Schluss mit den Ausreden
Zeiten der Krise sind immer Zeiten der Ausrede. Auch in dieser Hinsicht hat die Corona-Pandemie ganz besondere Ausmaße angenommen. Neun Monate nach Ausbruch der Krise wird Corona weiterhin als pauschale Entschuldigung für viele unangenehme Entscheidungen und Maßnahmen angeführt. Ob Abbau von Mitarbeitern, Schließung von Agenturen oder Erhöhung von Preisen – durch die Corona-Krise sei es unvermeidlich geworden, Kosten zu sparen, Einnahmen zu steigern oder auf das veränderte Kundenverhalten zu reagieren.
Natürlich: Die Corona-Pandemie hat für viele Wirtschaftsbereiche verheerende Folgen. Viele Unternehmen stehen vor einer existenziellen Bedrohung, Tausende Beschäftigte sind in Kurzarbeit oder bangen um ihren Job. Viele Maßnahmen haben ihre Berechtigung, weil die Lage in vielen Branchen weiterhin angespannt ist. Aber jetzt, da wir mittlerweile wieder Licht am Ende des Tunnels sehen, die Menschen Zugang zu Impfstoffen haben werden, die Prognosen nach oben zeigen, kann man sich schon einmal darüber wundern, bei welchen Anlässen Corona noch als Rechtfertigung herhalten muss.
Gerade im Bankensektor darf Corona nicht als Ausrede bei der anstehenden Tarifrunde genutzt werden. Viele „Probleme“existierten schon vor der Krise und wurden durch diese allenfalls deutlicher sichtbar. Sozialpläne und Filialschließungen sind schon lange Normalität bei den Finanzinstituten. Ursache ist nicht die Corona-Krise, sondern die zu lange passive Haltung in Bezug auf die durch die EZB-Politik wegbrechenden Erträge, die verschlafene Tendenz zur Nutzung digitaler Werkzeuge und bei manchen Instituten die fehlende Suche nach neuen Geschäftsmodellen.
Vor allem aber haben die Banken die Corona-Krise bisher gut gemeistert. Seit Beginn der Krise heißt es: „Das Bankensystem steht viel robuster da als während der Finanzkrise von 2008.“„Die Banken sind in der Lage, die neuen Herausforderungen zu meistern“, betont immer wieder die Luxemburger Bankenvereinigung ABBL. Auch europaweit sind sich die Finanzexperten einig: Angesichts der guten Kapitalausstattung vor der Pandemie und der eingeleiteten Maßnahmen zur Überwachung der Stabilität des Finanzsystems kann eine Finanzkrise verhindert werden. Und: Der europäische Bankensektor hat sich in der Covid-19-Krise bisher behaupten können. Die Ratingagentur Moody’s betont in ihrem jüngsten Bericht: Die Luxemburger Finanzinstitute stehen gut da. Luxemburg ist das Land mit der niedrigsten Rate an „faulen Krediten“, die Eigenkapitalreserven der Banken sind nach wie vor sehr hoch. Und die Agentur geht davon aus, dass sich das Bankgeschäft nächstes Jahr deutlich erholen wird.
Wer trotz Corona-Pandemie wirtschaftlich gut dasteht, sollte nicht vergessen, bei allen, die dazu beigetragen haben „Danke!“zu sagen. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten kommt es darauf an, den Wert des Mitarbeiters zu betonen und eine Zukunftsperspektive zu bieten. Also ja, eine Gehaltserhöhung für die Beschäftigen des Bankensektors ist auch in Corona-Zeiten zeitgemäß. Vor allem dann, wenn sie nach mehreren Nullrunden erfolgt.
Die Luxemburger Finanzinstitute stehen gut da.