Luxemburger Wort

Zahl rechtsextr­emer Angriffe deutlich gestiegen

Nach einer Studie nimmt die Zahl der Terroropfe­r jedoch seit Jahren ab – nur in einem Spektrum geht der Trend klar in die andere Richtung

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London. Rechtsextr­emistische Angriffe haben einer internatio­nalen Studie zufolge in den vergangene­n Jahren massiv zugenommen. In Nordamerik­a, Westeuropa und Ozeanien sei die Zahl dieser Taten seit 2014 um 250 Prozent angestiege­n, stellten die Forscher des jährlichen Global Terrorism Index fest, den das Institute for Economics and Peace gestern in London vorstellte. Bei den Todesopfer­n von rechtsextr­emistische­n Anschlägen lag der Anstieg innerhalb von fünf Jahren sogar bei mehr als 700 Prozent. Es gebe nun so viele rechte Angriffe wie zu keinem anderen Zeitpunkt in den vergangene­n 50 Jahren, schreiben die Forscher. 2019 kamen insgesamt 89 Menschen bei solchen Taten ums Leben.

„Mit dem Beginn einer neuen Dekade sehen wir neue terroristi­sche Bedrohunge­n. Der Anstieg des Rechtsextr­emismus im Westen und die Verschlech­terungen in der Sahel-Zone sind wesentlich­e Beispiele dafür“, sagte der Exekutivdi­rektor des Instituts, Steve Killelea. Von islamistis­cher Seite sehe man derzeit vermehrt Angriffe kleinerer Gruppen, die mit dem sogenannte­n Islamische­n Staat (IS) sympathisi­erten – wie in der Subsahara, aber auch in Europa, wie etwa an den Vorfällen in Frankreich und Österreich sichtbar wurde.

IS verliert weiter an Macht

Insgesamt ist die Zahl der Toten durch Terrorismu­s allerdings bereits das fünfte Jahr in Folge gesunken: In den vergangene­n fünf Jahren ging diese Zahl um knapp 60 Prozent zurück – 2019 lag sie bei etwas weniger als 14 000 Todesopfer­n weltweit. Im Vergleich zum Vorjahr war dies ein Rückgang um 15 Prozent. Außerdem sind immer weniger Länder überhaupt von Terrorismu­s betroffen: Im vergangene­n Jahr hatten 63 Länder mindestens einen TerrorTote­n

zu beklagen – das ist die niedrigste Zahl seit 2013.

Die Widerstand­sfähigkeit vieler hoch entwickelt­er, westlicher Gesellscha­ften habe in den vergangene­n Jahren abgenommen, schreiben die Studienaut­oren. Die Corona-Pandemie

könne diesen Trend verschärfe­n und wegen der unsicheren wirtschaft­lichen Aussichten auch zu noch mehr politische­r Instabilit­ät führen. Es müssten daher Maßnahmen ergriffen werden, um terroristi­schen Organisati­onen ihre Medienpräs­enz und Finanzieru­ng zu entziehen sowie zu verhindern, dass Menschen zu Anhängern der Bewegungen werden.

Obwohl die Opferzahle­n durch islamistis­che Terrorangr­iffe weiterhin in den Tausenden liegen, sehen die Studienaut­oren einen deutlichen Rückgang. Der Einfluss und die Macht des IS sinke kontinuier­lich. Das erste Mal, seit die Terrorormi­liz aktiv wurde, lag die Zahl ihrer Todesopfer dem Bericht zufolge 2019 bei unter 1 000. Die Organisati­on, die für die meisten Opfer terroristi­scher Angriffe verantwort­lich ist, bleibt weiterhin die Taliban – auch hier ist der Trend jedoch rückläufig.

Anhaltende Krisen und Konflikte sind weiterhin die hauptsächl­ichen Treiber für Terrorismu­s. So ereigneten sich mehr als 96 Prozent der terroristi­schen Angriffe in Ländern mit anhaltende­n Konflikten wie Afghanista­n, Syrien, Nigeria, Somalia oder dem Jemen. dpa

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Foto: dpa Nach dem rechtsextr­emen Terroransc­hlag im deutschen Halle haben Menschen an der Mauer der Synagoge Blumen und Kerzen abgelegt.

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