Gemessene Diskriminierung
Benachteiligungen und Herabwürdigungen werden mehr beachtet
Nach 2009, 2011 und 2015 hat das Centre pour l’égalité de traitement (CET) die vierte Ausgabe des Diskriminierungsbarometers veröffentlicht. „Jede Diskriminierung ist schlimm, hinter jeder Zahl stehen persönliche Schicksale“, betonte die Direktorin des Zentrums für Gleichbehandlung, Nathalie Morgenthaler. Doch genau um diese Zahlen ging es in der OnlinePressekonferenz gestern.
„Die Umfrage wurde mit einer repräsentativen Stichprobe von 1 014 Einwohnern zwischen dem 14. und 23. September durchgeführt“, so TNS-Ilres Direktor Tommy Klein bei der Präsentation des Barometers und fügte an: „Jeder fünfte Bewohner Luxemburgs wurde in den letzten drei Jahren diskriminiert. Zum Vergleich: 2015 waren es 26 Prozent.“
Frauen und junge Menschen (18–35 Jahre) seien öfters von Diskriminierungen betroffen. Von den 20 Prozent Betroffenen wurden 46 Prozent wegen ihrer Nationalität diskriminiert und 28 wegen ihrer Sprachkenntnisse. Auch in den sozialen Medien gibt es Herabwürdigungen. Dies erkläre einerseits, warum jüngere Menschen öfters von Diskriminierungen betroffen seien, andererseits sei dies auch ursächlich für die hohe Prozentzahl an Personen, die wegen ihres Aussehens Hass ausgesetzt seien, so Klein.
Die Mehrheit schweigt
Während 79 Prozent der Opfer angeben, immer noch unter dieser Erfahrung zu leiden, haben nur zehn Prozent Anzeige erstattet und fast ein Drittel hat nichts unternommen. „Die Zahl von 79 Prozent der Opfer, die noch immer unter der Diskriminierung leiden, ist alarmierend und zeigt, dass die Art der Diskriminierung nicht ausschlaggebend ist. Alle leiden gleich“, so Klein. Von den diskriminierten
Personen wandten sich 50 Prozent an ihren Bekanntenkreis. 27 Prozent der Befragten entschieden sich hingegen, nichts zu tun. Von den Menschen, die nichts unternommen haben, glauben 39 Prozent, dass eine Beschwerde sowieso nichts geändert hätte.
Trotzdem lässt sich ein positiver Trend erkennen. 27 Prozent der Einwohner geben an, in den letzten drei Jahren Zeuge einer Diskriminierung geworden zu sein. Zehn Prozent davon bestätigen, nichts unternommen zu haben, während 57 Prozent dem Opfer geholfen haben. Im Jahr 2015 gaben nur 14 Prozent an, dem Opfer geholfen zu haben, und 40 Prozent berichteten, nichts getan zu haben. Man könne erkennen, dass die
Bereitschaft zur Unterstützung der Opfer steige und die Akzeptanz diskriminierender Handlungen abnehme, erklärte der TNS-Ilres-Direktor.
Auch für das Zentrum für Gleichbehandlung gibt es gute Nachrichten. Während 2015 nur 26 Prozent der Bevölkerung das CET kannten, kennen 2020 35 Prozent die Institution zumindest vom Namen her. 78 Prozent der Befragten gaben an, das CET als handelnde Kraft gegen Diskriminierung anzusehen. Damit stieg der Bekanntheitsgrad seit 2015 um 22 Prozentpunkte. Bei den Organisationen, die den Kampf gegen Diskriminierung führen, verlor die Polizei an Ansehen und fiel um neun Prozentpunkte, von 49 auf 40.