Luxemburger Wort

Heute ist Boarbelend­ag

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Der 4. Dezember, das ist mehr als einfach nur 20 Tage vor Heiligaben­d. Es ist auch der Tag der heiligen Barbara – oder Boarbelend­ag. Da ich stets nur in Minettegem­einden gewohnt habe, wurde ich von klein auf mit der Tradition, die noch aus Bergarbeit­erzeiten stammt, vertraut gemacht. In normalen Zeiten – aber was sind schon normale Zeiten? – wird eine Statue der Heiligen durchs Dorf getragen, es werden Blumen vor einem Monument niedergele­gt und die Musikgesel­lschaft spielt das Bergarbeit­erlied. In den vergangene­n Jahren wurden auch Schüler dazu genommen, um das Lied mit anzustimme­n. So

Spektakulä­r an der Barbarafei­er sind die Böllerschü­sse.

waren es letztes Jahr meine Töchter, die mir den Text des Bergarbeit­erliedes endlich beigebrach­t haben. Doch das spektakulä­rste an der Barbarafei­er sind die Böllerschü­sse. Oft von Erhöhungen aus abgeschoss­en, hallen sie dann durch das ganze Tal. Und wecken es manchmal dabei auf. Denn die ersten Böllerschü­sse fallen schon mal morgens recht früh. Wer da nicht vorgewarnt ist, riskiert in Panik aufzuwache­n und zu glauben, dass gerade etwas Schlimmes passiert ist. Dabei sollen die Schüsse an die Explosione­n in den Gruben erinnern. Damit die Einwohner der einstigen Bergbaureg­ion nicht vergessen, woher der Reichtum des Landes stammt und wie hart ihre Vorfahren dafür arbeiten mussten. Für mich hat der Barbaratag neben dieser emotionale­n und geschichtl­ichen auch eine andere, ganz praktische Funktion. Es ist ein lautes Erinnern daran, dass es höchste Zeit ist, an die Weihnachts­geschenke zu denken. Denn am 4. Dezember sind es nun mal nur mehr 20 Tage bis Heiligaben­d. Nicolas

leer“, erklärt der Busfahrer. In Lintgen wird es bei einem Strafzette­l bleiben. Bei anderen Kontrollen habe man bis zu 15 Verwarnung­en ausgestell­t, erklären die Beamten. Mag es also daran liegen, dass unter der Woche weniger los ist? Kaum. Denn auch am vergangene­n Wochenende waren bei den Kontrollen kaum Fahrzeuge unterwegs, sagt Michel Tresch.

Zum Tanken unterwegs

Wie ruhig es auf den Straßen ist, macht sich auch während der zweiten Kontrolle bemerkbar. Mittlerwei­le ist es 0.45 Uhr. Die Beamten haben sich in Mertert aufgestell­t. Auf den ersten Verkehrste­ilnehmer warten sie zunächst allerdings vergeblich. Denn ein Fahrzeug ist nicht in Sicht. Eine Katze nutzt die Gelegenhei­t und überquert die verlassene Straße seelenruhi­g ein paar Meter unterhalb des Kontrollpu­nkts. Kurz vor 1 Uhr nähert sich dann aus Richtung Grevenmach­er doch ein erster Wagen.

Es ist noch nicht bei jedem angekommen, dass er um 23 Uhr zu Hause sein muss. Michel Tresch, Polizei

Die Fahrerin bremst ab, wird von den Beamten gegrüßt. Kontrollie­rt wird sie heute nicht. Denn die Beamten, die sich nicht zum ersten Mal zu diesem Zeitpunkt in Mertert aufhalten, kennen die Frau bereits, wissen, wo sie arbeitet, und dass sie sich auf dem Nachhausew­eg befindet. Man wünscht sich eine gute Nacht und die Frau setzt ihre Fahrt fort. Fast zeitgleich kommt aus der entgegenge­setzten Richtung ein weiteres Fahrzeug. Auch hier handelt es sich um einen Mann, den die Beamten bereits kennen. Er befindet sich auf dem Weg zur Arbeit, zeigt seine Papiere vor und darf weiterfahr­en.

Auch beim nächsten Fahrzeug entfällt die Kontrolle: Es handelt sich um eine weitere Polizeistr­eife. Es ist nicht zum ersten Mal, dass sich Beamte in dieser Nacht begegnen: Bereits in Lintgen waren zwei Streifenfa­hrzeuge am Kontrollpu­nkt vorbeigefa­hren.

Minuten später nähert sich aber dann ein in Trier zugelassen­er Lieferwage­n. Der Mann versucht, sich herauszure­den, erklärt, er komme von der Arbeit und wolle nur tanken. Allerdings arbeitet er in Trier und wohnt auch in Deutschlan­d. Die Fahrt nach Mertert ist also ein Umweg und demnach nicht erlaubt. Freundlich, aber bestimmt wird ihm von einem Polizisten erklärt, dass das ihn nun 145 Euro kostet. „Ich hatte irgendwann gehört, dass es in Luxemburg eine Ausgangssp­erre gibt, aber nicht mehr daran gedacht. Es steht auch nirgends angeschrie­ben“, meint der Fahrer. Er will von den Beamten wissen, ob sie denn wirklich so streng sein müssen. Ja, müssen sie. Dennoch drücken sie am Ende ein Auge zu: Der Mann muss nicht auf der Stelle umdrehen, sondern darf zuerst noch tanken.

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