Luxemburger Wort

Pionierin auf dem Sofa

Während Männer auf den Skischanze­n um Punkte kämpfen, müssen Frauen wie Svenja Würth zuschauen

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Svenja Würth geht es gerade wie Millionen anderen Winterspor­tfans im Teil-Lockdown. Sie kann am Wochenende den Fernseher einschalte­n und dort sehen, wie die Skispringe­r oder Kombiniere­r Wettkämpfe absolviere­n. Würth kennt beide Sportarten aus eigener Erfahrung, die Deutsche ist selbst Skispringe­rin und Kombiniere­rin. Von ihrem Trainer Andreas Bauer wird sie deshalb als „Pionierin“bezeichnet. Doch im bisherigen Winter sowie an diesem und am nächsten Wochenende bleibt der 27-Jährigen nichts anderes übrig, als im heimischen Sofasessel zu verharren.

„Es ist schade, wenn man daheim sieht, dass es im Fernsehen überall schon los geht und die Männer ihre Weltcups haben. Das ist einfach frustriere­nd“, sagte Würth. Für die Schwarzwäl­derin ist es ein ganz besonderer Winter: Sie strebt den Wechsel vom Spezialspr­ingen in die Kombinatio­n an, in der von diesem Jahr an erstmals ein Weltcup ausgetrage­n werden soll. Zwei Stationen waren im Corona-Winter vorgesehen: Lillehamme­r in Norwegen und das estnische Otepää, beide wurden abgesagt. Immerhin kam in dieser Woche die Nachricht, dass am 18. und 19. Dezember Ramsau am Dachstein einspringt.

Die frohe Kunde über den NotWeltcup in Österreich überdeckt aber nicht, wie stockend die Angliederu­ng der Frauen an den Schanzen und Loipen noch immer läuft. Die Nordische Kombinatio­n erhält nun erstmals eine WeltcupSer­ie und bekommt eine WM-Entscheidu­ng, sie ist aber weiter nicht olympisch und hat einen Weltcup-Plan, der sich problemlos in wenigen Tagen durchführe­n lassen könnte. „Der Weltcup-Kalender schaut noch bescheiden aus. Wir hoffen, dass es von Jahr zu Jahr mehr Wettkämpfe werden“, sagte Würth. Ein Weltcup und eine WMEntschei­dung sind zwar ein Fortschrit­t im Vergleich zu den vergangene­n Jahren, doch geht es nach den Ski-Nordisch-Frauen, dürfte es ruhig mal etwas schneller gehen mit der Angliederu­ng. „Schön wäre es, wenn wir eine Art

Mixed-Team hätten. Das hat dem Skispringe­n der Frauen auch sehr geholfen“, sagte Würth.

Letzte Bastion

Ihr Wechsel in die Kombinatio­n mit 27 Jahren ist ungewöhnli­ch. Zwar wird in der nordischen Sparte flexibel ausgebilde­t, spätestens im Erwachsene­nbereich erfolgt dann aber die Spezialisi­erung. „Als Skispringe­r schränkt man sich ein, weil das Ausdauertr­aining auf Kosten der Explosivit­ät gibt“, schildert Bundestrai­ner Bauer.

Im Training ist Würth nun in beiden Mannschaft­en dabei: im gewohnten Umfeld mit den SprungFrau­en und mit den sehr jungen Kombiniere­rinnen, wo es statt Olympia und WM-Erfahrunge­n schon auch mal um die bevorstehe­nde Führersche­inprüfung geht. „Das ist ein Geben und Nehmen“, sagt sie. Während Würth in der Kombinatio­n auf eine Aufstockun­g des Weltcups hofft, arbeiten die Spezialspr­ingerinnen noch immer auf einen Start bei der Vierschanz­entournee hin.

Diesen Winter klappt es nicht, nächsten wohl auch noch nicht. Dann vielleicht im Winter 2022/23? Frauen-Coach Bauer spricht von der „letzten Bastion, die wir in Angriff nehmen“. dpa

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Foto: dpa Svenja Würth: „Der Weltcup-Kalender schaut noch bescheiden aus.“

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