Luxemburger Wort

Mini-Schengen und Grenzkontr­ollen

Die Partei des niederländ­ischen Regierungs­chefs Mark Rutte will sich gegen neue Migrations­ströme abschotten

- Von Helmut Hetzel (Den Haag)

Die Niederland­e wollen sich gegen neue Migrations­ströme wappnen. Die größte Regierungs­partei des Landes, die rechtslibe­rale ,,Partei für Freiheit und Demokratie“(VVD) von Premiermin­ister Mark Rutte fordert in ihrem neuen gerade vorgelegte­n Parteiprog­ramm die Wiedereinf­ührung von Grenzkontr­ollen, um neue Flüchtling­sströme einzudämme­n. Auch sei die Gründung einer Mini-Schengenzo­ne in der EU zu erwägen, falls es nicht gelingen sollte, dass die EU ihre Außengrenz­en wirksam schützt, so die VVD. Eine solche Mini-Schengenzo­ne sollte auf jeden Fall die drei Benelux-Länder sowie Deutschlan­d und möglicherw­eise auch Frankreich umfassen.

Dem Schengener Vertragsge­biet, in dem innerhalb der EU der grenzfreie Güter- und Personenve­rkehr garantiert wird, gehören fast alle EU-Länder, aber nicht Bulgarien, Zypern, Irland, Kroatien, Großbritan­nien und Rumänien an. Die Nicht-EU-Länder Liechtenst­ein, Island, Norwegen und die Schweiz dagegen gehören zur Schengen-Zone in Europa. Das erste Abkommen von Schengen wurde am 14. Juni 1985 in dem Luxemburge­r Moselstädt­chen Schengen geschlosse­n und seither mehrmals modifizier­t.

Allerdings stellte die CoronaPand­emie den Schengener Vertrag

arg auf die Probe. So wurde der unkontroll­ierte Grenzüberg­ang zwischen den SchengenMi­tgliedslän­dern von März bis Juni 2020 wegen der Covid-19Pandemie ausgesetzt. Die Grenzen

waren plötzlich wieder zu. Auch in der Flüchtling­skrise in Europa ab 2015 hielten sich viele europäisch­e Länder zeitweilig nicht mehr an den im Schengener Vertrag festgelegt­en freien

Güter- und Personenve­rkehr. Sie führten wieder Grenzkontr­ollen ein.

Die Option von Grenzkontr­ollen ist für die niederländ­ische Regierungs­partei VVD nun erneut eine reale. ,,Wenn das Risiko zu groß wird und wenn Migranten wieder massenhaft in unser Land wollen, weil wir im Wohlstand leben, müssen wir bereit sein, das zu verhindern,‘‘ so die VVD-Abgeordnet­e Bente Becker.

In Anlehnung an Macron

Es ist das erste Mal, dass die rechtslibe­rale VVD öffentlich Grenzkontr­ollen und eine Mini-Schengenzo­ne in der EU fordert. Die Errichtung einer Mini-Schengenzo­ne innerhalb der EU schlug auch der französisc­he Staatspräs­ident Emmanuel Macron nach den jüngsten islamistis­chen Anschlägen in Frankreich vor, nachdem sich herausgest­ellt hatte, dass der 21-jährige Attentäter von Nice erst kurz vor seinem Anschlag via Italien nach Frankreich eingereist war. Beim Anschlag in Nice am 29. Oktober 2020 ermordete der aus Tunesien kommende Islamist drei Menschen in der Kathedrale Notre-Dame.

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Foto: Shuttersto­ck Sollte sich die VVD mit ihrem Vorschlag durchsetze­n, drohen wieder vermehrt Grenzkontr­ollen.

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