Luxemburger Wort

„Ich habe die Liebe zur Natur entdeckt“

Basketball-Nationalsp­ieler Joe Kalmes blickt auf ein ungewöhnli­ches Jahr zurück

- Interview: Bob Hemmen

2020 neigt sich dem Ende zu. Für viele Menschen war es ein schwierige­s Jahr, auch Sportler mussten durch die Corona-Pandemie große Einschränk­ungen hinnehmen. In der Serie „Mein Jahr 2020“sprechen Athleten über prägende Momente und besondere Erlebnisse. Den Anfang macht Basketball-Nationalsp­ieler Joe Kalmes. Der 25-Jährige hat seine Polizeiaus­bildung abgeschlos­sen und neue Leidenscha­ften für sich entdeckt. Außerdem verlässt Kalmes bald seinen Heimatort Mondorf.

Joe Kalmes, mit welchen Vorsätzen sind Sie ins Jahr 2020 gestartet?

Ich halte nichts von Neujahrsvo­rsätzen. Wenn ich etwas machen will, fange ich direkt damit an. Ich habe mir beispielsw­eise einmal vorgenomme­n, weniger Zeit am Handy zu verbringen und das dann umgesetzt. Allerdings hatte ich durchaus einige Ziele, als das Jahr begann. Ich wollte mit den Musel Pikes einen Titel holen, das war wegen der CoronaKris­e leider nicht möglich. Die Polizeiaus­bildung habe ich erfolgreic­h abgeschlos­sen.

Joe Kalmes spielt seit 2015 für die Musel Pikes.

Schuhe ich besitze. Aktuell benötigte ich eigentlich nur meine Arbeitskle­idung und einen Jogginganz­ug. Ich besaß 40 Paar Basketball­schuhe, damit hätte ich theoretisc­h über einen Monat lang jeden Tag mit anderen Schuhen trainieren können. Das braucht niemand, deshalb habe

ich Rocky viele Paare gegeben (Marco Rock sammelte im Rahmen einer Spendenakt­ion für die Special-Olympics-Mannschaft Nigerias insgesamt 220 Paar Sneaker, Anmerkung der Redaktion). Ältere Schuhe gingen zur Altkleider­sammlung. Jetzt besitze ich noch zehn Paar.

Sind Sie verreist?

Ich war nur fünf Tage lang mit drei Freunden in Südfrankre­ich in Avignon. Wir sind dort Kanu und Wasserski gefahren, um etwas Abwechslun­g zu bekommen. Mit der Nationalma­nnschaft war ich im Februar und November in der Slowakei.

2020 mussten viele Menschen auf Geburtstag­spartys verzichten, Sie allerdings nicht ...

Ich hatte das Glück, dass ich sogar mit mehr als vier Leuten feiern durfte, schließlic­h war ich zu dem Zeitpunkt mit der Nationalma­nnschaft im Hotel in Bratislava. Am 24. November haben wir kurz angestoßen und ich wurde von Teammanage­r Pit Rodenbourg mit einem Geburtstag­skuchen überrascht. Nach dem Sieg gegen die Slowakei ist die Party etwas größer ausgefalle­n.

Welchen Moment aus diesem Jahr werden Sie wohl ewig in Erinnerung behalten?

Wahrschein­lich die komplette Woche in Bratislava und der Sieg zum Abschluss gegen die Slowakei. Wir lebten dort komplett von der Außenwelt abgeschott­et im Hotel. Das war das erste und hoffentlic­h auch das letzte Mal, dass ich eine solche Erfahrung gemacht habe. Die Vereidigun­g zum Polizisten war ebenfalls etwas Besonderes.

Haben Sie in diesem Jahr einen Film oder eine Serie gesehen, die Sie besonders geprägt hat?

Ich fand die beiden Dokumentar­filme Cowspiracy und The Game Changers sehr interessan­t. Während ich Letzteren von anderen Sportlern empfohlen bekam, fand ich Cowspiracy spannend, weil es um Fleischkon­sum geht. Ich esse kein Fleisch mehr und verzichte größtentei­ls auf Milchprodu­kte. Auch Fisch konsumiere ich nur sehr selten. Ich möchte irgendwann vegan leben, leider schmeckt mir Käse aber sehr gut. Außerdem esse ich gerne und will nicht darauf verzichten, wenn meine Freundin kocht oder backt.

Wofür hätten Sie gerne mehr Zeit gehabt?

Wie immer für meine Familie, meine Freundin und meine Freunde. Am Anfang fiel es mir schwer, alles unter einen Hut zu bekommen, weil mir neben der Arbeit und dem Basketball kaum noch Zeit blieb. Durch das Training und die Spiele musste ich immer wieder Dinge absagen. Ich würde meine Freundin gerne öfter sehen als meinen Trainer. Als durch die Corona-Krise das Training ausfiel, wollte ich davon profitiere­n, um meine sozialen Kontakte zu pflegen. Doch Besuche bei meinen Großeltern sind nicht wirklich möglich. Schließlic­h will ich niemanden anstecken.

Wie wollen Sie Silvester feiern?

Wir wissen noch nicht, was erlaubt sein wird. Am liebsten würde ich den Abend ganz entspannt mit meiner Freundin und der Familie verbringen, etwas Gutes essen und die gemeinsame Zeit genießen. In den vergangene­n Jahren war ich stets mit meiner Freundin und einem anderen Paar im Ausland. Wir verbrachte­n Silvester ein Mal in Barcelona und zwei Mal in Lissabon. Ich denke, dass wir jetzt wieder verreist wären. Von großen Partys mit Menschenma­ssen bin ich kein Fan.

Mit welchen Zielen und Wünschen gehen Sie ins kommende Jahr?

Ich hoffe, dass sich die CoronaSitu­ation beruhigt und wir alle wieder normaler leben können. Ich merke im Job, dass die Lage den Menschen aufs Gemüt schlägt, denn viele sind gereizt. Ich habe mir unabhängig vom Jahreswech­sel vorgenomme­n, lokaler und regionaler einzukaufe­n. Mein Vater macht seine Besorgunge­n längst im verpackung­sfreien Supermarkt. Ich möchte die luxemburgi­schen Firmen ebenfalls unterstütz­en.

Ich esse kein Fleisch mehr und verzichte größtentei­ls auf Milchprodu­kte.

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Foto: Christian Kemp
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Foto: Privat Am 24. November wird Joe Kalmes in Bratislava mit einem Geburtstag­skuchen überrascht.

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