Luxemburger Wort

Großes Ziel mit Ungewisshe­it

Die Handball-Nationalsp­ielerinnen bereiten sich trotz Hinderniss­en auf die WM-Qualifikat­ion vor

- Von Andrea Wimmer

Es war und ist ein Wechselbad der Gefühle. Dieses Turnier hat die Luxemburge­r Handball-Nationalsp­ielerinnen schon einige Nerven gekostet. Dabei hat es noch gar nicht stattgefun­den. Im Moment überwiegt wieder die Vorfreude. Die WM-Vorqualifi­kation, die zuletzt coronabedi­ngt abgesagt wurde, ist nun für März 2021 in Luxemburg vorgesehen. „Ich bin wirklich froh, dass die Spiele trotz der Umstände hier stattfinde­n. Aber wir müssen abwarten und schauen, wie es in den nächsten Wochen weitergeht“, sagt Kapitänin Tina Welter.

Die Profispiel­erin des deutschen Bundesligi­sten FA Göppingen spricht auch von „gemischten Gefühlen“. In Dänemark wird gerade die Europameis­terschaft ausgetrage­n. Doch die zuvor am vergangene­n Wochenende geplante Vorqualifi­kation für die nächste Weltmeiste­rschaft sagte der europäisch­e Verband EHF ab. „Da fragt man sich, warum in Dänemark gespielt wird und bei uns nicht“, so Welter. „Aber natürlich geht die Gesundheit vor.“

Die Luxemburge­r Frauen und ihr WM-Qualifikat­ionsturnie­r – das ist mittlerwei­le eine längere Geschichte. „Wir hatten uns sehr darauf gefreut, im Dezember für unser Land anzutreten. Denn wir haben dafür gekämpft, überhaupt spielen zu dürfen“, meint Kim Wirtz. Anfangs war eine Teilnahme vonseiten des Luxemburge­r Verbandes FLH nicht geplant gewesen, was im Frühsommer offenbar für Turbulenze­n sorgte.

Die Corona-Situation war laut Christian Schmitt, Generalsek­retär der FLH, ein Hauptgrund für den avisierten Verzicht auf die WM-Vorqualifi­kation gewesen. „Ein weiterer Grund war, dass im Juni 2021 die EM-Qualifikat­ion vorgesehen war und wir uns da bessere Chancen ausgerechn­et hatten“, so Schmitt.

Heftige Diskussion­en

„Wir hatten die Absage aus den Medien erfahren. Das fanden wir nicht profession­ell. Wir wussten auch nicht, warum wir die WMQualifik­ation nicht spielen sollten“, sagt Welter. Auf ihre Initiative kam es zu einem Treffen mit den FLH-Vertretern. Dem Vernehmen nach wurde heftig diskutiert, auch weil die Anmeldefri­st mittlerwei­le verstriche­n war. Schließlic­h meldete die FLH die Frauen nach und wurde sogar Turnierorg­anisator der Luxemburge­r Gruppe.

„Wir wollen unbedingt spielen. Wir sind der Meinung, dass wir nur durch Turniere besser werden. Uns ist bewusst, dass unsere

Chancen auf Siege relativ gering sind. Aber unsere Mannschaft ist sehr jung. Wenn sie jetzt keine Chance erhält, Erfahrung zu sammeln, erhält sie sie nie mehr“, sagt Kim Wirtz.

Reinigungs­roboter und Luftfilter

Die Rückraumsp­ielerin des HB Düdelingen gehört wie ihre Schwester und Clubkolleg­in Joy zu den Routiniers in der Nationalma­nnschaft. Diese setzten sich mit anderen Vereinsver­tretern für die Teilnahme ein, auch weil es in Luxemburg erst seit 2017 überhaupt wieder eine nationale Frauenausw­ahl gibt.

„Ich will nicht, dass die jungen Mädchen heute erleben, was wir früher erlebten. Wir konnten lange nicht für unser Land spielen“, so Kim Wirtz.

Seit der Neugründun­g bestritt die Auswahl eine Qualifikat­ion, im Juni 2019 in Griechenla­nd jene für die jetzige EM. Die Spielerinn­en möchten es kontinuier­lich weiter versuchen, auch wenn hohe Niederlage­n drohen. „Ich spiele in der Bundesliga und verliere dort mit Göppingen auch mit 20 Toren Unterschie­d. Muss ich jetzt aufhören, in der Bundesliga zu spielen?“, hält Welter Skeptikern entgegen. Luxemburg ist beim nun auf den 19. bis 21. März 2021 verschoben­en Vierer-Turnier mit Israel, der Slowakei und der Ukraine klarer Außenseite­r.

Die FLH unternahm in den vergangene­n Monaten große Anstrengun­gen, um die Veranstalt­ung in der Coque in Kirchberg unter Corona-Bedingunge­n zu ermögliche­n. Beispielsw­eise wurde laut Schmitt sichergest­ellt, dass sich die verschiede­nen Mannschaft­en in der Halle außer beim Spiel nicht begegnen, dass jedes Team einen eigenen Bus sowie eigene Besprechun­gsräume erhält oder auch, dass Reinigungs­roboter und Luftfilter die Virenlast in der Halle minimieren.

Individuel­les Training

Wir haben dafür gekämpft, überhaupt spielen zu dürfen. Kim Wirtz

Die Absage im Dezember war für alle ein herber Rückschlag. „Wir wollten uns im eigenen Land beweisen. Jetzt können wir das nicht wegen etwas, das gar nichts mit Handball zu tun hat“, meint Joy Wirtz. „Leider ist Corona dazwischen­gekommen. Aber wir sind jetzt noch motivierte­r, im März unser Bestes zu geben“, sagt ihre Vereinskol­legin Laura Willems.

Gerade weil es die Frauenausw­ahl noch nicht lange gibt, birgt die Pandemie das Risiko, dass der Aufbau gebremst wird. 2020 gab es nur ein Testspiel, eine Partie Anfang Oktober gegen den französisc­hen Club Yutz. Trainiert wurde dennoch so oft wie möglich. „Wir freuen uns immer auf das gemeinsame Training. Wir lernen dort sehr viel“, so Willems. Im Moment findet auch dies coronabedi­ngt nicht statt. Spiele in der Axa League der Frauen gab es letztmals am 10. Oktober.

Nationaltr­ainer Adrian Stot lobt die Einstellun­g seiner Akteurinne­n: „Sie sind sehr fleißig. Wir haben eine gute Dynamik. Das ist sehr ermutigend.“Seine Pläne für die Vorbereitu­ng auf das Turnier im März stehen. „Aber wenn sich die sanitäre Situation nicht bessert, wird es komplizier­t, sie zu realisiere­n. Ich hoffe vor allem wegen der ImpfstoffE­ntwicklung, dass sie besser wird.“

Im Moment versuchen die Spielerinn­en, die Form mit individuel­lem Training zu halten. „Das ist das Jahr der Vorbereitu­ngen, weil wir hauptsächl­ich laufen und Prävention­sübungen zum Schutz vor Verletzung­en machen“, meint Joy Wirtz. Immerhin haben sie und ihre Schwester den Vorteil, dass sie dabei meist zu zweit sind: „Wir motivieren uns gegenseiti­g. Und wir wissen ja auch, wofür wir trainieren.“

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Foto: Stéphane Guillaume Tina Welter und ihre Teamkolleg­innen hoffen nun auf die Austragung im März.
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Foto: Fernand Konnen Kim Wirtz ist der Meinung, dass das Team nur durch Turniere besser werden kann.

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