Das Prinzip Verdrängung
Borussia Dortmund kann heute ins Achtelfinale der Champions League einziehen
Köln vergessen, Ciro Immobile ausschalten, die AchtelfinalMillionen einsacken: Mit dem Prinzip Verdrängung will Borussia Dortmund sich vorzeitig wieder zum Konzert der Großen in der Champions League gesellen und damit die coronabedingten Verluste abfedern.
Eine peinliche Liga-Niederlage wie jene gegen den 1. FC Köln „darf nicht passieren“, sagte Trainer Lucien Favre vor dem Heimspiel gegen Lazio Rom am heutigen Mittwoch (21 Uhr) achselzuckend: „Aber wir können das nicht ändern. In der Champions League sind wir Tabellenführer und wollen es auch bleiben.“
Dementsprechend wurde das 1:2 gegen das Bundesliga-Kellerkind zum unerklärlichen Ausrutscher gestempelt. Seit dem ebenfalls ernüchternden 1:3 bei Lazio im Hinspiel habe der BVB schließlich „alles sehr gut korrigiert“, wie Favre betonte. Thomas Delaney fügte hinzu: „Der erste freie Tag seit Langem“sei wahrscheinlich besser für die Psyche gewesen als eine Tiefenanalyse.
33 bis 35 Millionen Euro
Für den BVB liegt in der Königsklasse alles auf dem Silbertablett. Ein Sieg sichert vorzeitig den ersten Platz in der Gruppe F, ein Punkt genügt für die sichere Achtelfinalqualifikation. In beiden Fällen würden die Champions-League-Einnahmen auf sichere 33 bis 35 Millionen Euro ansteigen – ein Segen in der Pandemie. Das abschließende Spiel bei Zenit St. Petersburg (8. Dezember) wäre eine gelungene Gelegenheit zur Rotation.
Sportlicher Wert, Geld, die Aussicht auf Erholung – Lazio ist also dreifach wichtig. „Wir dürfen die Fehler aus dem Hinspiel nicht wiederholen“, forderte Favre. Nach einem Treffer des einst beim BVB gescheiterten Immobile und einem Eigentor hatte es nach 23 Minuten 0:2 gestanden.
„Ciro war super“, sagte Delaney anerkennend. „Wir müssen diesmal besser verteidigen, nicht nur in der Abwehr, sondern auf dem ganzen Platz.“Dann sei Immobile, der nach überstandener CoronaErkrankung zuletzt in der Liga schon wieder traf, auch zu stoppen.
Rechtsverteidiger Thomas Meunier (Wadenverletzung) wird dabei definitiv nicht helfen können. Ein Einsatz von Linksverteidiger Raphaël Guerreiro (Oberschenkelzerrung) und Mittelfeldspieler Emre Can (Schlag auf das Fußgelenk) war gestern offen.
Aus Rom sind trotz der Liga-Krise Lazios (Platz neun in der Serie A) forsche Töne zu vernehmen. Mittelfeld-Motor Sergej Milinkovic-Savic kündigte an: „Seid beruhigt, Laziali. Wenn der Sergeant wieder auf dem Platz steht, wird er alles niederwalzen.“
Trainer Simone Inzaghi schmierte dem BVB („eines der besten fünf Teams in Europa“) Honig
ums Maul, hofft aber auf einen erneuten Coup – mit Verweis auf das Duell mit Köln: „Wie man sieht, kann alles passieren.“Dabei wollte der BVB das doch eigentlich verdrängen. sid