Luxemburger Wort

Zwischen Geld und Moral

Chamber diskutiert über Investitio­nspolitik staatliche­r Fonds sowie das Eintreiben von Schulden durch die Steuerverw­altung

-

Am Anfang der gestrigen Chambersit­zung gedachten die Abgeordnet­en der Opfer der Amokfahrt in Trier vom Dienstag. Im Zentrum der Plenarsitz­ung stand anschließe­nd eine von Marc Baum (Déi Lénk) angefragte Debatte über die Investitio­nspolitik des Pensionsfo­nds (FDC) sowie des Zukunftsfo­nds (FSIL). „Eigentum verpflicht­et, das ist für uns ein fundamenta­les Prinzip“, so Baum zu Beginn seiner Ausführung­en. Dieses Prinzip werde bei den öffentlich­en Investitio­nen jedoch nicht zu 100 Prozent befolgt.

Allein der Pensionsfo­nds verfüge über rund 22 Milliarden Euro an Reserven, was ausreiche, um während vier Jahren ohne Einnahmen die Renten auszubezah­len. Der FSIL verwalte 380 Millionen Euro. Baum erinnerte daran, dass der Pensionsfo­nds einst entgegen anderslaut­ender von Luxemburg unterschri­ebener Konvention­en in Streubombe­n investiert hatte. Er wunderte sich, dass aktuell nur 119

Firmen auf der Exklusions­liste des Fonds stehen. Er unterstric­h zugleich, dass er deswegen nicht den Verwaltung­srat des Fonds an den Pranger stellen wolle, weil dieser nur unter inkohärent­en politische­n Vorgaben leide. Als Beispiel führte er an, dass sich die Regierung einerseits gegen Atomenergi­e ausspreche, anderersei­ts aber in Unternehme­n aus dem Nuklearber­eich investiere.

Mehr Nachhaltig­keit gefordert

Um diese Inkohärenz­en zu beseitigen, forderte Baum, dass die Investitio­nen des Fonds künftig nicht nur wie bislang möglichst breit gefächert, sondern auch sozial und ökologisch nachhaltig sein sollten. Mit Blick auf den Zukunftsfo­nds bemängelte er, dass dieser teilweise in Firmen investiere, die auf der schwarzen Liste des Pensionsfo­nds stehen. Er stellte zudem die Frage in den Raum, warum der FSIL über eine eigenständ­ige Verwaltung verfügt.

Gilles Roth (CSV) warnte davor, FDC und FSIL miteinande­r gleichzuse­tzen, da beide Fonds über unterschie­dliche Investitio­nsstrategi­en verfügten. Er stimmte aber mit Baum überein, dass es zumindest beim Zukunftsfo­nds Inkohärenz­en gebe. „Der Zukunftsfo­nds wird mit Schulden gespeist, die der Staat jedes Jahr macht und die die kommenden Generation­en zurückzahl­en müssen.“Roth kritisiert­e zudem, dass in den vergangene­n Jahren keinerlei Einnahmen aus dem Tanktouris­mus in den FSIL geflossen seien. Es war außerdem die Forderung, dass künftig ein Teil der Reserven in die Schaffung von bezahlbare­m Wohnraum investiert werden kann.

André Bauler (DP) unterstric­h die von der Regierung geleistete Arbeit bei den nachhaltig­en Finanzen. „Wir sind das erste Land in Europa, das einen präzisen Rahmen gesetzt und damit eine Vorbildrol­le eingenomme­n hat.“Nur ein Prozent der Investitio­nen des Pensionsfo­nds würde in fossile Energieträ­ger fließen. Gleichzeit­ig müsse die wirtschaft­liche Rentabilit­ät durch ein möglichst breites Portfolio sichergest­ellt werden.

Mars Di Bartolomeo (LSAP) verwies darauf, dass sich das Kapital des FDC seit seiner Gründung im Jahr 2004 von damals vier Milliarden Euro bis heute mehr als verfünffac­ht habe und der Fonds somit seiner Hauptaufga­be nachgekomm­en sei. Charles Margue (Déi Gréng) regte an, künftig mehr als die bislang 50 Millionen Euro jährlich in den FSIL zu stecken. Der

Ertrag steige mit dem nachhaltig­en Charakter der Investitio­n. Fernand Kartheiser (ADR) forderte indes einen besseren Zugang für private Investoren zum Wohnungsma­rkt.

„Der Pensionsfo­nds hat seine soziale Verantwort­ung übernommen und zwar nach objektiven Kriterien“, verteidigt­e Sozialmini­ster Romain Schneider (LSAP) die Arbeit des FDC. Kein anderes Land verfüge über ähnlich große Reserven. Er betonte zudem die Transparen­z des Rentenfond­s.

In einer erweiterte­n Frage wollte Laurent Mosar (CSV) wissen, warum sich die Steuerverw­altung gerade in Zeiten der Corona-Pandemie und kurz vor Weihnachte­n beim Eintreiben von Schulden besonders unnachgieb­ig zeige, wenn anderersei­ts Finanzhilf­en ausgezahlt werden. „Der Minister macht der Steuerverw­altung keine Vorschrift­en, die hält sich an das Gesetz“, entgegnete Finanzmini­ster Pierre Gramegna (DP). MaH

Eigentum verpflicht­et, das ist für uns ein fundamenta­les Prinzip. Marc Baum, Déi Lénk

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg