Für immer der „Goldjunge“
Die Fußballwelt trauert um den im Alter von 60 Jahren verstorbenen Diego Maradona
Diego Maradona küsst glückselig den goldenen WM-Pokal. „Für immer“, schreibt der argentinische Verband tief bestürzt zu diesem einen Foto aus einer anderen, längst vergangenen Zeit – und bestätigt die Nachricht, die den Weltfußball am Mittwoch für einen Moment stillstehen lässt. Diego Armando Maradona, der „Goldjunge“, der Nationalheld, der Künstler zwischen Genie und Wahnsinn, ist tot. Er wurde nur 60 Jahre alt.
„Heute ist ein sehr trauriger Tag für alle Argentinier“, sagte Präsident Alberto Fernandez im Fernsehsender TyC Sports. „Diego hat Argentinien in der Welt repräsentiert, er hat uns mit Freude erfüllt und das werden wir niemals vergelten können.“Drei Tage lang soll Argentinien Trauer tragen. Maradonas Status, vielleicht auch seiner Verklärung, wird das gerecht.
Schweigeminuten
„Ich habe einen großen Freund und die Welt hat eine Legende verloren“, schrieb der Brasilianer Pelé (80 Jahre) bei Twitter. Maradona, Pelé, Franz Beckenbauer (75) – nur ganz wenige Fußballer erlangten diesen Status von Ikonen, Legenden. In Argentinien konnten sich die Fans im neuen Jahrtausend in Lionel Messi (33) verlieben – mit Maradonas fast väterlichem Segen. „Es gibt noch viel zu sagen, aber für den Augenblick möge Gott den Angehörigen Kraft geben“, schrieb Pelé. „Ich hoffe, eines Tages können wir im Himmel zusammen Fußball spielen.“
Medienberichten zufolge starb Maradona in seinem Haus in Tigre nördlich von Buenos Aires an einem Herzinfarkt. Herbeigerufene Sanitäter konnten ihn demnach nicht wiederbeleben. „Wir sehen uns bald, mein Freund“, twitterte sein Anwalt Matias Morla. „Bis in die Ewigkeit, Kommandant. Ich werde dich vermissen.“Die Nachricht verbreitete sich rasant um die Welt, die Europäische FußballUnion ordnete für die Europapokalspiele Schweigeminuten an.
Im Jahr 1986 wurde Maradona mit Argentinien Weltmeister, sein mit der „Hand Gottes“erzieltes Tor während des Turniers steht in den Fußball-Geschichtsbüchern. „Ich denke, ich spreche für viele, wenn ich sage, dass es manchmal schien, als wäre er von der Hand Gottes berührt worden“, sagte Farhan Haq, Sprecher der Vereinten Nationen gestern in New York.
Gehirn-OP Anfang November
1990, vier Jahre später, scheiterte Maradona im WM-Finale von Rom an der deutschen Nationalmannschaft. „Mein Freund, ruhe in Frieden“, schrieb Deutschlands Rekordnationalspieler Lothar Matthäus bei Twitter.
Zuletzt war der 91-malige Nationalspieler wegen einer Gehirnblutung in einem Krankenhaus nahe der argentinischen Hauptstadt operiert worden und hatte dann einige Tage in der Klinik verbracht. Bereits an seinem 60. Geburtstag am 30. Oktober hatte er einen angeschlagenen Eindruck gemacht. Vor dem ersten Spiel nach der Corona-Pause mit seinem Verein Gimnasia y Esgrima La Plata, wo er sich wieder mal als Trainer versucht hatte, kam er zwar kurz ins Stadion, um Glückwünsche und Geschenke entgegenzunehmen. Er musste beim Gehen gestützt werden. Die Partie selbst verfolgte Maradona
auf Anraten seines Arztes von zu Hause aus.
Immer wieder hatte der Star von einst mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen gehabt, der persönliche Niedergang des Idols schmerzte. Doch Maradona war immer zurückgekommen. Im Jahr 2000 diagnostizierten Ärzte ein Herzleiden, verursacht durch Kokainkonsum.
Ich hoffe, eines Tages können wir im Himmel zusammen Fußball spielen.
Es folgten unter anderem Entziehungskuren und eine Magenverkleinerung.
Der Dribbelkünstler wuchs am Rande von Buenos Aires in ärmlichen Verhältnissen auf und wurde schon in jungen Jahren vom Erstligisten Argentinos Juniors entdeckt. Bereits mit 15 Jahren gab er sein Debüt in der ersten Liga, mit 16 Jahren spielte er erstmals für die argentinische Nationalmannschaft und mit 19 Jahren wurde er zum ersten Mal zu Südamerikas Fußballer des Jahres gewählt. 1982 wechselte er nach Europa zum FC Barcelona. „Zwei Jahre Magie“, schrieben die Katalanen gestern.
Brasiliens Fußballlegende Pelé
Lebensbedrohliche Ausmaße
Im Jahr 1989 gewann er in Italien mit dem SSC Neapel den UEFAPokal. „Für immer“, twitterte Napoli und stellte ein blaues Herz dazu. „Ciao Diego.“Abseits des Spielfeldes geriet Maradona immer wieder wegen seines Drogenkonsums und seiner Liebschaften in die Schlagzeilen. Sein Gewicht erreichte zwischenzeitlich lebensbedrohliche Ausmaße.
Nach dem Ende seiner Profikarriere trainierte Maradona unter anderem die argentinische Nationalmannschaft, Al-Fujairah aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und den mexikanischen Zweitligisten Dorados Sinaloa. Im vergangenen Jahr übernahm er den Erstligisten Gimnasia y Esgrima La Plata in seinem Heimatland. Es sollte der letzte Club des „Goldjungen“sein. dpa