Luxemburger Wort

Die Pandemie wird sichtbar

Lycée-Direktor Marcel Kramer erstellt Statistike­n, um zu informiere­n

- Von Diana Hoffmann

Luxemburg. „In den sozialen Medien sind Menschen unterwegs, die irgendwie alles anzweifeln“, sagt Marcel Kramer und bezieht sich damit unter anderem auf Personen, die meinen, das Corona-Virus sei nur halb so schlimm. Durch das Bereitstel­len von Statistike­n in den sozialen Medien möchte er daher für jeden verständli­ch über den Verlauf der Pandemie aufklären. Sein Drang, Sachen erklären zu wollen, mag davon kommen, dass er Physiklehr­er ist. Heute arbeitet er als Direktor im Lycée classique de Diekirch und in seiner Freizeit ist er sozusagen Hobby-Statistike­r. Denn, seit Beginn der Corona-Pandemie in Luxemburg lädt er seine Statistike­n in den sozialen Medien über Facebook und Instagram hoch.

Seit einigen Wochen hat er nun sein Repertoire um ein Grafik-Modell erweitert: die Heatmaps. Dies sind Diagramme zur Visualisie­rung von Daten anhand von Farben. Somit wird zum Beispiel in einem der Diagramme durch Rot unterstric­hen, in welcher Altersgrup­pe in den vergangene­n Wochen die höchsten Zahlen an Corona-Neuinfekti­onen nachgewies­en wurden (siehe Grafik 1). Bei dieser Art der Darstellun­g wird aber nicht dem Umstand Rechnung getragen, dass es in der Bevölkerun­g weniger über 80-Jährige gibt, als etwa unter 30-Jährige. Dies wird in der Grafik 2 dargestell­t. So wird etwa deutlich, dass

Mit den Heatmaps sieht man, wie sich die Pandemie von einer Alterskate­gorie in andere ausbreitet. Marcel Kramer, Direktor des Lycée classique de Diekirch

wenn 180 Personen in der Altersgrup­pe 80 plus in der besagten Woche infiziert waren, das dann mit 72 Personen pro 10 000 Einwohner recht viele sind. Oder etwa, dass bei der Gesamtzahl die Zehnbis 19-Jährigen bei den Neuinfekti­onen mit 497 Fällen in der Woche zwar im Schnitt lagen, es jedoch mit 75 Personen pro 10 000 Einwohner ebenfalls viele sind.

Visualisie­rungs-Instrument

„Mit den Heatmaps sieht man, wie sich die Pandemie von einer Alterskate­gorie in andere ausbreitet. Im Sommer waren mehr 20- bis 30Jährige infiziert und somit gab es weniger schlimme Krankheits­verläufe. Danach, ab etwa der 38 Woche, haben diese wohl ihre Eltern infiziert. Dort färben sich dann die Kästen der 30- bis 50-Jährigen Gelb. Ab der 42. und 43. Woche sind die Zahlen der Neuinfekti­onen dann explodiert. Die Zahl der über 80-Jährigen, die sich infiziert haben, hat sich verdreifac­ht“, erklärt Marcel Kramer. Leider ist jedoch nicht bekannt, wie viele Tests in den jeweiligen Alterskate­gorien durchgefüh­rt wurden. Wird in einer Kategorie, zum Beispiel bei den Schülern, mehr getestet, so hat dies zur Folge, dass auch die Zahl der positiven Fälle höher ist, als etwa in anderen Kategorien. Bei den Schlussfol­gerungen ist also Vorsicht angebracht. Die Tabelle zeigt nämlich mehr die Entwicklun­g der Zahlen, als dass etwas aus deren absoluter Größe abzulesen ist.

Neben der neuen Form der Heatmaps hält Marcel Kramer das Pandemie-Geschehen aber auch anhand der täglichen Gesamtzahl der Neuinfekti­onen im Auge (Grafik 3). Und dabei gibt es zurzeit positive Nachrichte­n. Nachdem am 23. Oktober die neuen CoronaMaßn­ahmen von maximal vier Besuchern und die Ausgangssp­erre verkündet wurden, war eine Woche später um den 30. Oktober der bisherige Höhepunkt der Pandemie erreicht. „Seitdem gehen die Zahlen langsam aber sicher runter. Seit einer guten Woche sinkt ebenfalls die Zahl der Krankenhau­seinweisun­gen, wenn auch nur leicht“, betont Marcel Kramer. Von den neuen Maßnahmen, die am 24. November in Kraft getreten sind, sind indes noch keine Auswirkung­en sichtbar. Auch die Anzahl der aktiven Infektione­n scheint sich zu stabilisie­ren und sinkt langsam, was der Buckel in Grafik 4 zeigt.

Um nun Vergleiche zwischen der ersten und der zweiten Welle zu ziehen und daraus Vorhersage­n zum weiteren Verlauf der Pandemie zu treffen, ist jedoch nicht wirklich möglich. Im März war die Teststrate­gie eine andere und es wurden weniger Menschen getestet. Das Argument, dass es momentan mehr positive Fälle gibt, weil mehr getestet wird, ist jedoch falsch, wie Grafik 5 zeigt. In dieser sind die Positivitä­tsrate und die Anzahl der durchgefüh­rten Tests abgebildet. Im Sommer waren deutlich weniger als ein Prozent der Tests positiv. Im Oktober ist die Positivitä­tsrate dann stark gestiegen und liegt aktuell etwa zwischen fünf und sechs Prozent. Dies ist ein deutliches Zeichen dafür, dass ein erhöhtes Infektions­geschehen vorliegt.

In der Zahl der Krankenhau­seinweisun­gen und der Toten ist jedoch ein Unterschie­d zu der ers

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Grafik 3: Die täglichen Neuinfekti­onen zeigen den Verlauf der Pandemie. Auch wird in dieser Grafik ersichtlic­h,welche Wirkung die Corona-Maßnahmen der Regierung auf die Anzahl der Neuinfekti­onen hat.
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Grafik 2: Die Tabelle zeigt die Neuinfekti­onen pro Woche in der jeweiligen Alterskate­gorie pro 10 000 Einwohner. Dies, da in der Bevölkerun­g nicht gleich viele Menschen einer Kategorie leben.
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Grafik 1: In den Wochen, wo sich die Kästchen Rot färben, gab es besonders viele Neuinfekti­onen in der jeweiligen Alterskate­gorie. w48 sind die aktuellste­n Zahlen, welche die Santé immer mittwochs veröffentl­icht.

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