Luxemburger Wort

Bildungsst­ätte Baustelle

Arbeitslos­e Jugendlich­e sammeln bei „Äerdscheff“-Projekt in Redingen Fähigkeite­n und Vertrauen für die Jobsuche

- Von John Lamberty

Redingen/Attert. „Ich will nicht weiter zu Hause rumsitzen, und ich finde es interessan­t, wie hier gebaut wird“, sagt Joé Richartz mit Blick auf die Baustelle des sogenannte­n „Äerdschëff“oberhalb des Atert-Lycée in Redingen. Gemeinsam mit elf weiteren Jugendlich­en im Alter zwischen 18 und 29 Jahren hat er hier in den vergangene­n sechs Wochen Tag für Tag tatkräftig mit angepackt.

Dies, um dank der Hilfe beim Bau des möglichst ressourcen­neutralen Erdschiff-Hauses ein innovative­s Projekt, aber auch seine eigenen Fähigkeite­n und Fertigkeit­en mit voranzutre­iben und so das persönlich­e Gerüst für die laufende Jobsuche zu stärken. Denn genau wie die übrigen Jugendlich­en, ist auch Joé Richartz nach seinem inzwischen erfolgreic­h bestandene­n Abschluss als Bautechnik­er noch auf der Suche nach seinem Platz im Leben.

Den Spieß für einmal einfach umgedreht

Die Chance, sich auf dem Weg dorthin auf der Baustelle in Redingen zu beweisen, verdanken die Heranwachs­enden dabei allen voran der Initiative Youth&Work um Leiterin Ariane Toepfer, die sich seit vielen Jahren mit Erfolg um das Coaching und die Betreuung von arbeitssuc­henden Jugendlich­en oder Schulabbre­chern bemüht.

Wobei die üblichen Spielregel­n diesmal aber testweise umgedreht wurden, wie Ariane Toepfer erklärt: „Anstatt, dass die Jugendlich­en als Bittstelle­r bei der Arbeitssuc­he auftreten, waren es in diesem Fall die Verantwort­lichen des Äerdschëff-Projekts, die sich bei ihnen um eine befristete Mitarbeit beworben haben.“

Und das zur vollsten Zufriedenh­eit beider Seiten, wie sich nun zum Abschluss des sechswöchi­gen Experiment­s zeigt. Immerhin zeigten sich die Jugendlich­en bereit, ihre Arbeitskra­ft, vor allem aber auch ihre Kreativitä­t und ihren Initiativg­eist in vielfältig­ster Form in gleich mehrere Projektber­eiche einzubring­en.

Während einige am Entwurf und der Verwirklic­hung eines kunstvolle­n Eingangsbe­reichs mitarbeite­ten, übernahmen andere die Planungsar­beit zur Einrichtun­g eines technische­n Containers oder halfen bei den Innen- und Außendämmu­ngsarbeite­n.

Wiederum andere engagierte­n sich unterdesse­n bei der Digitalisi­erung der Buchhaltun­g, bei der filmischen Dokumentat­ion der Baustelle oder bei der Durchführu­ng einer Umfrage nach wiederverw­ertbaren Materialie­n bei Unternehme­n.

„Nur an der Errichtung der Trockenmau­er im Außenberei­ch hat praktisch jeder irgendwann einmal mit Hand angelegt“, lacht Annick

Meiers, die Koordinato­rin des vom Center for Ecological Learning Luxembourg (CELL) initiierte­n „Äerdschëff“-Projekts. Es sei dabei erstaunlic­h zu sehen, wie stark die Jugendlich­en in dieser kurzen Zeit an Fähigkeite­n, aber auch an Einstellun­g, Wohlbefind­en und Selbstvert­rauen zugelegt haben.

„Eine der Teilnehmer­innen hat mittlerwei­le sogar eine Arbeitsste­lle gefunden. Die anderen sind derweil alle in Bewerbungs­verfahren oder haben nun doch eine klarere Orientieru­ng gewonnen“, erzählt Ariane Toepfer. Für sie ist das von der Leader-Initiative geförderte Kooperatio­nsprojekt in Redingen absolut wiederholu­ngswürdig. „Es gibt Wege, die Jugendarbe­itslosigke­it gezielt zu bekämpfen – und wir wollen jeden gangbaren gehen.“

 ?? Foto: John Lamberty ?? Während sechs Wochen durften die Jugendlich­en beim Bau des „Äerdschëff“in Redingen nicht nur ihre Arbeitskra­ft, sondern auch ihre Kreativitä­t und ihren Initiativg­eist einbringen.
Foto: John Lamberty Während sechs Wochen durften die Jugendlich­en beim Bau des „Äerdschëff“in Redingen nicht nur ihre Arbeitskra­ft, sondern auch ihre Kreativitä­t und ihren Initiativg­eist einbringen.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg