Atemprobleme bei Kaninchen
Dolly, eine neunjährige Zwergkaninchen-Zibbe, hatte schon länger keinen rechten Appetit mehr. Als sie schließlich nur mehr ganz still und mit gesträubtem Nackenfell in ihrem Häuschen hockte und sichtlich angestrengt, bei geöffnetem Mäulchen und dramatisch pumpenden Nüsterbewegungen atmete, wurde sie von ihren Besitzern zur Sprechstunde gebracht. Maulatmung zeigen Kaninchen nur bei schwerer Atemnot (Dyspnoe). Leider ist Dyspnoe bei ihnen allgemein keine seltene Krankheitserscheinung. Sie kann durch vielerlei Ursachen begründet sein. Am häufigsten wird sie wohl durch Infektionen der Atemwege wie Kaninchenschnupfen verursacht. Aber auch Erkrankungen der Zahnwurzeln des Oberkiefers, die mit oronasalen Fisteln in den Nasenraum durchbrechen können, können das natürliche Atmen durch die Nase erheblich erschweren. Ebenfalls zu Atemnot führen Fremdkörper, die in die Nase gelangt sind, oder Tumore der oberen Atemwege oder im Brustkorb. Bei Zwergkaninchen können des Weiteren auch raumfordernde Probleme im Verdauungsapparat
wie eine Magenüberladung, durch Traumata bedingte Lungenblutungen oder Rippenbrüche, Blutvergiftung (Sepsis), Fieber, Blutarmut (Anämie) oder auch einfach Schmerzen aller Art zu erschwerter Atmung führen. Bei Dolly wurde durch EKG, Röntgen- und Ultraschalluntersuchung ersichtlich, dass ihre Dyspnoe von einer schweren Herzerkrankung herrührte, die zu einem hochgradigen Lungenödem und einem Brustfellerguss geführt hatte. Das Herzproblem war wohl schon vor Jahren im Anfangsstadium festgestellt und daraufhin eine entsprechende Behandlung verordnet worden. Nachdem jedoch das Herzglykosid sowie die entwässernden Pillen aufgebraucht waren und Dolly wieder wohlauf schien, wurde die Therapie ohne fachliche Rücksprache eingestellt. Sogar ansonsten gut informierte Besitzer funktionieren im Übrigen gerne auf diese Art. Vermutlich, weil sie ihren Schützlingen die Strapazen der Verabreichung wie auch etwaige Nebenwirkungen der Medikamente ersparen wollen. Bei Dolly erwies sich diese Entscheidung als fatal. Die Flüssigkeitsansammlungen in ihrer Lunge und im Brustkorb hatten zu weiteren, letztlich irreversiblen Schäden am Herzen geführt, so dass als barmherzigste Lösung nur mehr Einschläfern in Betracht kam.