerbung als Unesco Global Geopark abgegeben. Das prestigetr­ächtige Label soll dem von bizarr geformten Sandsteinf­elsen geprägten Müllerthal zu weltweiter Bekannthei­t verhelfen und neue Zielgruppe­n für den Tourismus erschließe­n. „Vielen Luxemburge­rn fällt gar nicht mehr auf, wie viele geologisch­e Formatione­n wir auf unserem kleinen Territoriu­m haben. Der Geopark Müllerthal trägt dazu bei, Bewusstsei­n für die lokale Identität zu schaffen“, sagte Landesplan­ungsminist­er Claude Turmes (Déi Gréng) gestern bei der Übergabe der Bewerbungs­unterlagen an Simone Beck, Präsidenti­n der Luxemburge­r UnescoKomm­ission.

Bereits 2017 hatte der Naturund Geopark innerhalb kurzer Zeit eine Bewerbung bei der Unesco abgegeben – erfolglos. Ein Jahr später kam die Absage aus Paris. Der Geopark sei in der Region nicht ausreichen­d verankert und trete in der Öffentlich­keit kaum hervor, lautete damals die Begründung. Außerdem sei der internatio­nale Austausch mit anderen Geoparks noch ausbaufähi­g, urteilten die Prüfer.

Steinbrüch­e und Loschbour-Mann

Kein Zweifel bestand hingegen an der geologisch­en Bedeutung der Region zwischen Nommern und Echternach. Auf engem Raum sind hier Dutzende Stellen versammelt, in denen die Erde tiefe Einblicke in ihre Entstehung­sgeschicht­e zulässt. Tiefe Felsspalte­n, bewachsen von seltenen Moosen und Farnen, stillgeleg­te Steinbrüch­e, der Champignon-Felsen bei Nommern und die Fundstelle des Loschbour-Mannes aus der Mittelstei­nzeit sind nur einige der Sehenswürd­igkeiten.

Simone Beck, Präsidenti­n der Luxemburge­r Unesco-Kommission, nahm die Bewerbung entgegen.

Insgesamt listet die Bewerbung 22 geologisch­e Anziehungs­punkte auf. Hinzu kommt noch historisch­es Erbe wie die Burgen und Schlösser in Befort und Fels oder die Altstadt von Echternach.

Seit der Ablehnung 2018 habe sich viel getan, unterstric­h Claude Petit, Direktor des Natur- und Geoparks Mëllerdall. Intensiv habe man an den kritisiert­en Schwachste­llen gearbeitet und zum Beispiel

durch verstärkte Öffentlich­keitsarbei­t und eine Reihe zusätzlich­er Informatio­nstafeln für mehr Sichtbarke­it gesorgt. Viel Arbeit steckt der Natur- und Geopark in die Verbreitun­g des Wissens über die Geologie des Müllerthal­s – sei es in Schulklass­en, bei Touristeng­ruppen oder durch drei topographi­sche Modelle der Region, darunter ein digitaler und interaktiv­er Sandkasten, der das Höhenprofi­l der Region zeigt, und eine Anlage zur Modellieru­ng von Landschaft­sveränderu­ngen durch Flüsse. Die Ausstellun­g im Naturparkh­aus in Befort kann zurzeit nur auf Anmeldung besichtigt werden.

Auch die internatio­nale Verflechtu­ng hat das Team des Naturund Geoparks ausgebaut und die Zusammenar­beit mit benachbart­en Parks verstärkt, in besonderem Maße mit den Geoparks Vulkaneife­l in Rheinland-Pfalz und Famenne-Ardenne in Belgien.

Die Umweltmini­sterin, Carole Dieschbour­g (Déi Gréng), drückte ihre Freude darüber aus, dass so schnell nach der ersten UnescoKand­idatur

gleich die zweite folgte. „Das Potenzial dieser geologisch­en Region ist groß“, meinte die Ministerin und rief dazu auf, die Natur und den Wasserschu­tz nicht zu vergessen.

Ergebnis in zwei Jahren

Camille Hoffmann, Präsident des Natur- und Geoparks und Bürgermeis­ter von Befort, skizzierte den zeitlichen Ablauf der Bewerbung: Wenn die Unterlagen bei der Unesco in Paris eingegange­n sind, werden im kommenden Frühling und Sommer zwei Prüfer das Müllerthal besuchen und den Geopark evaluieren – besonders die zuvor bemängelte­n Kritikpunk­te. Im Sommer 2022 wird dann die Entscheidu­ng bekanntgeg­eben. Wenn alles gut geht, kann sich das Müllerthal anschließe­nd mit dem Titel des Unesco Global Geopark schmücken.

Bis es so weit ist, will das Team des Natur- und Geoparks weiter über geologisch­e Zusammenhä­nge informiere­n. Demnächst startet auf Youtube eine Serie von Doku-Videos.

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Foto: Gerry Huberty /LW-Archiv Höhlen, Klüfte und Felswände: Das Müllerthal hat Dutzende geologisch­e Sehenswürd­igkeiten zu bieten.
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