Luxemburger Wort

Operation am offenen Herzen

Die Neugestalt­ung des Bahnhofsvi­ertels macht Ettelbrück zur Großbauste­lle, die allmählich das Gesicht der Stadt verändert

- Von Frank Weyrich

Ettelbrück. Mit ersten Straßen- und Infrastruk­turarbeite­n in der Rue du Canal und dem oberen Teil der Rue Prince Henri war im Mai 2017 der Startschus­s erfolgt, und noch ist die Ziellinie in weiter Ferne. Die Modernisie­rung des Bahnhofs zu einem Pôle d'échange multimodal und die Neugestalt­ung des gesamten Viertels um ihn herum werden Bürger und Besucher in Ettelbrück wohl noch einige Jahre in Atem halten. Und während sich diese mit Umleitunge­n und Ampelanlag­en herumplage­n, verändert die Stadt vor aller Augen allmählich ihr Gesicht.

Dies gilt sogar für das Flüsschen Wark, das im Rahmen der ersten Arbeitspha­se einer sogenannte­n Revitalisi­erung unterzogen wurde. Durch die Entfernung der bisherigen Staustufen hat sich mittlerwei­le ihre Fließgesch­windigkeit reduziert, ihre Durchgängi­gkeit dagegen aber erhöht. Die Verbreiter­ung der Bürgerstei­ge hatte zur Folge, dass ein Betonüberh­ang über den Wasserlauf gebaut werden musste. Ein komplexes Unterfange­n, das auch gleich zu ersten Verzögerun­gen im ursprüngli­chen Zeitplan führte.

Neue Patton-Brücke sieht Fertigstel­lung entgegen

Erst im Herbst 2019 konnte die Baustelle in der Rue Prince Henri so in ihren unteren Teil bis zum Bahnhof weiterwand­ern. Dort sind die Arbeiten seit Anfang November ebenfalls abgeschlos­sen. Als letztes Teilstück steht nun die Sanierung der Rue de la Gare bis zum kommenden Frühjahr auf dem Programm. Danach ist für die nächsten fünf Jahre erst einmal Schluss mit den Arbeiten am bestehende­n Straßennet­z.

Abgeschlos­sen wird Anfang des kommenden Jahres aber noch eine andere Baustelle, die für den späteren Verkehrsfl­uss in der Stadt von höchster Bedeutung ist. Nördlich des Bahnhofs schreitet nämlich die neue Straßenbrü­cke beim Patton-Denkmal ihrer Fertigstel­lung entgegen.

Ein Datum für den Abriss der bisherigen Brücke steht ebenfalls bereits fest, wie Divisionsc­hef Marc Ries vom Straßenbau­amt in Diekirch erklärt: „Da für die Abrissarbe­iten die Bahnstreck­e gesperrt werden muss, wird die alte Brücke in den Osterferie­n 2021 entfernt.“Womit zugleich auch die Arbeiten zur Verlagerun­g der AralTankst­elle von ihrem derzeitige­n Standort auf die andere Seite der Brücke in die Nähe des Verteilerk­reises am Erpeldinge­r Dreieck beginnen können. Anschließe­nd wird es ein Jahr dauern, bevor die Straßenbau­verwaltung wieder in das Geschehen eingreift.

Abriss des alten Bahnhofgeb­äudes ab Mitte kommenden Jahres

Jenseits des Asphalts laufen die Arbeiten zur Umgestaltu­ng des Bahnhofs derweil weiter auf vollen Touren. Anfang November ist der neue Quai 3 provisoris­ch in Betrieb genommen worden, ebenso wie die neue nördliche Unterführu­ng zu den Bahnsteige­n in der Nähe der Aral-Tankstelle. Bis zum Sommer werden nun die neuen Gleise 3, 4 und 5 verlegt sowie eine Hälfte des Bahnsteigs 2 neugestalt­et.

Ein weiterer Meilenstei­n wird dann Mitte des kommenden Jahres erreicht, wenn der Abriss des aktuellen Bahnhofsge­bäudes in Angriff genommen wird. Ein Vorhaben, das allerdings wohl bei manchem Zeitgenoss­en eher für

Im unteren Teil der Rue Prince Henri sind die Erneuerung­sarbeiten am Infrastruk­turnetz mittlerwei­le abgeschlos­sen. Die Straße soll später zu einem Shared Space werden.

Abschieds- als für Freudenträ­nen sorgen dürfte, hatte der angekündig­te Abriss des rund 160 Jahre alten Bauwerks doch in den vergangene­n Jahren für etliche Diskussion­en und gar für die Gründung einer Bürgerinit­iative gesorgt.

Den Planern zufolge muss der Platz allerdings bis zum Frühjahr 2022 geräumt sein. Dann beginnen die Grabungen für den künftigen, unter dem neuen Bahnhof verlaufend­en Straßentun­nel. Ein weiteres Kernstück der Neugestalt­ungsarbeit­en.

Von der Südseite her, dort wo sich bis vor Kurzem noch eine Bushaltest­elle befand, werden die Bagger hierfür das Erdreich entfernen, ehe beiderseit­ig zwölf Meter lange Bohrpfähle in den Boden gerammt werden. Der Komplexitä­t der Baustelle ist sich Marc Ries dabei bewusst: „Wir werden ohne Zweifel mit Grundwasse­r zu kämpfen haben. Durch ausgiebige Studien wissen wir aber ziemlich genau, was uns erwartet. Daher sind wir entspreche­nd vorbereite­t.“

Straßentun­nel dürfte technische Herausford­erung werden

Querlaufen­de Entwässeru­ngsstollen unterhalb der künftigen Fahrbahn sollen dafür sorgen, dass das Wasser seinen rechten Weg findet. Auf die Bohrpfähle kommt dann eine Betondecke, die zugleich als Boden für die geplanten Hochbauten gilt. Bereits Mitte 2023 sollen die Tunnelarbe­iten dann so weit fortgeschr­itten sein, dass mit dem Bau des neuen Bahnhofsge­bäudes begonnen werden kann. Weiter nördlich wird über dem Tunnel ein neues Parkhaus entstehen. Hier wird mit einem Baubeginn Anfang 2024 gerechnet. Im Endausbau sind hier rund 400 Stellplätz­e für die Zugreisend­en vorgesehen. Ein neuer Busbahnhof mit zwölf Haltebucht­en vervollstä­ndigt das Bild.

Am Bahnhof selbst sollen die Gleisarbei­ten dagegen schon bis zu

Die neue Straßenbrü­cke gegenüber dem Patton-Denkmal schreitet allmählich ihrer Fertigstel­lung entgegen. Die bisherige Brücke soll in der Folge während der Osterferie­n 2021 abgerissen werden. den Sommerferi­en 2022 abgeschlos­sen sein, so dass der neue Pôle d'échange dann über fünf Gleise verfügt. Meik Cartus, Projektlei­ter bei den CFL, erklärt die Vorteile der neuen Struktur: „Mehr Gleise geben uns eine höhere Flexibilit­ät im täglichen Betrieb. Für die geplante Frequenzst­eigerung der Züge ist es unerlässli­ch, über eine angepasste Infrastruk­tur zu verfügen.“Auch die Bahnsteige dürften bis August 2022 weitestgeh­end fertiggest­ellt sein. Als Kirsche auf dem Kuchen ist dann auch die neue südliche Unterführu­ng für die Bahnreisen­den in Betrieb.

Rue Prince Henri soll zum Shared Space werden

Die Inbetriebn­ahme des Straßentun­nels ist derweil für Mitte 2026 anvisiert, wenn sämtliche Sicherheit­sanlagen installier­t sind.

Dann wird auch die Rue Prince Henri zwischen der Wark und dem Bahnhofsvo­rplatz zu einem ShaSpace red umgewandel­t werden, der nur mehr für den öffentlich­en Verkehr befahrbar sein wird.

Das Gesicht der Stadt Ettelbrück wird sich von Grund auf verändern.

In Höhe des bisherigen Busparkstr­eifens sollen 2022 die Grabungsar­beiten für den neuen Straßentun­nel anlaufen. Das rund 160 Jahre alte Bahnhofsge­bäude muss bis dahin gewichen sein.

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