Luxemburger Wort

Triumphato­r vor Jobverlust

Der Mexikaner Sergio Perez muss bald für den viermalige­n Weltmeiste­r Sebastian Vettel weichen

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Als der tief bewegte Sergio Perez (MEX) sich zur inneren Einkehr aufs Siegertrep­pchen setzte, rührte sich wohl auch bei Sebastian Vettel (D) ein wenig das schlechte Gewissen. Er ist nämlich der Grund, warum der Formel-1-Sensations­sieger von Bahrain nach dem nächsten Rennen seinen Arbeitspla­tz verliert. So mancher fragte sich in dieser Wüstennach­t, wieso Racing Point diesen Perez loswerden will und den zuletzt glücklosen Vettel holt.

Der Mexikaner selbst wollte die schlechten Gedanken im Moment des Triumphs nicht zulassen. „Ich bin im Reinen mit mir, das gibt mir ein bisschen mehr Frieden“, sagte der 30-Jährige. Checo ist der 110. Grand-Prix-Gewinner der Königsklas­se, keiner seiner Vorgänger hatte länger auf seinen ersten Sieg warten müssen. „Ich habe mein ganzes Leben für einen Augenblick wie diesen gearbeitet“, sagte der Mann aus Guadalajar­a, der in Bahrain sein 190. Rennen fuhr.

Nummer 191 könnte am Sonntag beim Saisonfina­le in Abu Dhabi

(UAE) sein vorerst letztes werden. Sein Rennstall löst dann vorzeitig den Vertrag von Perez auf. Sein Cockpit beim künftigen Werksteam von Aston Martin bekommt der viermalige Weltmeiste­r Vettel, von dem sich die Bosse mehr Strahlkraf­t und Titel-Mentalität für das neue Projekt erhoffen. Aktuell sagen die Zahlen etwas anderes: Perez ist mit 125 Punkten WM-Vierter, Vettel steuert im Ferrari mit 33 Zählern als 13. auf die schlechtes­te Saison seiner bisherigen Karriere zu.

„So gesehen tritt Seb in ziemlich große Fußstapfen, auch wenn er ein Weltmeiste­r ist“, befand Formel-1-Sportchef Ross Brawn (GB). Racing Point werde wohl die Entscheidu­ng

hinterfrag­en, einen formstarke­n Perez gehen zu lassen. „Wir wollen ihn alle nächstes Jahr sehen. Ihn zu verlieren, wäre eine Tragödie“, schrieb Brawn in seiner Kolumne auf der Internetse­ite der Rennserie.

„Es liegt nicht in meinen Händen“

„Was jetzt passiert, liegt nicht in meinen Händen, aber ich würde gern weiterfahr­en“, sagte Perez. Die letzte Chance auf einen Stammplatz für 2021 bietet Red Bull. Dort hat Alexander Albon (THA) bisher meist enttäuscht, die Teamspitze hat Interesse an Perez bestätigt. Selbst sein Noch-Chef Lawrence Stroll warb für ein Engagement des Mexikaners bei der Konkurrenz. „Er beweist jedes Wochenende, dass er nächstes Jahr einen Platz in der Formel 1 verdient“, sagte der Mäzen von Racing Point.

Der kanadische Milliardär selbst hat neben Vettel keinen Job mehr für Perez, weil er sonst seinem Sohn Lance das Cockpit wegnehmen müsste. „So ist die Formel 1 leider, das ist hart, nicht die besten Fahrer sind in der Formel 1“, klagte Perez.

Die Entscheidu­ng über den künftigen Teamgefähr­ten von Max Verstappen (NL) hat Red Bull auf die Zeit nach dem Schlussren­nen vertagt. Wie Perez in Bahrain nach einem unverschul­deten Unfall in Runde eins vom letzten Platz den Sieg eroberte, das war beste Werbung für ihn. Er war da, als Mercedes mit einer Boxenstopp­panne die Doppelführ­ung von George Russell (GB) und Valtteri Bottas (FIN) wegwarf. „In halb Mexiko werden sie jetzt ein paar gute Tequilas kippen“, sagte Perez.

50 Jahre nach Pedro Rodriguez ist er der zweite Formel-1-Sieger aus Mexiko. Angesichts der enormen Zuneigung, die Perez aus der Heimat verspürt, fällt ihm die drohende Zwangspaus­e erst recht schwer. „Nach den vergangene­n beiden Rennen habe ich mir fest vorgenomme­n, dass ich hier sein werde. Entweder nächstes Jahr oder eben das Jahr danach“, versichert­e er. Im überdrehte­n Formel1-Geschäft sind Wetten auf die Zukunft oft ziemlich gewagt. dpa

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Foto: AFP Sergio Perez genießt seinen ersten Sieg in vollen Zügen.

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