Operation am offenen Herzen
Die Neugestaltung des Bahnhofsviertels macht Ettelbrück zur Großbaustelle, die allmählich das Gesicht der Stadt verändert
Ettelbrück. Mit ersten Straßen- und Infrastrukturarbeiten in der Rue du Canal und dem oberen Teil der Rue Prince Henri war im Mai 2017 der Startschuss erfolgt, und noch ist die Ziellinie in weiter Ferne. Die Modernisierung des Bahnhofs zu einem Pôle d'échange multimodal und die Neugestaltung des gesamten Viertels um ihn herum werden Bürger und Besucher in Ettelbrück wohl noch einige Jahre in Atem halten. Und während sich diese mit Umleitungen und Ampelanlagen herumplagen, verändert die Stadt vor aller Augen allmählich ihr Gesicht.
Dies gilt sogar für das Flüsschen Wark, das im Rahmen der ersten Arbeitsphase einer sogenannten Revitalisierung unterzogen wurde. Durch die Entfernung der bisherigen Staustufen hat sich mittlerweile ihre Fließgeschwindigkeit reduziert, ihre Durchgängigkeit dagegen aber erhöht. Die Verbreiterung der Bürgersteige hatte zur Folge, dass ein Betonüberhang über den Wasserlauf gebaut werden musste. Ein komplexes Unterfangen, das auch gleich zu ersten Verzögerungen im ursprünglichen Zeitplan führte.
Neue Patton-Brücke sieht Fertigstellung entgegen
Erst im Herbst 2019 konnte die Baustelle in der Rue Prince Henri so in ihren unteren Teil bis zum Bahnhof weiterwandern. Dort sind die Arbeiten seit Anfang November ebenfalls abgeschlossen. Als letztes Teilstück steht nun die Sanierung der Rue de la Gare bis zum kommenden Frühjahr auf dem Programm. Danach ist für die nächsten fünf Jahre erst einmal Schluss mit den Arbeiten am bestehenden Straßennetz.
Abgeschlossen wird Anfang des kommenden Jahres aber noch eine andere Baustelle, die für den späteren Verkehrsfluss in der Stadt von höchster Bedeutung ist. Nördlich des Bahnhofs schreitet nämlich die neue Straßenbrücke beim Patton-Denkmal ihrer Fertigstellung entgegen.
Ein Datum für den Abriss der bisherigen Brücke steht ebenfalls bereits fest, wie Divisionschef Marc Ries vom Straßenbauamt in Diekirch erklärt: „Da für die Abrissarbeiten die Bahnstrecke gesperrt werden muss, wird die alte Brücke in den Osterferien 2021 entfernt.“Womit zugleich auch die Arbeiten zur Verlagerung der AralTankstelle von ihrem derzeitigen Standort auf die andere Seite der Brücke in die Nähe des Verteilerkreises am Erpeldinger Dreieck beginnen können. Anschließend wird es ein Jahr dauern, bevor die Straßenbauverwaltung wieder in das Geschehen eingreift.
Abriss des alten Bahnhofgebäudes ab Mitte kommenden Jahres
Jenseits des Asphalts laufen die Arbeiten zur Umgestaltung des Bahnhofs derweil weiter auf vollen Touren. Anfang November ist der neue Quai 3 provisorisch in Betrieb genommen worden, ebenso wie die neue nördliche Unterführung zu den Bahnsteigen in der Nähe der Aral-Tankstelle. Bis zum Sommer werden nun die neuen Gleise 3, 4 und 5 verlegt sowie eine Hälfte des Bahnsteigs 2 neugestaltet.
Ein weiterer Meilenstein wird dann Mitte des kommenden Jahres erreicht, wenn der Abriss des aktuellen Bahnhofsgebäudes in Angriff genommen wird. Ein Vorhaben, das allerdings wohl bei manchem Zeitgenossen eher für
Im unteren Teil der Rue Prince Henri sind die Erneuerungsarbeiten am Infrastrukturnetz mittlerweile abgeschlossen. Die Straße soll später zu einem Shared Space werden.
Abschieds- als für Freudentränen sorgen dürfte, hatte der angekündigte Abriss des rund 160 Jahre alten Bauwerks doch in den vergangenen Jahren für etliche Diskussionen und gar für die Gründung einer Bürgerinitiative gesorgt.
Den Planern zufolge muss der Platz allerdings bis zum Frühjahr 2022 geräumt sein. Dann beginnen die Grabungen für den künftigen, unter dem neuen Bahnhof verlaufenden Straßentunnel. Ein weiteres Kernstück der Neugestaltungsarbeiten.
Von der Südseite her, dort wo sich bis vor Kurzem noch eine Bushaltestelle befand, werden die Bagger hierfür das Erdreich entfernen, ehe beiderseitig zwölf Meter lange Bohrpfähle in den Boden gerammt werden. Der Komplexität der Baustelle ist sich Marc Ries dabei bewusst: „Wir werden ohne Zweifel mit Grundwasser zu kämpfen haben. Durch ausgiebige Studien wissen wir aber ziemlich genau, was uns erwartet. Daher sind wir entsprechend vorbereitet.“
Straßentunnel dürfte technische Herausforderung werden
Querlaufende Entwässerungsstollen unterhalb der künftigen Fahrbahn sollen dafür sorgen, dass das Wasser seinen rechten Weg findet. Auf die Bohrpfähle kommt dann eine Betondecke, die zugleich als Boden für die geplanten Hochbauten gilt. Bereits Mitte 2023 sollen die Tunnelarbeiten dann so weit fortgeschritten sein, dass mit dem Bau des neuen Bahnhofsgebäudes begonnen werden kann. Weiter nördlich wird über dem Tunnel ein neues Parkhaus entstehen. Hier wird mit einem Baubeginn Anfang 2024 gerechnet. Im Endausbau sind hier rund 400 Stellplätze für die Zugreisenden vorgesehen. Ein neuer Busbahnhof mit zwölf Haltebuchten vervollständigt das Bild.
Am Bahnhof selbst sollen die Gleisarbeiten dagegen schon bis zu
Die neue Straßenbrücke gegenüber dem Patton-Denkmal schreitet allmählich ihrer Fertigstellung entgegen. Die bisherige Brücke soll in der Folge während der Osterferien 2021 abgerissen werden. den Sommerferien 2022 abgeschlossen sein, so dass der neue Pôle d'échange dann über fünf Gleise verfügt. Meik Cartus, Projektleiter bei den CFL, erklärt die Vorteile der neuen Struktur: „Mehr Gleise geben uns eine höhere Flexibilität im täglichen Betrieb. Für die geplante Frequenzsteigerung der Züge ist es unerlässlich, über eine angepasste Infrastruktur zu verfügen.“Auch die Bahnsteige dürften bis August 2022 weitestgehend fertiggestellt sein. Als Kirsche auf dem Kuchen ist dann auch die neue südliche Unterführung für die Bahnreisenden in Betrieb.
Rue Prince Henri soll zum Shared Space werden
Die Inbetriebnahme des Straßentunnels ist derweil für Mitte 2026 anvisiert, wenn sämtliche Sicherheitsanlagen installiert sind.
Dann wird auch die Rue Prince Henri zwischen der Wark und dem Bahnhofsvorplatz zu einem ShaSpace red umgewandelt werden, der nur mehr für den öffentlichen Verkehr befahrbar sein wird.
Das Gesicht der Stadt Ettelbrück wird sich von Grund auf verändern.
In Höhe des bisherigen Busparkstreifens sollen 2022 die Grabungsarbeiten für den neuen Straßentunnel anlaufen. Das rund 160 Jahre alte Bahnhofsgebäude muss bis dahin gewichen sein.