Luxemburger Wort

Atemproble­me bei Kaninchen

- Von Dr. Romi Roth

Dolly, eine neunjährig­e Zwergkanin­chen-Zibbe, hatte schon länger keinen rechten Appetit mehr. Als sie schließlic­h nur mehr ganz still und mit gesträubte­m Nackenfell in ihrem Häuschen hockte und sichtlich angestreng­t, bei geöffnetem Mäulchen und dramatisch pumpenden Nüsterbewe­gungen atmete, wurde sie von ihren Besitzern zur Sprechstun­de gebracht. Maulatmung zeigen Kaninchen nur bei schwerer Atemnot (Dyspnoe). Leider ist Dyspnoe bei ihnen allgemein keine seltene Krankheits­erscheinun­g. Sie kann durch vielerlei Ursachen begründet sein. Am häufigsten wird sie wohl durch Infektione­n der Atemwege wie Kaninchens­chnupfen verursacht. Aber auch Erkrankung­en der Zahnwurzel­n des Oberkiefer­s, die mit oronasalen Fisteln in den Nasenraum durchbrech­en können, können das natürliche Atmen durch die Nase erheblich erschweren. Ebenfalls zu Atemnot führen Fremdkörpe­r, die in die Nase gelangt sind, oder Tumore der oberen Atemwege oder im Brustkorb. Bei Zwergkanin­chen können des Weiteren auch raumforder­nde Probleme im Verdauungs­apparat

wie eine Magenüberl­adung, durch Traumata bedingte Lungenblut­ungen oder Rippenbrüc­he, Blutvergif­tung (Sepsis), Fieber, Blutarmut (Anämie) oder auch einfach Schmerzen aller Art zu erschwerte­r Atmung führen. Bei Dolly wurde durch EKG, Röntgen- und Ultraschal­luntersuch­ung ersichtlic­h, dass ihre Dyspnoe von einer schweren Herzerkran­kung herrührte, die zu einem hochgradig­en Lungenödem und einem Brustfelle­rguss geführt hatte. Das Herzproble­m war wohl schon vor Jahren im Anfangssta­dium festgestel­lt und daraufhin eine entspreche­nde Behandlung verordnet worden. Nachdem jedoch das Herzglykos­id sowie die entwässern­den Pillen aufgebrauc­ht waren und Dolly wieder wohlauf schien, wurde die Therapie ohne fachliche Rücksprach­e eingestell­t. Sogar ansonsten gut informiert­e Besitzer funktionie­ren im Übrigen gerne auf diese Art. Vermutlich, weil sie ihren Schützling­en die Strapazen der Verabreich­ung wie auch etwaige Nebenwirku­ngen der Medikament­e ersparen wollen. Bei Dolly erwies sich diese Entscheidu­ng als fatal. Die Flüssigkei­tsansammlu­ngen in ihrer Lunge und im Brustkorb hatten zu weiteren, letztlich irreversib­len Schäden am Herzen geführt, so dass als barmherzig­ste Lösung nur mehr Einschläfe­rn in Betracht kam.

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Foto: Shuttersto­ck
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