Der Kleeschen und der Zug
Dieses verflixte Virus! Jetzt hat es auch noch die familieneigene Kleeserchers-Tradition über den Haufen geworfen. Wehmütig erinnert man sich an das wochenlange Aussitzen der Frage: „Wéini fuere mer mam Zuch bei de Kleeschen?“Gemeint ist die Fahrt mit dem Train 1900 zum Kleeschen in den Fond-deGras. Am Bahnhof Petingen angekommen, springen die Kinder aus dem Auto, rennen hinunter zum Gleis, um den rauchenden, schnaufenden und zischenden Feierwon bei seiner Einfahrt zu beobachten. Dann muss es schnell gehen, um einen Fensterplatz zu erhaschen. Alle Mann einsteigen! Geschafft, der Platz an der Scheibe ist gesichert. Plötzlich taucht der Housécker auf dem Bahnsteig auf. Die Kinder ducken sich reflexartig weg. Warum wohl? Dann der Pfeifton, der Train 1900 rumpelt los. Eine gute Viertelstunde
Wéini fuere mer mam Zuch bei de Kleeschen?
später kommt er im Fond-de-Gras an. Schnell aussteigen und in die Halle flitzen, um möglichst vorne in der Warteschlange zu stehen. Dann: „De Kleeschen ass do!“Majestätisch nimmt er Platz, fragt die vor Ehrfurcht erstarrten Kinder, ob sie denn auch artig gewesen sind. Erwartungsvoll schauen die Kleinen den Kleeschen an. Der Housécker wird ignoriert. Dann, endlich: Der Kleeschen gibt ihnen die Tiitchen! Uff, gerade noch mal gut gegangen! Und weiter geht's. Tisch auswählen, Kuchen essen, Schocki trinken. Dann noch schnell zu den ausgestellten Modelleisenbahnen. „Papa, kréien ech sou en Zuch vum Kleeschen?“In diesem Jahr stehen die Chancen coronabedingt besser als sonst. Als Trost für all das, auf das die Kinder schon verzichten mussten. Und weil Papa eigentlich schon lange wieder eine Modelleisenbahn haben wollte.
Claude