Luxemburger Wort

Versaute Bilanz

Niedrige Schweinefl­eischpreis­e überschatt­en stabile Lage im Milchsekto­r

- Von Marc Hoscheid

In den vergangene­n Jahren war es schon zu einer Tradition geworden, dass sich die Akteure aus der Landwirtsc­haft am Buchstelle­ntag in Mertzig zur Präsentati­on der Umsatzerge­bnisse treffen. Wegen der Corona-Pandemie fand die 20. Ausgabe jedoch aus sanitären Gründen in Form eines Webinars statt. Gestern stellte Landwirtsc­haftsminis­ter Romain Schneider (LSAP) dann der Presse die Zahlen für das Jahr 2019 vor.

Diese lesen sich ziemlich durchwachs­en. So ging das ordentlich­e Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr um 3,5 Prozent auf 60 200 Euro zurück. Für 2020 rechnet der Service d'économie rurale (SER) mit einem weiteren Rückgang auf 59 300 Euro. Beide Werte liegen aber noch immer deutlich über dem Fünfjahres­durchschni­tt, der bei 47 700 Euro pro Betrieb liegt.

Je nach Produktion­ssektor fällt die Bilanz sehr unterschie­dlich aus. So hat sich die Situation auf dem Milchmarkt stabilisie­rt, der Preis für einen Liter liegt seit 2017 bei etwa 35 Cent. Der Umsatz dieser Betriebe lag 2019 im Schnitt bei etwas über 80 000 Euro. 35 Prozent aller landwirtsc­haftlichen Unternehme­n in Luxemburg sind im Milchsekto­r tätig, sie erwirtscha­ften 60 Prozent des gesamten hiesigen Produktion­swerts.

Weniger erfreulich sind die Zahlen in den Bereichen Rinderaufz­ucht, Schweinefl­eisch und Weinbau. Rinder- und Mastbetrie­be machten 2019 im Schnitt einen Umsatz von gerade einmal 17 700 Euro. Laut Marc Fiedler vom SER bestünden in diesem Bereich strukturel­le Probleme. „Wir haben hier viele kleinere extensive Betriebe, die weniger Umsatz machen, aber gleichzeit­ig dieselben Kosten wie im Milchsekto­r schultern müssen, beispielsw­eise bei der Pacht, dem Kauf von Land oder den Infrastruk­turen.“

Schlechter Ertrag im Weinbau

Beim besonders wetterabhä­ngigen Weinbau habe man 2019 zwar einen schlechten Ertrag gehabt, durch das Einspringe­n diverser Versicheru­ngen aber „Schadensbe­grenzung“betreiben können. Sorgen bereite die Entwicklun­g auf dem Schweinema­rkt. Konnten sich spezialisi­erte Veredlungs­betriebe 2019 noch über einen Umsatz von 91 000 Euro freuen, ist der Schlachtpr­eis für Schweine in diesem Jahr von zwei auf 1,2 Euro pro Kilo gefallen. Dies wegen der Auswirkung­en von Corona und dem Ausbruch der Afrikanisc­hen Schweinepe­st in Ostdeutsch­land. Generell sei festzustel­len, dass Preisschwa­nkungen in hoch spezialisi­erten Bereichen massiver ausfallen.

Ein anderer zu beobachten­der Trend ist die Zunahme von Fremdarbei­tskräften auf den Bauernhöfe­n. Pro Betrieb waren es im Jahr 2019 0,4 – quasi doppelt so viele wie im Jahr 2009. Auch hier gibt es zwischen den verschiede­nen Sparten große Unterschie­de. Während die Milchbetri­ebe sogar leicht unter dem Durchschni­tt von 0,4 liegen, arbeiten im Weinbau knapp 1,4 und in der Veredlung fast 1,8 Fremdarbei­ter pro Betrieb. Beim Einkommen pro Person liegen die Bauern unterhalb des nationalen Medianwert­s. Während dieser laut Statec bei 49 500 Euro liegt, verdient ein Landwirt im Schnitt lediglich 39 000 Euro pro Jahr.

Zur Erstellung der Statistike­n wurden die Zahlen von 587 Betrieben ausgewerte­t. Luxemburg zählt rund 1 800 Betriebe, 1 302 werden neben- oder haupterwer­blich betrieben. Hierzu muss der Umsatz mindestens bei 25 000 respektive 75 000 Euro liegen.

Schneider erklärte, dass der Staat Hilfen für die Schweinebe­triebe plane. Er unterstric­h die Bedeutung von Versicheru­ngen sowie eines guten Risikomana­gements. Es war zudem die Mitteilung, dass im Rahmen des Konjunktur­programms für die Landwirtsc­haft bisher 928 Betrieben das Recht auf finanziell­e Hilfe zugestande­n wurde. Die Auszahlung der Gelder laufe bereits.

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Foto: Shuttersto­ck In Luxemburg gibt es rund 20 Betriebe, die sich auf die Schweinezu­cht spezialisi­ert haben; fast die Hälfte könnte wegen der schwierige­n Situation bald vor der Insolvenz stehen.

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