Alles für die Katz‘
Die erneute Zwangsschließung bringt die Fitnessstudios in eine schwierige Lage
Sebastian Backes schätzt, dass er über 20 000 Euro in das Hygienekonzept seiner Fitnessstudios gesteckt hat. „Wir haben Trennwände und Belüftungsanlagen installiert. Das war jetzt alles mehr oder weniger für die Katz“, sagt der Gründer der Kette Luxfit. Denn ab Donnerstag müssen Fitnessstudios ebenso wie Cafés, Restaurants und Bars zum zweiten Mal in diesem Jahr die Türen schließen. „Wirtschaftlich gesehen ist das eine absolute Katastrophe“, sagt Jos Horsmans, einer der Geschäftsführer der Fitnessstudiokette CK Fitness. „Schlimmer kann es uns eigentlich nicht treffen. Dabei sind wir hundertprozentig überzeugt, dass wir kein Teil des Problems sind, sondern ein Teil der Lösung.“
Horsmans betont, dass die meisten Fitnessketten keine „Muckibuden“sind, sondern der Gesundheitsvorsorge dienen. Viele seiner Kunden werden vom Arzt geschickt wegen Rückenproblemen, Bluthochdruck, Diabetes oder wegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. „Es ist mir unerklärlich“, betont er. „Wir sind ein Dienstleister im Gesundheitswesen, systemrelevant aus dem Grund, dass man mit unserer Hilfe aus der Risikogruppe rauskommt, oder nicht reinfällt.“
Kaum Neukundengeschäft
Als Premierminister Xavier Bettel die neuen Maßnahmen angekündigt hat, sagte er, dass man beim Sport nun mal mehr Tröpfchen ausatme und die Ansteckungsgefahr
damit höher sei. Horsmans entgegnet dem, dass es in seinem Studio bisher in neun Monaten keine einzige Ansteckung gab.
„Wir werden wohl gezwungenermaßen einen Teil unserer Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken müssen“, sagt Sebastian Backes. Gleichzeitig will er wieder, wie im ersten Lockdown, ein Online-Fitnessprogramm für die Kunden ausarbeiten, um sie als Mitglieder halten zu können. „Wir versuchen einiges, um die Verbindung mit unseren Mitgliedern aufrechtzuerhalten – über Livestreams, Telefon oder unsere Trainings-App“, sagt auch Horsmans.
Den Betrieben stehen schwere Monate ins Haus. „Beim letzten Lockdown haben wir schon gemerkt, dass es Monate dauert, bis unsere Mitglieder wieder ins Studio kommen“, so Horsmans. Noch schwerwiegender wirkt sich der erneute Lockdown auf das Neukundengeschäft
aus, von dem die Studios aufgrund der natürlichen Mitgliederfluktuation abhängen. Besonders problematisch würde das, wenn sich die Zwangsschließung bis in den Januar hinziehen würden, erklärt Backes. „Erfahrungsgemäß ist der Januar der mit Abstand beste Monat für die Gewinnung neuer Kunden. Wenn wir den Monat verlieren, wäre das katastrophal für das ganze Jahr“, so Backes.