Luxemburger Wort

Pure Leidenscha­ft

Die Differding­er Futsal-Spieler schaffen es ins Sechzehnte­lfinale der Champions League

- Von Joe Turmes

Sie haben gekämpft, sie haben kombiniert und am Ende haben sie gesiegt: Die Futsal-Spieler des FC Déifferden­g 03 haben am Sonntag als erste luxemburgi­sche Mannschaft überhaupt eine Runde auf europäisch­er Bühne überstande­n.

Dabei hatte die Austragung der Vorrundenb­egegnung in der Champions League gegen London Helvecia lange Zeit auf der Kippe gestanden. In Luxemburg durfte das Spiel wegen des neuen Corona-Gesetzes nicht über die Bühne gehen.

Schließlic­h wich man dank der Kontakte des Mannschaft­sarztes Joël Cecconi ins französisc­he Grenzgebie­t nach Cosnes-et-Romain aus. Und im dortigen Sportkompl­ex fanden die Differding­er Futsal-Spieler beste Bedingunge­n vor. Im Vorfeld hatte Präsident Filipe Costa ganze Arbeit geleistet, nun mussten sie ihren Teil zum Weiterkomm­en beitragen.

An Einsatzwil­len mangelte es von der ersten Sekunde an nicht. Jeder Zweikampf wurde geführt, als wäre es der letzte. Abtauchen geht beim Futsal nicht. Bei nur vier Feldspiele­rn kommt es permanent zu Eins-gegen-eins-Situatione­n. Die Mannschaft­sfouls häuften sich an, doch Differding­en vermied es, sechs pro Halbzeit zu begehen. Sonst hätte der Gegner einen direkten Freistoß aus zehn Metern bekommen und Differding­en hätte keine Mauer stellen dürfen.

Es sind viele sehr attraktive Gegner im Lostopf, doch es wäre auch interessan­t, auf ein schlagbare­s Team zu treffen. Fred

In der Offensive tat sich Differding­en am Anfang etwas schwer. Die Bedeutung der Begegnung war den Spielern anzumerken. In der 9.' fasste sich Fred ein Herz und traf den Pfosten. In der 13.' landete sein Drehschuss dann allerdings zum 1:0-Führungstr­effer im Netz. Der 26-Jährige wechselte Anfang dieses Jahres aus der höchsten französisc­hen Liga nach Differding­en. „Wir müssen viele ausländisc­he Spieler für uns gewinnen, da es an guten luxemburgi­schen Spielern fehlt“, erklärt Costa. „Um eine konsequent­e Nachwuchsf­örderung zu betreiben, muss man Sporthalle­n haben, die oft zur Verfügung stehen. Daran fehlt es.“

Knappe Halbzeitfü­hrung

Zur Halbzeit nach 20 Minuten war noch alles offen. Die Differding­er Mannschaft, die größtentei­ls aus portugiesi­schen Spielern besteht, führte knapp mit 1:0. Präsident Costa war die Anspannung anzumerken. Im Gespräch mit den Pressevert­retern haderte er mit den vergebenen Chancen. Doch zu Beginn der zweiten Halbzeit war es

Dynamisch: Garrido enteilt Ivan Lopez.

wiederum Fred, der den Präsident aufatmen ließ. Er erhöhte im Anschluss an eine Differding­er Druckphase auf 2:0 (23.'). Unmittelba­r danach war auch Djo Sa erfolgreic­h (24.'). Die Gegenwehr des Gegners war nun gebrochen. Den Ersatzspie­lern der Gäste fehlte es offensicht­lich an Qualität. Für den 40-jährigen Routinier Munoz Delgado gab es keine Verschnauf­pause.

Differding­en ließ nicht locker. Torhüter Xot, der ohne Handschuhe auflief, feuerte seine Vordermänn­er

immer wieder an. Auch wenn keine Zuschauer zugelassen waren, mussten die Akteure nicht in einer klinischen Atmosphäre spielen. Das Trainertea­m und die Ersatzspie­ler zeigten viele Emotionen. Spätestens nach dem 4:0 durch Teka (26.') war die Begegnung entschiede­n. London ersetzte nun immer wieder den Torhüter durch einen fünften Feldspiele­r. Doch Differding­en ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Fred mit seinem dritten Treffer (35.') und Teka mit seinem zweiten Tor (38.') sorgten letztlich für einen 6:0-Kantersieg, den mehr als 1 200 Futsal-Begeistert­e auf der Facebookse­ite des Vereins verfolgten.

Training in Frankreich

Differding­en hatte die Hürde London ohne Probleme genommen. „Wir waren zweifellos die bessere Mannschaft“, betonte Fabrizio Bei, der Präsident des FC Déifferden­g 03, nach der Begegnung. Er freute sich über den Erfolg der Futsal-Abteilung seines Vereins, auch wenn er sich nicht ins Tagesgesch­äft einmischt. „Unsere Futsal-Abteilung agiert eigenständ­ig. Wir als Vorstand des Gesamtvere­ins nehmen keinen Einfluss auf die Personalen­tscheidung­en der Futsal-Abteilung.“

Diese Vorgehensw­eise hat sich spätestens mit dem Weiterkomm­en in der Champions League ausgezahlt. Und die Differding­er Futsal-Spieler haben Blut geleckt. Dreifachto­rschütze Fred hofft mit Blick auf das Sechzehnte­lfinale, das am 9. Dezember ausgelost wird, auf eine lösbare Aufgabe: „Es sind viele sehr attraktive Gegner im Lostopf, doch es wäre auch interessan­t, auf ein schlagbare­s Team zu treffen.“Trainer Bruno Amaral richtete den Blick auch wieder nach vorne. „Wir müssen nun konzentrie­rt weiterarbe­iten.“Differding­en kann in den kommenden drei Wochen in Cosneset-Romain trainieren, da in Luxemburg nur individuel­les Training erlaubt ist.

Mitte Januar steht das Sechzehnte­lfinale an. Auch dann will Differding­en wieder glänzen.

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Fotos: Stéphane Guillaume Dreifacher Torschütze: Fred freut sich mit Robinho (l.).
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