Abgeschirmte Klassen sind Alltag
Keine Patentlösung: In den Grundschulen des Landes sind teils kreative Ansätze gefragt
Luxemburg. Täglich erhalten wohl viele Eltern einen Anruf, dass ein positiver Corona-Fall in einer Klasse nachgewiesen wurde. Das heißt aber nicht immer gleich, dass dann auch ihr Kind zu Hause bleiben muss. Ist nämlich nur ein Kind der Klasse betroffen, werden zunächst alle Schüler dieser Klasse im Gebäude von den anderen isoliert.
Welche Ansteckungsgefahr aber wirklich von Grundschulkindern ausgeht, ist noch nicht vollends bewiesen. Generell scheint es in vielen Grundschulen in Zusammenhang mit Corona noch ruhig zuzugehen. Doch es gibt auch Ausnahmen, wie etwa in den Gemeinden Steinsel und Ettelbrück. In Ettelbrück mussten rund 100 Kinder in Quarantäne, in Steinsel waren es deren sogar über 400. Dem vorangegangen war, dass vor allem Infektionen bei Lehrern entdeckt worden waren. In Ettelbrück bei sieben, in Steinsel bei acht (siehe Kasten).
Ein Schüler pro 100
Die Gemeinden Steinfort, Wahl und Grosbous blieben dagegen noch weitgehend verschont von der Pandemie. In den kleineren Nordgemeinden Wahl und Grosbous ist bislang jeweils einer der Schüler positiv auf das Corona-Virus getestet worden. In der größeren Gemeinde Steinfort waren es vier. Dabei werden in Steinfort rund 430 Grundschüler unterrichtet, in Grousbous 130 und in Wahl 120, wie die dortige Bürgermeisterin, Christiane Thommes, erklärt. In den Gemeinden sei bis jetzt kein Lehrpersonal aufgrund einer Covid-19-Erkrankung ausgefallen, heißt es.
„Ich klopfe auf Holz, dass es weiterhin bei uns in der Gemeinde so gut läuft“, sagt Christian Kohnen, Präsident des Schulkomitees in Steinfort. „Wir haben auch das Glück, dass die Kinder in der Maison relais bei uns nach Zyklen getrennt betreut werden.“Wohl sei es auch von Vorteil, dass die Schulsäle in mehreren kleinen Gebäuden untergebracht sind.
Manchmal müssen die Verantwortlichen sich aber auch etwas einfallen lassen. Um auf Nummer sicher zu gehen, wurde etwa in Grosbous eine Klasse, die isoliert werden musste, im Musiksaal untergebracht. „Wir hatten den Saal gerade rechtzeitig ausgeräumt, als der Fall auftauchte“, unterstreicht der dortige Bürgermeister Paul Engel. Doch solche Maßnahmen sind nicht immer notwendig. Dass eine Klasse isoliert werden muss, bedeutet nämlich lediglich, dass die Schüler ständig ihre Maske tragen müssen, zeitversetzt in die Pause gehen, nicht mit Kindern anderer Klassen zu Mittag essen und möglicherweise nicht am Sportunterricht teilnehmen.
Mehr Menschen, mehr Fälle
Doch die Covid-19-Pandemie verläuft nicht in allen Gemeinden derart unaufgeregt. Mehr Schüler bedeuten nämlich auch gewöhnlich mehr Fälle. Alleine schon statistisch gesehen. Gérard Roettgers, Grundschuldirektor der Regionaldirektion
Der Diekircher Regionaldirektor Gérard Roettgers meint, es mangele am Schulpersonal.
in Diekirch, die sich um die Organisation der Schulen in zwölf Gemeinden kümmert, erzählt von arbeitsintensiven Tagen für die Mitarbeiter. Für sie steht sehr viel Tracing-Arbeit an. In den Schulen werden über 4 000 Schüler von rund 600 Lehrkräften unterrichtet. Es seien momentan sehr viele Klassen von Isolierungsmaßnahmen betroffen, unterstreicht Gérard Roettgers. Vor zwei Wochen sei es im Vergleich noch recht ruhig gewesen. Seit vergangener Woche muss aber täglich
In Wahl wird das Vereinshaus als Schule genutzt, erklärt Bürgermeisterin Christiane Thommes.
Tracing-Arbeit verrichtet werden. „Die Kommunionen haben vor einigen Wochen stattgefunden. Ich könnte mir vorstellen, dass ein Teil der Infektionen auf solche Zusammenkünfte zurückzuführen sind“, sagt der Regionaldirektor des Grundschulbezirks Diekirch.
Täglich kommt es vor, dass in einer Schule der zwölf Gemeinden Klassen isoliert werden müssen. Sechs bis sieben Mal sei es bislang seit dem Schulbeginn auch vorgekommen, dass eine Klasse in Quarantäne, also per Fernunterricht
In Grousbous, wo Paul Engel Bürgermeister ist, musste erst eine Klasse isoliert werden.
unterrichtet werden musste. Den Fall, dass es möglicherweise eine Infektionskette innerhalb der Schule gegeben hat, gab es bislang erst einmal. Mit den Quarantänen und der Abschirmung von Klassen komme man aber recht gut klar, betont Gérard Roettgers. Jedoch ist es schwer, die Ausfälle beim Lehrpersonal zu ersetzen. Besonders auch, da sich viele in Autoquarantäne begeben mussten, nach einem Kontakt mit einer infizierten Person. An einem Tag waren so einmal 39 Abwesenheiten zu verzeichnen. Dies aber inklusive der üblichen Krankschreibungen. Auch können zwölf schwangere Frauen nicht mehr weiter unterrichten, seit sie als gefährdete Personen gelten. Kreativität sei gefragt, um den Schulbetrieb aufrechtzuerhalten.
Momentan scheint es, als werde die Tracing-Arbeit in der Direktion noch weitergehen. „Der Aufwand ist konstant auf hohem Niveau“, so Roettgers. Die Santé meldet meist erst am Abend die positiv getesteten Fälle. In Zusammenarbeit mit der Grundschule verfolgt die Regionaldirektion dann zurück, wer mit der infizierten Person in Kontakt gewesen sein könnte und wo die Klasse überall war. Anschließend entscheidet die Santé dann, wie es weitergeht.