Luxemburger Wort

Covid-Impfung wird freiwillig und gratis

Xavier Bettel und Paulette Lenert stellen die Impfstrate­gie der Regierung vor

- Von Annette Welsch

Priorität für das Gesundheit­spersonal, dann die Bewohner von Altersund Pflegeheim­en, dann hängt es von der Art der verfügbare­n Impfstoffe ab: Die Impfstrate­gie, wer wann wo und wie zuerst geimpft wird – und wer als Nächstes – sowie das Gutachten der Nationalen Ethikkommi­ssion zu dem entspreche­nden Vorschlag der Regierung, bestimmten gestern die Tagesordnu­ng des Regierungs­rats.

„Das Gutachten der Ethikkommi­ssion traf auf große Zustimmung“, sagte Premiermin­ister Xavier Bettel (DP) im Anschluss. Man habe aber nicht auf dieses Gutachten gewartet, um die Vorbereitu­ngen anlaufen zu lassen, seit August sei man bereits damit beschäftig­t. Klar sei, dass keine Impfpflich­t gegen Covid-19 eingeführt wird – auch nicht für das Staatspers­onal – und dass die Impfung kostenlos sein wird. „Es ist die freie Entscheidu­ng eines jeden, ob er sich impfen lassen will“, betonte Bettel.

Zum genauen Zeitpunkt, wann die ersten Impfstoffe verfügbar sind, konnte Bettel keine Angaben machen, das ändere sich permanent. „Es wird wohl eher Ende des Jahres, Anfang nächsten Jahres.“Alles hänge vom Zeitpunkt ab, ab wann die Europäisch­e Medikament­enagentur EMA den Impfstoffe­n die Genehmigun­gen erteilt. „Die EMA will eine präzise Arbeit machen und das ist auch wichtig. Die Sicherheit des Impfstoffe­s ist für uns primordial.“Dennoch müsse man vorbereite­t sein und die logistisch­en Fragen beantworte­t haben.

Als erstes das Gesundheit­spersonal So wie auch die Ethikkommi­ssion es vorschlägt, soll zunächst mit dem Gesundheit­spersonal – generell dem Personal in den Spitälern und Alten- und Pflegeheim­en – begonnen werden. „Wir wollen so eng wie möglich einen Schutzgürt­el rund um die Leute legen, die besonders betroffen sind“, erklärte Gesundheit­sministeri­n Paulette Lenert (LSAP). „Wir fangen mit denen an, die am meisten Kontakt haben mit Infizierte­n und vulnerable­n Personen und auf die man im Gesundheit­swesen angewiesen ist.“

Die kritischst­e Zeit steht uns noch bevor. Paulette Lenert

Dabei werde kein Unterschie­d zwischen Einheimisc­hen und Grenzgänge­rn gemacht. „Direkt nach dem Gesundheit­spersonal sollen Leute geimpft werden, die besonders vulnerabel sind oder bei hohem Alter“, sagte Bettel. „Es ist schwer, die Priorisier­ung danach festzulege­n. Das hängt von vielen Faktoren ab: Unter anderem davon, welche Impfstoffe mit welchen Merkmalen, Verträglic­hkeiten und Kontraindi­kationen dann zugelassen sind.“Ob es dabei nach dem Alter oder sozio-profession­ellen Merkmalen gehen wird, ist also noch nicht klar. Geht es dem Alter nach, sind Grenzgänge­r nicht eingeschlo­ssen, geht es nach berufliche­n Aspekten schon, erklärte Bettel. Was die Impfpflich­t im Privatsekt­or anbelangt, so lässt der Arbeitsmin­ister jetzt ein juristisch­es Gutachten anfertigen, ob Betriebe von ihren Angestellt­en eine Impfung verlangen können.

„Unser Appell wird in diesen Wochen sein: Sobald die Einladung kommt, soll man sich auch melden, um den Termin nicht zu verpassen“, bekräftigt­e Bettel. „Auch wenn es nun länger dauert als gedacht – es ist besser, dass der Impfstoff dann auch ganz sicher ist, denn das Vertrauen in ihn ist ganz, ganz wichtig.“Auch Lenert betonte, dass die EMA die Nebenwirku­ngen und die Auswirkung­en der Impfstoffe zur Senkung der Schwere des Krankheits­verlaufs und der Mortalität genau überwachen wird. „Die EMA ist eine ganz seriöse Agentur. Sie nimmt sich die Zeit, die sie braucht, um alles durchzuspi­elen. Uns bleibt nichts anderes übrig, als zu warten.“

Die Prozeduren seien zwar extrem schnell durchlaufe­n worden, das heiße aber nicht, dass Phasen zur Überprüfun­g der Qualität, Sicherheit und Effizienz übersprung­en wurden. Sie wurden nur schneller durchlaufe­n, weil bei einem Eilverfahr­en wie bei einer Pandemie das Personal verstärkt werde, Studien parallel laufen und im Vorfeld der Zulassung schon in Produktion­sstätten investiert werde. „Dadurch kann der Zeitaufwan­d verkürzt werden“, erklärte Lenert.

Jetzt wird damit begonnen, die Gesundheit­sberufe zu informiere­n und zu schulen. Und auch die große Öffentlich­keit wird über die Impfstoffe und wann sie zugelassen und verfügbar sind, informiert. Dennoch: „Wir sind noch nicht am Ende des Tunnels angelangt. Es heißt noch durchzuhal­ten, denn das Virus fühlt sich im Januar und Februar am wohlsten und Herdenimmu­nität werden wir da noch nicht haben. Die kritischst­e Zeit steht uns noch bevor“, mahnte Lenert. Wie es über Weihnachte­n weitergehe­n wird, wollte Bettel nicht sagen. „Damit befasst sich der Regierungs­rat nächste Woche und beurteilt dann die Situation.“

Es ist die freie Entscheidu­ng eines jeden, ob er sich impfen lassen will. Xavier Bettel

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Foto: Gerry Huberty Wie die Impfstrate­gie aussieht, wenn Impfstoffe für die breite Bevölkerun­g verfügbar sind, konnten Xavier Bettel und Paulette Lenert noch nicht sagen.

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