Expertenbericht liegt vor
Ein Jahr nach dem Tod eines kleinen Jungen auf dem Knuedler laufen die Ermittlungen noch
Luxemburg. Die Eisskulpturen sollten die Besucher der Winterlights im vergangenen Winter auf dem Knuedler zum Staunen bringen. So auch das dreiteilige Werk, bestehend aus einer Wand und zwei Schlittenfiguren. Ein Fell, das auf den Schlitten ausliegt, lädt die Besucher gar dazu ein, auf der Eisskulptur Platz zu nehmen.
Diese Möglichkeit nutzen am Abend des 24. November 2019, also heute vor einem Jahr, auch einige Familien und schießen Erinnerungsfotos von ihren Kindern, als diese auf dem Schlitten sitzen. Gegen 20 Uhr, nur ein paar Stunden nachdem das Werk fertiggestellt worden war, kommt es dann aber zu einem fatalen Unfall: Die 2,5 Meter hohe Nachbildung einer Fassade eines Holzchalets zerbricht und Teile eines insgesamt rund 700 Kilogramm schweren Eisblocks treffen einen zweijährigen Jungen. Trotz sofort eingeleiteter Wiederbelebungsmaßnahmen verstirbt das Kind noch auf dem Weg ins Krankenhaus.
Abschluss für 2021 geplant
Polizei und Justiz nehmen gleich nach dem Vorfall die Ermittlungen auf. Dabei wird eine Untersuchung wegen fahrlässiger Tötung gegen Unbekannt eingeleitet, bei der alle Hypothesen in Betracht gezogen werden: vom Konstruktions-, Konzeptions- oder Materialfehler bis hin zur direkten Einwirkung einer Drittperson.
Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft auf Nachfrage hin bestätigt, sind die Ermittlungen ein Jahr nach dem Vorfall noch nicht abgeschlossen. Das Gutachten eines Experten, das erste Erkenntnisse darüber liefern sollte, wie es zu dem Unfall kommen konnte, liegt mittlerweile vor. Über den Inhalt dieses Gutachtens ist jedoch nichts bekannt – auch nicht darüber, ob eine der Hypothesen mittlerweile ausgeschlossen werden konnte. „Nach dem Abschluss des Gutachtens wurden in der Folge einige Personen gehört“, heißt es lediglich von Seiten der Justiz.
Derzeit werde aktiv an dem Fall gearbeitet und der Untersuchungsrichter habe sich zum Ziel gesetzt, die Ermittlungen im kommenden Kalenderjahr abzuschließen. Ob und wann es dann zu einem Gerichtsverfahren kommen wird, bleibt unterdessen noch abzuwarten.
Gestalter weist Vorwürfe von sich
Am Tag nach dem Unglück war am Unfallort die Trauer deutlich zu spüren. Passanten legten an der Skulptur Blumen und Teddybären nieder und stellten Kerzen auf. Die Weihnachtsmärkte in der Hauptstadt blieben an jenem Montag geschlossen. Ein Teil des winterlichen Unterhaltungsprogramms in der Oberstadt wurde von den Verantwortlichen der Stadt Luxemburg abgesagt.
Ein Experte in der Eisgestaltung hatte dem LW gleich nach dem Vorfall bestätigt, dass es nicht zu einem solchen Unfall hätte kommen dürfen. Eine derart hohe Wand müsse sicher stehen, hatte der Sachverständige betont. In seinen Augen habe es einen Fehler beim Bau geben müssen.
Der Gestalter der umgefallenen Skulptur wies seinerseits alle Vorwürfe von sich. „Technisch gesehen hätte die Skulptur nicht fallen dürfen“, so seine Aussage am Tag nach dem Vorfall.
Was genau zu dem Unfall geführt hat, müssen die Ermittlungen klären.