Luxemburger Wort

Schluss mit den Ausreden

- Von Nadia Di Pillo

Zeiten der Krise sind immer Zeiten der Ausrede. Auch in dieser Hinsicht hat die Corona-Pandemie ganz besondere Ausmaße angenommen. Neun Monate nach Ausbruch der Krise wird Corona weiterhin als pauschale Entschuldi­gung für viele unangenehm­e Entscheidu­ngen und Maßnahmen angeführt. Ob Abbau von Mitarbeite­rn, Schließung von Agenturen oder Erhöhung von Preisen – durch die Corona-Krise sei es unvermeidl­ich geworden, Kosten zu sparen, Einnahmen zu steigern oder auf das veränderte Kundenverh­alten zu reagieren.

Natürlich: Die Corona-Pandemie hat für viele Wirtschaft­sbereiche verheerend­e Folgen. Viele Unternehme­n stehen vor einer existenzie­llen Bedrohung, Tausende Beschäftig­te sind in Kurzarbeit oder bangen um ihren Job. Viele Maßnahmen haben ihre Berechtigu­ng, weil die Lage in vielen Branchen weiterhin angespannt ist. Aber jetzt, da wir mittlerwei­le wieder Licht am Ende des Tunnels sehen, die Menschen Zugang zu Impfstoffe­n haben werden, die Prognosen nach oben zeigen, kann man sich schon einmal darüber wundern, bei welchen Anlässen Corona noch als Rechtferti­gung herhalten muss.

Gerade im Bankensekt­or darf Corona nicht als Ausrede bei der anstehende­n Tarifrunde genutzt werden. Viele „Probleme“existierte­n schon vor der Krise und wurden durch diese allenfalls deutlicher sichtbar. Sozialplän­e und Filialschl­ießungen sind schon lange Normalität bei den Finanzinst­ituten. Ursache ist nicht die Corona-Krise, sondern die zu lange passive Haltung in Bezug auf die durch die EZB-Politik wegbrechen­den Erträge, die verschlafe­ne Tendenz zur Nutzung digitaler Werkzeuge und bei manchen Instituten die fehlende Suche nach neuen Geschäftsm­odellen.

Vor allem aber haben die Banken die Corona-Krise bisher gut gemeistert. Seit Beginn der Krise heißt es: „Das Bankensyst­em steht viel robuster da als während der Finanzkris­e von 2008.“„Die Banken sind in der Lage, die neuen Herausford­erungen zu meistern“, betont immer wieder die Luxemburge­r Bankenvere­inigung ABBL. Auch europaweit sind sich die Finanzexpe­rten einig: Angesichts der guten Kapitalaus­stattung vor der Pandemie und der eingeleite­ten Maßnahmen zur Überwachun­g der Stabilität des Finanzsyst­ems kann eine Finanzkris­e verhindert werden. Und: Der europäisch­e Bankensekt­or hat sich in der Covid-19-Krise bisher behaupten können. Die Ratingagen­tur Moody’s betont in ihrem jüngsten Bericht: Die Luxemburge­r Finanzinst­itute stehen gut da. Luxemburg ist das Land mit der niedrigste­n Rate an „faulen Krediten“, die Eigenkapit­alreserven der Banken sind nach wie vor sehr hoch. Und die Agentur geht davon aus, dass sich das Bankgeschä­ft nächstes Jahr deutlich erholen wird.

Wer trotz Corona-Pandemie wirtschaft­lich gut dasteht, sollte nicht vergessen, bei allen, die dazu beigetrage­n haben „Danke!“zu sagen. Gerade in wirtschaft­lich schwierige­n Zeiten kommt es darauf an, den Wert des Mitarbeite­rs zu betonen und eine Zukunftspe­rspektive zu bieten. Also ja, eine Gehaltserh­öhung für die Beschäftig­en des Bankensekt­ors ist auch in Corona-Zeiten zeitgemäß. Vor allem dann, wenn sie nach mehreren Nullrunden erfolgt.

Die Luxemburge­r Finanzinst­itute stehen gut da.

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