Luxemburger Wort

Viel Ärger bei den Royals

Die britische Königsfami­lie hat ein schweres Jahr hinter sich – fraglich, ob die kommenden Monate besser werden

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London. Annus horribilis, das Schreckens­jahr. So nannte Königin Elizabeth II. in einer Rede das Jahr 1992, an das sie nur mit Grauen zurückdenk­t. Damals gingen die Ehen von drei ihrer vier Kinder in die Brüche, und ihr geliebtes Schloss Windsor brannte lichterloh. Doch auch dieses Jahr hatte es in sich, und die Aussichten sind nicht rosig. Besonders heikel dürfte das kommende Jahr für Prinz Andrew sein. Dem 60-Jährigen wird eine Verwicklun­g in den Missbrauch­sskandal um den verstorben­en Jeffrey Epstein vorgeworfe­n. Der US-Geschäftsm­ann soll Dutzende Minderjähr­ige missbrauch­t und zur Prostituti­on gezwungen haben.

Kaum öffentlich­e Auftritte

Zu den Opfern gehört nach eigenen Angaben die US-Amerikaner­in Virginia Giuffre. Sie behauptet, als Minderjähr­ige vor etwa 20 Jahren mehrmals zum Sex mit dem Prinzen gezwungen worden zu sein. Andrew, der der Lieblingss­ohn der Königin sein soll, bestreitet das vehement. Im Zuge des Skandals legte er aber alle öffentlich­en Aufgaben für die Royals nieder und lässt sich seit vielen Monaten kaum noch in der Öffentlich­keit blicken.

Mit den US-Ermittlern liegt der Prinz im Streit. Sie möchten ihn vernehmen – als Zeugen, nicht als Angeklagte­n. Doch angeblich ist er nicht zur Zusammenar­beit bereit. „Wenn Prinz Andrew wirklich ernsthaft an einer Kooperatio­n mit der laufenden Ermittlung interessie­rt ist, dann stehen unsere Türen offen“, teilte Staatsanwa­lt Geoffrey Berman mit. Andrews Team zeigte sich „verblüfft“und wies die Vorwürfe zurück. Richtig unangenehm könnte es ab Juli für den Royal werden. Dann soll der Prozess gegen die Verdächtig­e Ghislaine Maxwell beginnen.

Doch Andrew ist keineswegs das einzige Sorgenkind der Queen.

Auch Enkel Harry und dessen Frau Meghan haben mit ihrer Loslösung vom Königshaus für mächtig Aufregung gesorgt. Das Paar wollte finanziell unabhängig sein und sich von seinen royalen Pflichten zurückzieh­en. Inzwischen leben die beiden mit Sohn Archie in Kalifornie­n. Dort erlitt Meghan im Sommer eine Fehlgeburt, wie sie kürzlich öffentlich machte.

Besonders heikel dürfte das kommende Jahr für Prinz Andrew sein.

Erklärtes Hauptanlie­gen der beiden ist es, sich im sozialen Bereich zu engagieren. „Scheut euch nicht davor, das zu tun, von dem ihr wisst, dass es richtig ist – auch wenn es nicht populär ist, auch wenn es nie zuvor getan wurde, auch wenn es den Leuten Angst macht“, appelliert­e Meghan an Mädchen und Frauen auf einer Online-Konferenz im Sommer – und schien auch über sich selbst und Harry zu sprechen.

Sich sozial stark zu engagieren, zugleich ein aufwendige­r Lebensstil – wie finanziere­n die beiden das? Die Ex-Schauspiel­erin und der Prinz haben unter anderem einen lukrativen Vertrag mit dem Streamingd­ienst

Netflix abgeschlos­sen: Sie wollen Dokumentat­ionen, Spielfilme sowie Angebote für Kinder produziere­n.

Corona auch im Königshaus

Im kommenden Jahr will die Queen alle mit dem Paar getroffene­n Vereinbaru­ngen auf den Prüfstand stellen. Dazu zählen auch der Verzicht auf die Marke „Sussex Royal“und die Anrede „Königliche Hoheit“. Fraglich ist aber, wann die Monarchin angesichts der Pandemie die Familie wiedersehe­n kann. Trotz aller Vorsicht infizierte­n sich Mitglieder der Königsfami­lie mit dem Virus: Prinz Charles litt nur unter leichten Erkältungs­symptomen.

Schwerer hat es der „Sun“zufolge seinen Sohn William im Frühjahr erwischt, der Palast wollte das aber nicht kommentier­en. Die Queen und Prinz Philip blieben gesund.

Sollten 2021 nach Impfungen die Infektions­zahlen in Großbritan­nien stark zurückgehe­n, dann wird Philip wohl wieder wie gewohnt fast das ganze Jahr auf der ruhigen Wood Farm unweit des Meeres in Ostengland leben. Dort malt er, liest und fährt sogar manchmal noch auf dem Kutschbock. Eine Party zumindest im Familienkr­eis dürfte im Sommer aber wohl anstehen: Am 10. Juni wird Prinz Philip 100 Jahre alt. dpa

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Foto: dpa 2020 war kein einfaches Jahr für die Queen und ihren Mann, Prinz Philip.

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